Schlagerstar Gottfried "Friedl" Würcher und seine Nockis legen die Gitarren ab, schmeißen das Mikro in die Ecke, setzen ein Headset auf und wechseln von der Bühne hinter die Schreibtische eines Call-Centers. Genauer gesagt zu "Call & Mail und SMS" im Styria-Mediacenter in Klagenfurt, wo auch die Kleine Zeitung und die Antenne Kärnten ihre Redaktionen haben. 40 Jahre auf der Bühne und nun ein Acht-Stunden-Bürojob? Ein Alptraum für jeden Fan des Nockalm Quintetts, doch am Freitag wurde er Realität.
Würcher ist glücklich
Allerdings nur für einen Tag lang. Den "Bürojob" machten die Nockis für den Videodreh zu ihrer neuen Single "Da geht noch mehr". Die neue "Realität" wurde nur gespielt und Bandleader Würcher weiß, welches Glück er hat, dass das so ist: "Ich habe Spengler gelernt, doch dazu habe ich kein Talent, nach 14 Tagen bin ich ausgebrochen und auf die Bühne gelaufen. Ich habe großen Respekt vor Menschen, die es schaffen, fixe Arbeitszeiten zu haben und acht Stunden hinter einem Schreibtisch zu sitzen. Ich kann das nicht, deswegen macht auch Wilfried (Anm. Bandkollege Wilfried Wiederschwinger) bei uns das Backoffice".
Auch im Video wird es die Nockis nicht lange am Bürosessel halten, nach kurzer Zeit brechen sie aus und fliehen in den Süden, erzählt Nocki-Gitarrist und Regisseur Markus Holzer: "Die Szenen in Kroatien wurden schon im Sommer gedreht, heute nehmen wir den Beginn des Videos in einem Call-Center auf und anstatt ins Mikro singen die Nockis diesmal ins Headset."
Fans als Komparsen
Bei den Dreharbeiten werden die Nockis von hübschen "Arbeitskolleginnen" flankiert, fünf weibliche Fans wurden als Komparsen ausgewählt. Madeline Oberbucher (29), Nockis-Fan aus Eisentratten, hat sich über Facebook angemeldet und erwartete sich eine Menge Spaß. Die Freundinnen Nina Casali (30) aus Spittal und Lisa Granitzer (33) aus Winklern im Mölltal mussten beim Dreh ihrer Oberkärntner „Hausband“ einfach dabei sein: "Seit dem wir unserer Chefin einmal ein Konzertbesuch geschenkt haben und auch hinter die Bühne durften, sehen wir die Nockis einfach als unsere Freunde." Claudia Hartl (53) hat sogar noch eine Langspielplattensammlung der Nockis zu Hause und freut sich, dass es geklappt hat. Die Jüngste im Bunde ist Franziska Hasshold: "Ich bin 23 und seit 23 Jahren Fan der Nockis, es gibt nichts Besseres". Muss so sein, denn Hasshold hat sogar ein Autogramm von Friedl Würcher auf ihren Unterarm tätowiert.
Die Statistinnen im Video sind glühende Nockis-Fans und bilden einen Querschnitt über die vierzigjährige Musikkarriere der Band: "Unsere ersten Fans sind mit uns gereift und junge kommen immer noch nach. Das haben wir dem zu verdanken, dass wir als Band und als Team funktionieren. Wir sind diszipliniert und ziehen alle an einem Strang. Nur so schafft man es, als Musikgruppe den 40er zu feiern", sagt Würcher. Der auch Kollegen, wie Andreas Gabalier und Helene Fischer dankbar ist, denn "sie haben den Schlager in die Gegenwart gebracht und dessen Image gehörig aufpoliert. So bleibt mir bis zur Pension der Bürojob wohl erspart und ich darf weiter auf die Bühne", scherzt der Musiker.