Wenn sie auf der Bühne steht, ist sie fast nicht wiederzuerkennen. Im Alltag ist Maria Kogler oft klassisch-sportlich in Jeans und Sneaker unterwegs. Aber an Wettbewerbstagen schreitet sie im glitzernden Bikini neben ihren Mitbewerberinnen vor den Augen der Jury dahin – Sprühbräune, die Haare gestylt, dazu makelloses Bühnen-Make-up. Und wenn sie ihren Bizeps anspannt, präsentiert die 29-Jährige das Ergebnis monatelanger harter Arbeit.

Die gebürtige Feldkirchnerin hat sich dem Kraftsport verschrieben. Nach drei Jahren Wettbewerbspause meldete Kogler sich vor Kurzem wieder zurück. Auf Instagram können Fans ihren Weg mitverfolgen – ein Weg, der sie nicht selten auf Stairmaster und Stepper und noch viel öfter in die Kraftkammer ihres Fitness-Studios führt. Aber auch in der Küche muss Kogler einiges beachten, um am Ende die steilsten Stufen überhaupt bewältigen zu können – jene des Siegerpodestes. Dabei darf die Gesundheit nicht zu kurz kommen. Aber von Anfang an.

Vom Fitness-Center auf die Bühne 

„2012 habe ich mich erstmalig im Fitness-Studio angemeldet und schnell gemerkt, dass mir das Krafttraining sehr viel Spaß macht“, erzählt Kogler. „Einige Jahre später gratulierte mir jemand zu meinem Körper und fragte, ob ich Athletin sei. So kam ich zu Bodybuilding und habe die Bikini-Fitness-Kategorie für mich entdeckt.“ Sechs Jahre nachdem sie ihr erstes Workout in einem Fitness-Center absolviert hat, sollte ihr Debut auf der Bühne folgen. Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: „Meine beste Platzierung war der Titel der österreichischen Vizemeisterin 2019.“

Beruflich, privat und Corona-bedingt sollte bald eine Pause folgen. Jetzt startet die 29-Jährige, die Bauingenieurwesen studiert hat und aktuell in Wien wohnt, aber in ihre dritte Wettkampfsaison – und das mit keinem geringerer Mission, als zu siegen: „Mein Ziel ist es, wieder in die Wettkampfroutine zurückzufinden, meine Form und meinen Look an die derzeitigen Kriterien und Wertungstrends in der Bikini-Klasse anzupassen und natürlich letztendlich einmal Erstplatzierte zu werden.“

Gesundheit im Fokus

Dazu bedarf es jedoch nicht nur an Muskelkraft, sondern auch an Willensstärke. Die Vorbereitung für den Wettkampf startet 16 bis 20 Wochen vor dem großen Tag. In dieser Phase trainiert Kogler bis zu drei Stunden am Tag: „In dieser Zeit wird der Körperfettanteil so weit reduziert, bis das Gesamtbild des Körpers der Bühnenform für die jeweilige Klasse entspricht, in welcher man startet.“ Das geschieht durch Anpassung der Ernährung und je nach Umständen auch an zusätzlichem Cardio-Training.

Kogler trainiert vor Wettbewerben bis zu drei Stunden am Tag
Kogler trainiert vor Wettbewerben bis zu drei Stunden am Tag © KK/Privat

Eine Frage, die in diesem Zusammenhang von Laien gerne gestellt wird: Ist das gesund? Für Kogler steht fest: Die Gesundheit darf darunter nicht leiden. Deshalb unterstützt ein Trainer die Kärntnerin. „Wichtig ist, darauf zu achten durch proteinreiche Ernährung und Krafttraining die aufgebaute Muskulatur weitestgehend zu erhalten. Als Leistungssportler ist es aus gesundheitlicher Sicht sinnvoll, seine Blutwerte regelmäßig ärztlich prüfen zu lassen.“

In der Zeit vor den Wettbewerben verzichtet Kogler auf mehrfach verarbeitete Lebensmittel und zugesetzten Zucker: „Ich versuche möglichst naturbelassene Lebensmittel zu essen." Wichtig sei eine ausreichende Versorgung an Eiweiß, Fetten und Kohlenhydraten.

Auch hier gilt: Generell ist ein fitnessorientierter Lebensstil gut für den Körper, aber eine Wettkampfdiät strapaziert auf Dauer. Kogler: „Wichtig ist, dem Körper nach Wettkampfphasen auch die Zeit zu geben, sich komplett zu regenerieren und nicht dauerhaft diesen niedrigen Körperfettanteil zu halten“, sagt sie. „Vor allem als Frau muss darauf geachtet werden, auch in einer Wettkampfdiät genügend Fette zu sich zu nehmen, da diese eine gesunde Hormonproduktion und -funktion sicherstellen.“

Viel Wasser

In den Tagen vor dem Bewerb muss viel Wasser getrunken werden, wie Kogler erklärt. Der Grund? Ironischerweise soll so der Körper entwässert werden. „Durch die Entwässerung kann der erarbeitete Körper am Tag des Auftrittes nochmal besser zur Geltung kommen. Nur am letzten Tag vor dem Wettkampf wird die Trinkmenge reduziert“, erklärt Kogler.

Ihre Selbstdisziplin hat ihr zuletzt beim Diamond Cup in Prag den vierten Platz eingebracht – Kogler war beste Österreicherin in ihrer Klasse und generell freut sie sich damit über ihre bis dato beste internationale Platzierung. Noch ist die Wettbewerbs-Saison für sie nicht vorüber, aber schon jetzt weiß die 29-Jährige, welches „Cheatmeal“ sie sich nach den Bewerben gönnt: Käsepizza und Kaiserschmarrn.

Cheatmeals und Vorurteile

Nach den Wettbewerben geht die Kärntnerin übrigens auch gerne anderen Hobbys nach – singen, musizieren und Bachata-tanzen. Aber Bodybuilding ist für die 29-Jährige vor Bewerben ein 24-Stunden-Job. Aber: "Ich habe nicht das Gefühl, dass ich die Menschen in meinem Umfeld mit meinem Hobby einschüchtere. Die meisten Rückmeldungen sind Komplimente zum Durchhaltevermögen und zu der Willensstärke so eine Vorbereitung durchzuziehen."

Vorurteile wie zum Beispiel jene, dass Bodybuilder dumm oder vollgestopft mit Testosteron seien, beschäftigen sie dabei nicht: "Jeder Mensch soll aus sich und seinem Leben machen, was er will. Wichtig ist am Ende glücklich zu sein und seine Zeit hauptsächlich mit Dingen auszufüllen, die einem Freude bereiten." In den vergangenen drei Jahren hat sie übrigens als Bauleiterin gearbeitet. Aktuell macht sie aber ein Fernstudium, um kommendes Jahr als Fitnesscoach durchzustarten.