Was die Frau vom Jugendamt jetzt wohl sagen würde? Sie hatte vor Jahrzehnten gemeint: "Der Klaus wird entweder Verbrecher oder ein gescheiter Geschäftsmann." Klaus Grimm ließ sich nicht unterkriegen. Auch wenn die Vorzeichen alles andere als gut waren, lebt er mittlerweile seinen persönlichen "American Dream" (amerikanischen Traum). Vom Tellerwäscher zum Millionär, sozusagen.
Grimm wuchs im SOS-Kinderdorf in Moosburg auf. Seine Mutter – die Familie lebte damals in Linz – konnte sich nicht um ihn kümmern, der Sechsjährige war ein Sozialwaise. "Meine Mutter war nie zu Hause. Ich musste mich selber ums Essen kümmern, mich viel mit mir selbst beschäftigen", erinnert sich der heute 53-Jährige.
Irgendwann stand dann das Jugendamt vor der Tür, nahm den Buben mit. 1975 kam Klaus Grimm schließlich ins SOS-Kinderdorf nach Moosburg. "Wenn ich bei meiner Mutter geblieben wäre, ich wäre wohl auf die schiefe Bahn geraten. Ich bin sehr froh, dass ich im Kinderdorf aufwachsen konnte."
Ein Haus in Reno
Der Sechsjährige kam in die Volksschule, danach besuchte Grimm das Gymnasium. Nach der Matura in Tanzenberg und dem Bundesheer studierte er Tourismusmanagement in Krems. Im Alter von 22 Jahren wanderte Grimm in die USA aus. "Ich wurde vom Manager einer amerikanischen Hotelkette angeworben und absolvierte in Idaho ein Traineeprogramm." In Amerika lernte der Kärntner seine Frau Kristin kennen, mit der er seit 1994 verheiratet ist. Die beiden haben zwei Söhne – Matthew (24) und Owen (21). Grimm lebt mittlerweile in einem Haus in Reno (Nevada). Der 53-Jährige ist als Unternehmer und Investor tätig.
Seine Wurzeln hat Klaus Grimm nie vergessen. "Ich bin heute noch mit vielen in Kontakt, die mit mir gemeinsam im Kinderdorf aufgewachsen sind." Besonders am Herzen liegt ihm auch das SOS-Feriendorf am Caldonazzo See bei Trient (Italien). Seit den 1950er-Jahren verbringen dort jährlich mehr als 1000 Kinder ihre Sommerferien. "Acht oder neun Jahre lang war ich jeden Sommer für fünf Wochen dort", sagt der 53-Jährige.
"Will etwas zurückgeben"
Heuer kehrte er gemeinsam mit seiner Frau Kristin für zwei Wochen dorthin zurück. Beide halfen bei der Betreuung ukrainischer Kinder mit. Grimm hatte auch Geld- und Sachspenden mit im Gepäck. Grimm: "Damals war ich das Kind, das auf die Hilfe anderer angewiesen war. Für mich ist es daher selbstverständlich, dass ich etwas zurückgeben will. Mithelfen zu können und die Kinder lachen zu sehen, das ist das größte Geschenk für mich und meine Frau."
Gemeinsam mit den Kindern ging es zum Schwimmen. Volleyball wurde gespielt und viel getanzt. Grimm: "'Caldo' ,wie wir diesen Ort nennen, ist ein Paradies für Kinder. Die Kinder kommen vom Alltag weg und das brauchen sie auch."
Doch nicht nur mit "Caldo" verbindet der 53-Jährige viele schöne Erinnerungen. Auch nach Kärnten kommt er immer wieder gerne zurück. Auch wenn die Entscheidung, nach Amerika auszuwandern, wie er sagt, die genau richtige für ihn war. "Wir versuchen eigentlich jedes Jahr ein- oder zweimal nach Österreich zu kommen. Heuer im Sommer waren wir für drei Wochen am Wörthersee. Österreich bleibt immer meine Heimat."