"Ohne Hund wäre ich eingesperrt und würde wie eine Gefangene leben", sagt Sonja Maria Riegler aus Spittal an der Drau. Die 41-Jährige hat Epilepsie. Ihr Assistenzhund Frederik hilft ihr, mit dieser Krankheit besser klarzukommen. "Er ist ein Signalhund für Epilepsie und zeigt mir die Anfälle an, bevor ich sie bekomme. Wenn er mir bestimmte Zeichen gibt, weiß ich, dass ein Anfall naht", schildert die Frau.

Sie habe die schwerste Form von Epilepsie mit einem Behindertenstatus von 90 Prozent, schildert die Betroffene. "Manchmal habe ich mehrere Anfälle täglich." Leichte, fokale Anfälle seien wie eine Art Blackout. "Bei schweren Anfällen komme ich erst im Krankenhaus wieder zu mir." Sie habe gelernt, mit Epilepsie zu leben, sagt Riegler. "Es ist ein Mist, diese Krankheit zu haben. Früher habe ich deshalb viel geweint, heute kann ich aber auch lachen."

Signal

Besonders glücklich ist sie über ihren Labrador-Retriever Frederik. Dank des Hundes kann sie ihre Wohnung selbstständig verlassen, einkaufen gehen, Spaziergänge machen und verschiedene Dinge erledigen. "Der Hund ist seit einem Jahr bei mir und noch in Ausbildung. Aber er kann schon sehr viel. Wenn er merkt, dass ich einen Anfall bekomme, wird er unruhig und benimmt sich anders. Er weist mich etwa durch Anstupsen darauf hin, dass ich bald einen Anfall haben werde. Das nennt man gewollter Ungehorsam", erzählt Riegler. Wenn Hund Frederik sein Verhalten schlagartig ändert, weiß sein Frauchen also: Der nächste Anfall ist nicht weit.

Notfall

Was kann Riegler dann tun? "Ich habe mehrere Möglichkeiten. Ich kann telefonisch Hilfe holen oder ein Notfallmedikament einnehmen. In jedem Fall lege ich aber meine Brille ab und entferne alle gefährlichen Gegenstände, die in meiner Nähe sind, damit ich mich nicht verletze, während ich den Anfall habe."

Frederik ist erst ein Jahr alt, mit 18 Monaten kann er frühestens eine staatliche Prüfung als Assistenzhund ablegen. Es gibt keine Garantie dafür, dass er alle Gesundenuntersuchungen und Prüfungsaufgaben schafft, die er als offizieller Assistenzhund braucht. Aber die Chancen stehen gut, meint Riegler. "Frederik muss nur noch lernen, meine Anfälle früher anzuzeigen. Derzeit reagiert er etwa fünf Minuten bevor ich einen Anfall bekomme."

Hundetrainerin Kati Kohoutek von Pfotenassistenz unterstützt die sogenannte Selbstausbildung von Riegler und ihrem Frederik. Expertin Kohoutek: "Der Hund merkt entweder durch die Verhaltensänderung seines Frauchens, dass ein epileptischer Anfall kommt oder er riecht es durch die Stoffwechselveränderung der Betroffenen."

Frederik ist ein Asstizenhund in Ausbildung. Er kann epileptische Anfälle anzeigen, bevor sie kommen
Frederik ist ein Asstizenhund in Ausbildung. Er kann epileptische Anfälle anzeigen, bevor sie kommen © Kleine Zeitung / Weichselbraun

Auch als unser Fotograf bei Sonja Maria Riegler im Garten war, hatte sie einen epileptischen Anfall. Der zuerst am Boden liegende Hund ist plötzlich aufgestanden und begann mit seinem Anzeigeverhalten. Dann legte sich Riegler im Beisein der Hundetrainerin in die Wiese und bekam den Anfall, der nach wenigen Minuten vorbei war. Alle Beteiligten waren darauf vorbereitet, dass so etwas passieren kann und hatten sich abgesprochen, was im Fall des Falles zu tun ist. "Für mich gehören diese Anfälle zum Alltag. Manchmal äußern sie sich auch so, dass ich plötzlich orientierungslos werde oder nicht mehr wahrnehme, was jemand sagt", erklärt Riegler.

Mehr Mut

Die 41-Jährige hat eine Hauskrankenhilfe, die dreimal täglich zu ihr kommt und eine Heimhilfe, die für sie einkaufen geht. Riegler wird auch von einer Erwachsenenvertreterin (früher Sachwalterin) unterstützt. Die Mitarbeiterin von "VertretungsNetz" Villach regelt für Riegler zum Beispiel finanzielle Belange. Die Erwachsenenvertreterin war es auch, die einen Spendenaufruf für Frederiks Ausbildung gestartet hat, die Tausende Euro kostet. Der Verein "Kärntner in Not" unterstützt die Ausbildung finanziell. "Ein Assistenzhund bedeutet für die Betroffene mehr Sicherheit und Eigenständigkeit, deshalb habe ich mich dafür eingesetzt", sagt die VertretungsNetz-Mitarbeiterin.  Und Sonja Maria Riegler setzt nach: "Durch Frederik ist mein Leben einfach besser, weil ich mich mit ihm an meiner Seite mehr traue."

Frederik, Sonja Maria Riegler und Hundetrainerin Kathi Kohoutek
Frederik, Sonja Maria Riegler und Hundetrainerin Kathi Kohoutek © Kleine Zeitung / Weichselbraun