Es war sein Glück, dass er an jenem Tag nicht allein zur Arbeit fuhr. Sonst wäre er möglicherweise nicht mehr am Leben, meint Franz*, der sich gerade von einer Herz-Operation erholt. Der Tag, der sein Leben veränderte, begann wie jeder andere. Gut gelaunt setzte er sich zu einem Freund ins Auto, um einen Kunden zu besuchen. Plötzlich wurde ihm übel, mitten in der Unterhaltung, die Worte wollten nicht mehr aus dem Mund kommen. Franz wollte frische Luft, stieg aus und verlor das Bewusstsein.
Sein Freund alarmierte die Rettung. Im Krankenhaus wurden ein Schlaganfall, ein Kleinhirninfarkt, ein Aneurysma im Kopf festgestellt. Und ein Loch im Herz entdeckt, von dem vorher niemand gewusst hatte. Franz verbrachte einen Monat im Krankenhaus. Nicht nur für ihn, sondern auch für seine Frau, die vier Kinder zu versorgen hat, war das eine schwere Prüfung. Die nicht beendet war, als Franz nach Hause kam. Denn Franz war derart beeinträchtigt, dass er zuerst nicht sprechen, sitzen und gehen konnte.
Bis heute stolpert er, kann sich nur im Rollstuhl fortbewegen, nicht alleine stehen oder duschen. Wenn er geht, muss er sich irgendwo anhalten. Jetzt muss im Haus ein Badezimmer im Erdgeschoß eingerichtet werden, das er mit dem Rollstuhl erreichen kann. Über die Treppe kann er nicht alleine gehen. Wie es so weit gekommen ist, weiß Franz nicht.
Er kann sich an sein früheres Leben erinnern, nicht aber an den Hergang des Infarktes, und seither auch nicht mehr an das, was gestern war. Das Kurzzeitgedächtnis hat gelitten. Daran hat auch der Reha-Aufenthalt in einer Spezialklinik nichts geändert. Er wird in nächster Zeit weder arbeiten noch sein früheres Leben aufnehmen können. Was zur Folge hat, dass die Familie zurzeit kein Einkommen hat.
Franz ist Nebenerwerbsbauer mit sehr geringem bäuerlichen Einkommen, arbeitete hauptberuflich selbstständig. Nun fällt der Hauptteil des Einkommens weg. Er hat als Freiberufler zwar eine Unfallversicherung abgeschlossen, die jetzt aber nicht in Kraft tritt, da ein Schlaganfall nicht als Unfall gilt. Die befristete Pension lässt auf sich warten und wird wegen des noch jungen Alters von Franz gering ausfallen. Kosten, Ausgaben und Schulden, die der Familienvater übernehmen müsste, aber bleiben. Das überfordert die Mutter, die ein Kind mit schweren Entwicklungsstörungen und das jüngste, das einen schweren Herzfehler hat, zu versorgen hat. Eine große Familie war beider Ziel. Nun bricht alles auseinander.
Die kleine Isabella* war ein Frühchen, lange Krankenhausaufenthalte waren eine große Herausforderung. Isabella hat immer wieder epileptische Anfälle. Wegen des hohen Betreuungsaufwandes kann die Mutter nicht mehr ihre Arbeit in der Nachtschicht ausführen. Sie muss die Kleine nun alleine tragen – oft nachts –, und die ältere Annalisa* regelmäßig zur Logo- und Ergotherapie an weit entfernte Orte führen, was hohen Zeit- und Geldaufwand bedeutet.
Neben den Kindern muss die verzweifelte Frau nun auch ihren Mann betreuen. Ob sich sein Zustand bessert, ist ungewiss. Und die Kosten für behindertengerechte Umbauten, die auf die Familie zukommen, belasten sie sehr.
* Name und persönliche Daten von der Redaktion geändert.
Elke Fertschey