Die Zunahme ist deutlich und kontinuierlich: Im Vorjahr traten in der Diözese Gurk-Klagenfurt 5306 Personen aus der Katholischen Kirche aus, im Jahr davor waren es 4349 Frauen und Männer. Die Austrittszahlen stiegen 2022 gegenüber dem Vorjahr somit um 22 Prozent an. Gemessen an der Gesamtkatholikenzahl bedeutet der Rückgang der Katholiken "nur" 1,92 Prozent. (Österreichweit 1,96 Prozent) In Kärnten muss man die Zahlen allerdings stets auch mit Blick auf Jahre zurück bewerten: 2019, nach den Turbulenzen um Bischof Alois Schwarz, sind die Austrittszahlen explodiert: Knapp 6000 Kärntnerinnen und Kärntner (plus 65 Prozent) haben sich damals von der Amtskirche (nicht aber vom Glauben?) verabschiedet.
Kontinuierliches Minus
Mit Stichtag 1. Jänner 2023 sind in Kärnten 338.139 Personen römisch-katholisch. Das sind 59,90 Prozent der Gesamtbevölkerung. Der Wert sank also erstmals unter die 60-Prozent-Schwelle. Setzen sich die Austrittszahlen in dieser Dimension fort, so könnten in Kärnten bereits binnen fünf bis sechs Jahren weniger als die Hälfte der Landesbevölkerung römisch-katholisch sein. Wobei Kärnten wegen des Geburtenrückgangs, der Abwanderung und Überalterung der Bevölkerung anders als die anderen Diözesen vor besonderen demografischen Herausforderungen steht, die sich auch auf die Katholikenzahlen auswirken.
Im Jahr 2022 gab es allerdings auch 344 Aufnahmen in die Katholische Kirche Kärnten durch Wiederein- und Übertritte. Es ist die gleiche Zahl wie im Jahr 2021.
"Vielschichtige Gründe"
Generalvikar Johann Sedlmaier streicht trotz allem das Positive hervor und dankt per Presseaussendung der Diözese allen, "die auch in diesen schwierigen Zeiten zur Kirche stehen, ihr die Treue halten und ihren Beitrag leisten". Gleichzeitig betont der Generalvikar, dass "jede und jeder einzelne Katholik, der in der Gemeinschaft fehlt, ein Verlust ist und abgeht". Die Gründe für den Kirchenaustritt ließen sich nicht eindeutig festmachen und seien vielschichtig. Man könne aber davon ausgehen, dass für die Steigerung der Kirchenaustritte im vergangenen Jahr für manche auch die steigenden Lebenshaltungskosten, die Teuerungswelle in allen Bereichen und die hohe Inflationsrate ausschlaggebend gewesen seien, so Sedlmaier.
Viele Angebote
Darüber hinaus gebe es grundsätzlich eine generelle gesellschaftliche Tendenz zu weniger Bindung, was auch andere Institutionen und Organisationen betreffen würde. "Kirche ist für die Menschen in unserem Land da – mit seelsorglichen Angeboten, vielschichtiger Bildungsarbeit, Kinder- und Jugendpastoral, in der Begleitung und Pflege von älteren und kranken Menschen, mit karitativen Projekten, zahlreichen Lebenshilfe- und Beratungsstellen der Caritas", so der Generalvikar. Ziel für die Zukunft müsse es sein, Kräfte und Ressourcen dahingehend zu bündeln, "dass die Menschen diese Angebote der Katholischen Kirche Kärnten noch stärker als ein alltagstaugliches Lebensprogramm wahrnehmen".
Ein wichtiger Schritt in diese Richtung sei laut Sedlmaier der von Bischof Josef Marketz initiierte Kirchenentwicklungsprozess "Weil Gott Liebe ist ... Für eine Welt – in der die Menschen füreinander da sind", mit dem sich die Kirche in Kärnten in den kommenden Jahren noch mehr an den Bedürfnissen der Menschen orientieren und "aus dem Glauben heraus Kirche und Gesellschaft mitprägen" wolle.