Für die Wahl entscheidend sind sie kaum, übermäßig beliebt bei vielen Menschen auch nicht. Dennoch können die meisten Parteien, ob in Kärnten oder anderswo, nicht darauf verzichten. Die ersten Plakatwellen des Landtagswahlkampfs werden demnächst über freie Flächen aller Art hereinbrechen. Auch in durchwegs digitalisierten Zeiten will man die Aufmerksamkeit nicht alleine den Mitbewerbern überlassen. Die Enthüllungen der Plakate werden mittlerweile zelebriert. ÖVP, Grüne und Neos haben am Montag zu Terminen geladen, das Team Kärnten zeigte ihr Sujet in Anbetracht der Wetterlage via Presseaussendung.
Nur noch wenig Türkis
Zum Wahlkampfauftakt hat sich ÖVP-Chef Martin Gruber als Tom Cruise in Top Gun präsentiert. Die Plakate werden ein Stück weit bodenständiger ausfallen. "Tatkräftig für eine starke Wirtschaft" oder "Standhaft, wenn andere einknicken", ist der Spitzenkandidat laut Plakaten, auf denen die Farbe Türkis übrigens nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Gruber kündigte an, Kärnten vor einem Ausverkauf schützen und die regionale Versorgung zu wollen. Obwohl aktuelle Umfragen auf eine schwierige Ausgangslage hindeuteten, werde die ÖVP "um jede Stimme kämpfen", denn er, Gruber, sei bereit, Verantwortung zu übernehmen. Im Gegensatz zu den Spitzenkandidaten anderer Parteien stelle er derzeit nicht den Anspruch, Landeshauptmann zu werden. "Dazu braucht es noch ein paar Jahre konsequenter Arbeit."
Wechsel- und Aufbruchstimmung
"Wer, wenn nicht er?", fragte Wolfgang Schüssel einst. "Wann, wenn nicht jetzt?", fragt Gerhard Köfer auf seinen Plakaten. In der aktuellen Regierung macht der Chef des Team Kärnten "dramatische Probleme im Gesundheits- und Pflegebereich, Abwanderung sowie Postenschacher und Parteibuchwirtschaft" aus. „Das Plakat soll eine Form von Wechsel- und Aufbruchstimmung verdeutlichen. Beides haben wir am Freitag bei unserem Wahlkampfauftakt sowie in unzähligen persönlichen Gesprächen mit Bürgern hautnah erleben dürfen", sagt Köfer.
Spruch von Van der Bellen
Für die Grünen steht nicht nur die Welt kopf, sondern auch Spitzenkandidatin Olga Voglauer. Kein Fehler des Tapezierers, sondern bewusst. Mit der Frage "Pellets oder Putin?" bedient man sich eines Spruchs von Bundespräsident Alexander Van der Bellen aus seiner Zeit als Wahlkämpfer für den Nationalrat im Jahr 2008. "Ohne uns hat der Klimaschutz in Kärnten keine Stimme", bekräftigt Voglauer. Der Wahlkampf ist zu großen Teilen auf das Grünen-Kernthema zugeschnitten. Voglauers Lieblingswort lautet "Gemma". In der ersten Plakatwelle die Antwort auf die Frage "Daham schützn?"
Chefin im Rücken
Was für die Grünen der Klimaschutz ist, ist für die Neos die Bildung. "Das Land, in dem Leistung zählt" und "Land mit der besten Bildung" steht auf den Plakaten. Damit werden die beiden Hauptanliegen der rosaroten Partei zum Ausdruck gebracht. "Das politische Handeln hat auf unsere Kinder besondere Auswirkung. Deshalb sind wir ihnen besonders verpflichtet", sagt Spitzenkandidat Janos Juvan im dichten Schneetreiben. Als einzige Partei in Kärnten zeigen sich die Neos gemeinsam mit ihrer Parteichefin. Beate Meinl-Reisinger stärkt ihrem Kärntner Spitzenkandidaten bildlich den Rücken.
FPÖ schon plakatiert, SPÖ verzichtet
FPÖ-Chef Erwin Angerer ist bereits seit einigen Tagen im öffentlichen Raum zu sehen. Die Freiheitlichen werben mit "Kärnten zuerst". Mit dem Slogan "Ein Kärntner, der auf seine Heimat steht", setzt die FPÖ schon zu Beginn des Wahlkampfs auf eines ihrer Kernthemen. Auf eine eigene Veranstaltung zur Präsentation der Sujets haben die Blauen verzichtet.
Die SPÖ verzichtet seit dem Landtagswahlkampf 2013 auf die klassischen Plakate. "Wir wollen nicht, dass der öffentliche Raum oder die Natur damit verstellt wird. Wir wollen uns nicht am Wettlauf des 'Plakatwaldes' beteiligen", sagt Geschäftsführer Andreas Sucher. Zu sehen sein wird Landeshauptmann Peter Kaiser auf bestehenden Werbeflächen wie Rolling Boards, Digi Boards, City Lights und nicht zuletzt wieder Schneemänner. Am Mittwoch lädt die SPÖ zur "Plakat- bzw. Sujetpräsentation".