Der Wolf sei eine "Tierart von gemeinschaftlichem Interesse, deren Entnahme aus der Natur Gegenstand von Verwaltungsmaßnahmen sein kann". Das EU-Parlament hat im Plenum in Straßburg eine rechtlich nicht bindende Resolution zu dem umstrittenen Tier verabschiedet, in der die Mehrheit der EU-Abgeordneten (302 stimmten dafür, 246 dagegen, 16 ungültig) unter anderem eine "Abschwächung des Schutzstatus" fordert. Von den österreichischen Abgeordneten setzten die ÖVP (Bernhuber, Karas, Mandl, Sagartz, Schmiedtbauer, Thaler, Winzig) und die FPÖ (Haider, Mayer, Vilimsky) dem Wolf das Messer an, während SPÖ (Heide, Regner, Schieder, Sidl, Muigg), Grüne (Vana, Waitz, Wiener) und Neos (Gamon) dagegen waren. Bisher ist der Wolf in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie als "streng zu schützende Tierart in gemeinschaftlichem Interesse" definiert.
"Zutiefst enttäuschend"
"Dass die Mehrheit der Abgeordneten der Wolfsresolution im EU-Parlament zugestimmt hat, ist ein klares Zeichen, dass die Sorgen von Landwirtschaft und Bevölkerung endlich Gehör finden. Ein längst überfälliger Weckruf auf EU-Ebene, denn der strenge Schutz des Wolfs ist schon lange nicht mehr gerechtfertigt", sagt Kärntens Agrar- und Jagdreferent Martin Gruber (ÖVP).
Als zutiefst enttäuschend bezeichnet der Landesrat hingegen das Abstimmungsverhalten der österreichischen EU-Abgeordneten von SPÖ, Grünen und Neos: "Sie haben die Resolution in allen Punkten abgelehnt und damit gezeigt, dass sie nicht auf der Seite der österreichischen Landwirtschaft stehen und auch die Ängste der Bevölkerung nicht ernst nehmen!" Denn ein Paradigmenwechsel bei der Bejagung des Raubtiers Wolf kann nur auf EU-Ebene stattfinden.
Die Resolution berücksichtige insbesondere den rasanten Anstieg der Wolfspopulation in Europa und die explodierenden Nutztierrisse durch Wölfe, auch in jenen Ländern, die angeblich erfolgreich Herdenschutz betreiben. "Die Risszahlen aus Ländern wie Frankreich und Deutschland zeigen, dass Herdenschutz nicht funktioniert und die Wolfsangriffe dadurch nicht zurückgegangen sind", stellt Gruber klar. Alleine in Kärnten wurden heuer rund 400 Nutztiere von Wölfen getötet, weitere 450 Tiere gelten nach Wolfsangriffen noch immer als vermisst.
"Panikmache"
Für eine Änderung der FFH-Richtlinie bedarf es der Zustimmung aller 27 EU-Staaten, zuständig dafür sind die Umweltminister, somit Ressortchefin Leonore Gewessler von den Grünen, die jedoch Kritik an der Resolution üben. "Es geht der ÖVP und den konservativen Parteien nicht um eine gemeinsame Suche nach Lösungen für die Bergbauern und die Almwirtschaft, sondern um Panikmache und eine Schwächung von Naturschutz", kritisiert der grüne Europaabgeordnete Thomas Waitz.
Kritik der Tierschützer
Auch Tierschutz Austria ist mit der Resolution nicht einverstanden. Der Abschuss von Problemwölfen sei faktisch nicht umsetzbar, so Tierschutz-Austria-Präsidentin Madeleine Petrovic. Kein Wolf hätte ein Schild mit "Problemwolf" umgehängt. Kritik kommt weiters vom WWF: "Luchse, Wölfe und Bären sind wichtig für die Artenvielfalt und spielen eine Schlüsselrolle für gesunde Ökosysteme", so WWF-Ökologe Christian Pichler, der betonte, dass der Schutz dieser Tierarten verbessert, nicht ausgehebelt werden müsse.