"Ich spiele ein Land aus, dann kann ich mir die Sphinx leisten und mit meinem Greif attackiere ich dich." – "Oh nein, der ist fliegend, das kann ich nicht blocken. Okay, ich bekomme drei Schadenspunkte." Wer gerade nur Bahnhof versteht, dem sei verziehen. Dieser Dialog stammt jedoch nicht etwa aus dem letzten "Game of Thrones"-Ableger oder einem Computerspiel. Nein, kürzlich saßen sich im Spielgeschäft Hive Games in der Klagenfurter Getreidegasse zwei Menschen gegenüber: ein elfjähriger Bursche und eine 34-jährige Frau. Beide traten sie in einem Einsteigerturnier in dem Sammelkartenspiel (dazu später mehr) "Magic: The Gathering" an.
War "Nerd" früher eher abwertende Bezeichnung für Technikenthusiasten, Computerspieler, Comic-Leser und Fans verschiedener Welten aus dem Fantasy- und Science-Fiction-Bereich, ordnete man den Begriff spätestens mit steigender Beleibtheit der Serie "Big Bang Theory" nach und nach positiveren Assoziationen zu. Mehr als das: Nerds waren nun nicht immer nur Außenseiter und Eigenbrötler, sondern plötzlich auch angesagt.
Treffpunkt für alle Altersgruppen
Ausnahmen bestimmen allerdings auch hier die Regel – leider. Dass nicht jeder in seinem Freundes- und Bekanntenkreis Verbündete zum Austausch oder für gemeinsame Spiele findet, hat Thomas "Tommy" Urabl zum Anlass genommen, Hive Games zu eröffnen. "Wir wollten einen Ort schaffen, an dem sich Menschen treffen können, um zusammenzuspielen. Egal, welchen Alters oder woher sie kommen. Egal, ob man schon zu zwei oder in einer Runde kommt oder alleine und hier Anschluss findet." Da sich so ein "Raum" auch finanziell erhalten muss, findet man im vorderen Teil des erstaunlich großen Geschäfts alles, was das Spielerherz begehrt. Weiter hinten sind zahlreiche Tische und Sessel für verschiedene Gruppengrößen aufgebaut. Spiele können auch ausgeborgt werden.
Zwischen Mittwoch und Samstag finden Veranstaltungen wie etwa Turniere zu verschiedenen Spielen statt – so gab es kürzlich eben auch ein "Magic"-Turnier für Anfänger und Einsteiger. Bei dem Sammelkartenspiel ("Trading" Card Game auf Englisch) spielt jeder mit seinen eigenen Karten und nicht – wie etwa bei "Uno" oder anderen Klassikern – mit geteilten Karten. Ziel ist es, den Gegner zu besiegen. Dabei helfen Kreaturen, Zaubersprüche und mehr – alles bei den Karten dabei.
Bei dem Anfängerturnier vor wenigen Tagen nahmen neben dem elfjährigen Elias auch dessen Eltern teil. "Ich spiele eigentlich seit 1996, es gab aber immer wieder Jahre, in denen ich durch Studium und Beruf nicht dazugekommen bin", erzählt Papa David, durch den auch seine Frau Simone und eben Sohn Elias auf den Geschmack gekommen sind. Jetzt spielen sie gegeneinander – und erleben dadurch zusammen etwas.
Mehr Frauen erwünscht
"Beim Reden kommen die Leute zusammen", besagt ein Sprichwort. Das scheint auch fürs Spielen zu gelten. "Hier sind eigentlich alle Altersgruppen vertreten und auch viele verschiedene Berufsgruppen. Aber beim Spielen gibt es da keine Unterschiede", sagt Cornelia "Connie" Ortner. Die 33-Jährige arbeitet auch in dem Geschäft und betreut etwa die Facebook- und Instagram-Seite. "Schön wäre es, wenn noch mehr Frauen zu uns kommen würden, dann wäre es noch ein bisschen mehr durchgemischt."
Unter den "Magic"-Spielern finden sich Anfänger, Hobbyspieler und Fast-schon-Profis. Trotzdem wirkt es harmonisch, wenn man durch den Raum schaut. Manche spielen, andere schauen zu, an einem Tisch isst jemand schnell etwas, im Eingangsbereich unterhält man sich über neue Spiele und Strategien. "Das ist auch das Schöne hier", sagt Ortner. "Selbst Leuten, die sonst eher introvertiert sind, fällt es hier leichter, mit anderen ins Gespräch zu kommen, eben über das Spiel."