Trotz regnerischen und kühlen Wetters herrscht in Villach an diesem Tag rege Betriebsamkeit. Die Straßen und die Kaffeehäuser der Draustadt sind gut gefüllt, viele lassen es sich bei Kaffee und Mehlspeise gut gehen. Setzt man den Weg in die Klagenfurter Straße fort, fällt einem als Erstes der Sozialmarkt (SoMa)-Kärnten-Laden auf und setzt damit den Kontrapunkt zur sonst so heilen Welt.
Er ist einer von sechs in ganz Kärnten und ebenso gut besucht wie die Kaffeehäuser der Stadt, jedoch mit der Ausnahme, dass davor eine Traube an Menschen wartet, die aufgrund ihres geringen Einkommens hier günstigst Lebensmittel einkaufen können. „Gerade jetzt in Zeiten der Teuerung sind mehr und mehr Menschen in Kärnten auf die SoMa-Läden angewiesen. Wir gehen von 96.000 armutsgefährdeten Personen aus“, sagt die Geschäftsführerin von SoMa, Theres Leber.
Eine ähnliche Situation zeigt sich auch bei der Arge Sozial Villach, die dreimal die Woche eine kostenlose Lebensmittelausgabe anbietet. „Alleine heute haben wir 50 Anmeldungen für die Ausgabe“, sagt die zuständige Sozialarbeiterin Katharina Feigl. Hierbei melden sich die Menschen telefonisch an und bekommen einen Termin, um Wartezeiten zu vermeiden.
Frau Z. kann sich Lebensmittel nicht mehr leisten
Eine von ihnen ist Anna Z.*. Die über 50-Jährige kam vor ein paar Monaten unverschuldet in eine prekäre Situation, da das Unternehmen, in welchem sie arbeitete, schließen musste. Ein hohes Gehalt bezog sie nie, das Arbeitslosengeld ist dementsprechend niedrig. Sie wollte aber nicht zu Hause sitzen und warten, sie begab sich aktiv auf die Jobsuche. Sie fand als Reinigungskraft eine Arbeit. Das Ernüchternde daran aber ist, dass sie selbst mit ihrem Gehalt von knapp 1100 Euro nicht mehr über die Runden kommt.
„Wir erleben seit geraumer Zeit, dass ein immer größerer Personenkreis auf die Lebensmittelausgabe angewiesen ist“, erzählt die Geschäftsführerin der Arge Sozial Kathrin Lex-Michevc.
Die Fixkosten von Frau Z. betragen 942 Euro, Tendenz steigend. Somit bleibt für täglichen Bedarf ein Betrag von 158 Euro im Monat oder 5,26 Euro am Tag übrig. Frau Z. hätte ohne der Lebensmittelausgabe der Arge Sozial keine Chance, sich mit Lebensmitteln zu versorgen.
Lebensmittelausgabestellen benötigen Unterstützung
Initiativen wie SoMA, Tafel Österreich und Arge Sozial holen die Lebensmittel bei Handelsfilialen direkt ab, in Zeiten des Überschusses „retten“ sie diese damit. Die Verfügbarkeit geht aber nun drastisch zurück. Zum einen, weil durch moderne Bestellsysteme wenig Überschuss im Handel vorhanden ist und zum anderen, weil der Bedarf an günstigen oder gar Gratis-Lebensmitteln immer größer wird. „Gerade bei Waren, die eine längere Haltbarkeit aufweisen oder bei Hygieneartikeln, besteht ein Engpass“, berichtet Theres Leber von SoMa. Um die Produkte für die Klienten verfügbar zu halten, müssen sie teils angekauft werden.
„Kärntner in Not“ hat sich daher dazu entschlossen, mittels Lebensmittelspenden und Lebensmittelgutscheinen das Netz an Ausgabestellen direkt zu unterstützen. Da sich die Lage in den nächsten Monaten zuspitzen wird, bittet „Kärntner in Not“ unter der Kennziffer 1 um Spenden, um Menschen wie Anna Z. auch weiterhin unterstützen zu können.
* Name und persönliche Daten von der Redaktion geändert.
Albert Lesjak