Sie wollte Model oder Tanzlehrerin werden. "Tanzen war mein Leben", sagt Bernadette de Roja. Doch dann kam alles anders. Im Alter von zwölf Jahren wurde sie in Villach von einem Lieferwagen niedergefahren. Sie wurde schwerstens verletzt und lag lange im Wachkoma. Als sie wieder zu sich kam, konnte sie nicht mehr sprechen, nicht selbstständig atmen, nicht schlucken und sich nicht mehr bewegen. De Roja hatte schwere Hirnverletzungen, saß im Rollstuhl, sogar ihr Kopf musste gestützt werden. Insgesamt zwei Jahre lang verbrachte die Villacherin in einer Spezialklinik. Ihre Prognosen waren schlecht. Der Traum vom Tanzen rückte in weite Ferne.

Und jetzt? "Ich bin so glücklich. Ich werde am Opernball tanzen", sagt Bernadette de Roja. "Ich bin im Jungdamen- und Jungherrenkomitee und werde den Ball der Bälle eröffnen."

Bernadette de Roja: "Für weitere Strecken wird der Rollstuhl immer mein Begleiter bleiben"
Bernadette de Roja: "Für weitere Strecken wird der Rollstuhl immer mein Begleiter bleiben" © Daniel Proprenter/KK

Model

Sie ist mittlerweile 25 Jahre alt und studiert Erziehungs- und Bildungswissenschaften in Graz. Für längere Wege braucht sie den Rollstuhl. Ihre rechte Körperhälfte ist stark eingeschränkt und spastisch. Kürzere Strecken kann sie aber selbstständig gehen. "Ich bin körperlich beeinträchtigt und ich stehe dazu. Trotzdem wollte ich meine Träume nie aufgeben", sagt die Villacherin. Im Jahr 2019 machte de Roja als erste Kandidatin mit Behinderung bei der "Miss Kärnten Wahl" mit. Danach bekam sie einen Job als TV-Model in einem Werbespot von Bipa.

Auch den Traum vom Tanzen gab sie nie auf. "Ich habe überall herumerzählt, dass ich einmal den Opernball oder einen anderen großen Ball als Debütantin eröffnen möchte. Das flüsterte anscheinend jemand den Organisationsbeauftragten des Opernballes zu,"  lächelt de Roja. Sie bewarb sich als Debütantin. Und siehe da. "Im Herbst 2022 erhielt ich die Nachricht, dass ich ins Jungdamen- und Jungherrenkomitees des Opernballs und des Juristenballs aufgenommen wurde. Das ist mega."   Bereits seit Monaten absolviert sie Tanztrainings bei Tanzlehrer Sascha Jost in Villach und "macht eine Wahnsinns-Physio-Therapie mit Gleichgewicht-, Ausdauer- und Muskelübungen".

Bernadette de Roja
Bernadette de Roja © Privat/KK

Am Wochenende fanden in Wien die ersten Tanzproben statt. Wenn alles klappt, erfüllt sich am 16. Februar der nächste große Wunsch von Bernadette de Roja: Sie wird am Opernball in der Wiener Staatsoper debütieren. Sie, die sich jahrelang kaum bewegen konnte. Sie, die unter Schmerzen und mit viel Trainings wieder gehen lernen musste. Sie hat es wieder einmal geschafft, sich einen Traum zu erfüllen. "In den Jahren nach meinem Unfall war ich sehr oft sehr verzweifelt. Doch jetzt führe ich so ein cooles Leben", fasst sie zusammen. "Ich möchte am Opernball eine Botschafterin für Diversität sein. Ich finde es einfach toll, dass Menschen wie ich, dass Menschen mit Behinderung, in die Öffentlichkeit gerückt werden. Das muss viel öfter passieren. So oft, bis es normal ist. Denn es ist normal, dass wir ein Teil dieser Gesellschaft sind."