Seit Mittwoch gibt es Gewissheit: Die Anfang November in Nölbling (Gemeinde Dellach im Gailtal) getöteten 28 Schafe gehen auf das Konto von drei Wölfen. Die Ergebnisse der DNA-Proben bestätigen, dass hier ein Wolfsrudel gewütet hat. "Konkret handelte es sich bei den Wölfen um zwei Männchen und ein Weibchen", sagt Roman Kirnbauer, Wolfsbeauftragter des Landes und führt aus, dass die männlichen alpen-italienischer Herkunft sind und das weibliche Exemplar dinarisch ist, also aus Slowenien, beziehungsweise vom gleichnamigen Gebirgszug östlich der Adria stammt. Ob die Tiere in einem verwandtschaftlichen Verhältnis stehen, lässt sich aufgrund der gewonnenen Proben nicht sagen. "Wir können auch nicht ausschließen, dass es mehr als drei Wölfe waren, dafür hätte man insgesamt 150 Proben von den 28 gerissenen Schafen nehmen müssen", sagt Kirnbauer.

Beuteschlagreflex

Entdeckt wurden die toten Tiere am 2. November: Ein Zeitungszusteller, der um drei Uhr morgens den beschädigten Zaun gesehen hat, schlug Alarm. "Die Tiere waren zum Teil noch warm, es dürfte also knapp davor passiert sein. Ein Schaf war auf der Straße, dann wurde der Jagdtrieb der Wölfe angeheizt und sie hetzten die restlichen Schafe innerhalb des Zauns so lange, bis sich nichts mehr bewegte", sagte Roman Kirnbauer bei der Begutachtung vor Ort.

Der Experte erklärt, dass es sich dabei nicht um einen unkontrollierten Blutrausch der Tiere, sondern um den "Beuteschlagreflex", oder im Englischen um das "Surplus-Killing", gehandelt hat: "Ähnlich wie der Fuchs im Hühnerstall jagen die Tiere so lange, bis sich nichts mehr bewegt, sie jagen sozusagen auf Vorrat. In der freien Natur würden sie dann immer wieder zu der Stelle kommen und das Aas mit der Zeit verwerten."

Nutztierrisse explodiert

"Die Nutztierrisse sind heuer in Kärnten explodiert, aber einen so blutigen Vorfall auf einer Heimweide hatten wir bislang noch nie. Das zeigt, wozu Wölfe fähig sind, vor allem wenn es zu Rudelbildungen kommt, vor denen ich immer wieder gewarnt habe", sagt Jagd- und Agrarreferent Martin Gruber (ÖVP). Umso unverständlicher sei für Gruber, dass sich Österreich bei der gestrigen Sitzung zur Berner Konvention, bei der über die Senkung des Schutzstatus für den Wolf entschieden wurde, enthalten hat: "Anstatt mit lauter Stimme für die Interessen der österreichischen Landwirtschaft einzustehen, hat man wieder eine riesige Chance vertan". Betroffenen Bundesländern wie Kärnten bleibe daher rechtlich weiterhin nur die Möglichkeit, den Abschuss von Einzeltieren zu erlauben, wie es die Kärntner Wolfsverordnung auch vorsieht.

Risikowölfin

Bei der am 13. November entnommenen Wölfin, der erste Wolf, der in Kärnten legal geschossen wurde, handelte es sich allerdings nicht um das Weibchen dieses Rudels. "Von dieser Wölfin sind keine Nutztierrisse bekannt, so gesehen war sie keine Schadwölfin, aber eine Risikowölfin, weshalb ihr Abschuss gerechtfertigt war", sagt Kirnbauer. Bei Schadwölfen könne man in einem zeitlichen Zusammenhang Nutztierrisse nachweisen (20 in einem oder 35 in drei Monaten), "bei einem Risikowolf reden wir von einem Tier, das sich in der Nähe von besiedeltem Gebiet aufhält und sich nicht vergrämen lässt", sagt Kirnbauer.

FPÖ fordert wolfsfreies Kärnten

Der Kärntner FPÖ-Chef, Nationalratsabgeordneter Erwin Angerer und der freiheitliche Landwirtschaftskammer-Vizepräsident Manfred Muhr üben Kritik an Gruber und sehen sich bestätigt, dass die Wolfsverordnung  wirkungslos sei: "Die einzige Lösung ist ein wolfsfreies Kärnten durch Herabsetzung des Wolf-Schutzstatus. Die Regierung war untätig und hat versagt, das zeigen die über 400 nachgewiesenen Nutztierrisse allein im heurigen Jahr". Mit dem Wolf sei die Almwirtschaft in Kärnten in Zukunft tot und auch die Sicherheit der Bevölkerung gefährdet, betonen die FPÖ-Politiker.