"Liegen zehn Zentimeter Schnee auf der Straße, dann weiß jeder, es ist rutschig und er reduziert das Tempo. Bei leichtem Niederschlag wiegen sich viele in Sicherheit, wo keine ist, denn schon Nieselregen verdoppelt oder verdreifacht den Bremsweg", sagt Valentin Steinwender, Leiter des ÖAMTC Fahrtechnik Zentrums in St. Veit. Die kalte Jahreszeit bietet viele Gelegenheiten, mit dem Pkw ins Schleudern zu geraten.
"Die häufigste Rutschgefahr im Winter ist natürlich Schneefall, hier reicht schon ein am Asphalt festgedrückter Zentimeter", sagt Michael Tiefgraber von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Zamg). Aber im Winter lauern auch tückische Gefahren, die nicht allein durch Niederschlag zu Glätte führen. Bei winterlichen Temperaturen können auch Reif und Nebel gefrieren. "Reif bildet sich aus sublimierter Luftfeuchtigkeit in gasförmigem Zustand an Gegenständen. Nebel wiederum besteht aus flüssigen Wolkentropfen, die bei entsprechend tiefen Temperaturen auf den Straßen zu Eis werden", sagt Tiefgraber und erklärt, hier sei die Eisdicke noch relativ dünn und man könne hoffen, dass die Reifen wieder Grip bekommen.
So entsteht Blitzeis
Nicht so bei Eisregen und gefrierenden Regen, die zu Blitzeis führen. "Gefrierender Regen bildet sich vor allem im Übergang von kalten zu warmen Perioden. Wenn im Boden noch der Frost steckt, wir aber bereits warme Luftschichten vom Mittelmeer bekommen, dann kann es in Kärnten zu Blitzeis kommen. Die Lufttemperaturen sind im Plus, aber die Straßen sind noch frostig und sobald der Regen darauf trifft, bildet sich blitzschnell eine dicke Eisschicht." Spiegelglatt werde es auch bei "überfrierender Nässe", sagt der Meteorologe: "Wenn es etwa am Vortag geregnet hat, die Straßen nass sind und eine klare Nacht mit Temperaturen unter null Grad folgt, ist die Wahrscheinlichkeit von Glatteis in der Nacht und auch im Frühverkehr sehr hoch." Vereiste Straßen seien im Gegensatz zu Schneeglätte für Pkw-Lenker kaum erkennbar. Steinwender warnt vor allem vor schattigen Straßen, Unterführungen, Waldstücken, Schneisen und Brücken: "Dort kann es auch bei Lufttemperaturen über dem Gefrierpunkt eisglatt sein."
Geschwindigkeit anpassen
Im Winter müssen daher die Geschwindigkeit angepasst und der Abstand zum Vorderfahrzeug erhöht werden, sagt Steinwender. Jede Kurve, jedes Auto und jeder Reifen habe seinen physikalischen Grenzbereich, doch wo der liegt, wisse man erst, wenn man diesen überschritten hat: "Schafft man im Sommer eine Kurve mit 60 km/h, können im Winter schon 10 km/h zu viel sein. In unseren Fahrtrainings erleben die Teilnehmer ihre persönlichen und die physikalischen Grenzen und staunen, was zwei km/h ausmachen", erklärt Steinwender, und das helfe im Notfall, wenn es um Bruchteile von Sekunden gehe.
Ein Notfall, wie eben plötzliches Rutschen wegen Glatteis: "Da hilft nur eine Vollbremsung. Geschwindigkeit so schnell wie möglich senken. Jeder km/h, den man verringert, verhindert das Verletzungsrisiko beim Aufprall", so Steinwender, und damit es nicht so weit kommt: "Rechtzeitig vom Gas, Tempo herausnehmen, vorausschauend fahren und bei Glatteisgefahr nach Möglichkeit das Auto stehen lassen."
Um in der kalten Jahreszeit überhaupt sicher unterwegs zu sein, müssen Auto und Reifen winterfit sein: "Es gibt Vorschriften, wie das M&S-Zeichen und mindestens vier Millimeter Profiltiefe. Doch Fakt ist: Je älter der Reifen, desto weniger kann man sich auf ihn verlassen. Mit jedem Kilometer und jedem Jahr im Einsatz, durch Wind, Wetter und Ozonbelastung werden die Eigenschaften schlechter und der Bremsweg länger."