"Das Leben feiert Dich so, wie Du bist." Mit diesem Slogan feiert die Lebenshilfe Kärnten heute, am 22. September, ihr 60-jähriges Jubiläum. Die Lebenshilfe setzt sich für Menschen mit Behinderung ein und kämpft für Inklusion. Dazu gehört auch, dass Nachrichten für alle Menschen zugänglich gemacht werden. Für Menschen mit Leseschwäche und Lernschwierigkeiten genauso wie für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigungen oder für Leute, die eine andere Muttersprache haben, oder für Betroffene, die sich nicht lange konzentrieren können.

Inklusion in der Redaktion

63.000 Kärntner können – laut Volkshochschule – nicht richtig lesen und schreiben. Deshalb hat die Kleine Zeitung vor rund zwei Jahren eine Kooperation mit der Lebenshilfe Kärnten gestartet. Unter www.kleinezeitung.at/inklusiv werden regelmäßig Nachrichten aus Kärnten in leicht verständlicher Sprache veröffentlicht. Vorreiter war ein steirisches Team der "Lebenshilfe Soziale Dienste", das bereits im März 2019 als inklusives Redaktionsteam begonnen hat. Ausgewählte Artikel werden umgeschrieben, in eine sprachlich vereinfachte Form gebracht und schwierige Wörter werden erklärt. Die Schreiber verzichten auf Fremdwörter, vermeiden Nebensätze und benutzen eine eindeutige Sprache.

Die Nachrichten aus Kärntner werden von drei Menschen mit Behinderung verfasst. Projektleiterinnen Katharina Happe und Andrea Egger betreuen das Trio. Von Mitarbeiterinnen der Redaktion der Kleinen Zeitung, Irmgard Hrast und Jessica Kanduth, werden die vereinfachten Texte online aufbereitet. "Durch verständlich aufbereitete Information können wir einen Beitrag zu Barrierefreiheit leisten. Das ist uns ein großes Anliegen", ist Chefredakteur Wolfgang Fercher stolz. Projektleiterin Katharina Happe kann dem nur zustimmen: Leicht verständliche Nachrichten seien ein wichtiger Beitrag zur Allgemeinbildung in der Gesellschaft. "Denn niedrigerer Nachrichtenkonsum bedeutet auch geringere Bildung und geringere Wahlbeteiligung."

Selbstbestimmt

Was sie besonders freut: "Durch die Kooperation mit der Kleinen Zeitung haben drei Menschen mit Behinderung einen tollen Arbeitsplatz gefunden und erhalten regelmäßige Bezahlung." Martina Sattler (51), Armin Lorbek (51) und Oliver Kascelan (25) heißen die drei Verfasser der "einfachen Nachrichten". Ihr Job bedeutet ihnen viel. "Ich bin selbstständiger geworden, seit ich arbeite. Ich kann mittlerweile alleine ins Büro nach Klagenfurt anreisen und selbstständig am Computer arbeiten. Das habe ich vorher nicht gekonnt", sagt etwa Martina Sattler, die in der Heimstätte im Birkenhof in Velden lebt.

Ihr Kollege Oliver Kascelan meint: "Ich verdiene mein eigenes Gehalt und das macht mich selbstbewusst." Auch er lebt unter Woche in der Heimstätte Birkenhof. "Ich finde, meine Arbeit ist wichtig, weil sehr viele Personen auf der Welt nicht lesen und schreiben können, die tun mir leid." Er fordert: "Es muss mehr Nachrichten in Einfacher Sprache geben."

Sein Arbeitskollege Armin Lorbek sieht das genauso. Lorbek lebt in der Lebenshilfe in Ledenitzen. Dass er für die Kleine Zeitung Nachrichten in Einfache Sprache übersetzt, macht "meine ganze Familie, meine Kollegen und meine Freunde stolz", sagt er. "Menschen, die nicht gut lesen können, haben auch ein Recht auf Nachrichten."