"Schon früher hat meine Mama mir immer wieder gesagt, ich soll am Schulweg aufpassen. Auch in meiner alten Heimat in Niederösterreich war der schon kritisch", erinnert sich Hannes Komar aus Villach. Der 18-Jährige ist einer von 235 Schülerlotsen in Kärnten. Die Erinnerungen an den eigenen Schulweg mit gefährlichen Passagen trugen dazu bei, dass sich der Schüler entschied hat, den ehrenamtlichen "Job" mit Signalkelle und neongelber Uniform an einem ungesicherten Schutzweg zu übernehmen. Der letzte Motivationsschub kam schließlich von einem seiner Lehrer an der NMS Landskron. "Er hat mich ermutigt, das doch einmal zu probieren."
Nun steht Komar an fast jedem Schultag nahe seiner eigenen Schule, der HTL Lastenstraße in Klagenfurt, und hilft Jüngeren beim Überqueren der Straße. Dass er dadurch noch früher vor Ort sein muss als seine Mitschülerinnen und Mitschüler, stört den 18-Jährigen nicht: "Es ist schön, wenn ich den Kindern und Eltern die Ängste ein bisschen nehmen kann. Und die herumtollenden Schüler erinnern mich an früher, an meine eigene Kindheit."
Erlaubnis, zu spät zu kommen
Durch seine Aufgabe als Schülerlotse hat Komar auch die Erlaubnis, etwas später zum Unterricht zu kommen, "wenn es gut läuft, komme ich aber pünktlich". Falls einmal eine Schularbeit oder ein Test ansteht oder sollte der 18-Jährige an einem Tag aus anderen Gründen keine Zeit haben, genügt es, wenn er sich kurz bei der Schule meldet.
Wie lange Komar aber noch frühmorgens an dem Zebrastreifen stehen wird, ist unklar: "Ich mache in diesem Schuljahr meine Matura, da weiß ich nicht, wie gut sich das noch ausgehen wird", bedauert er.
Dass gerade ältere Schülerinnen und Schüler nicht für immer Lotsen bleiben können und wollen, ist mit ein Grund, warum das Land Kärnten auch in diesem Schuljahr wieder nach ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern sucht, die die Kelle in die Hand nehmen wollen.
Auch Eltern und Pensionisten gesucht
"Gerade jetzt beginnt wieder die dunklere Jahreszeit, die Sicht wird schlechter. Wir wollen trotzdem unseren Volksschulkindern einen sicheren Schulweg ermöglichen", sagte Landesverkehrsreferent Sebastian Schuschnig (ÖVP) am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz. Ab der dritten Klasse Unterstufe bzw. NMS könne man diese Tätigkeit übernehmen. Aber auch Eltern, Studierende und Menschen im Ruhestand werden gesucht.
Vor ihrem ersten "Arbeitstag" gibt es für die neuen Lotsen eine Schulung durch die Polizei. "Nach der Verkehrserziehung wird auch direkt vor Ort am betreffenden Schutzweg geschult", erklärt Oberst Hans-Peter Mailänder von der Landesverkehrsabteilung Kärnten. "Die Aufgabe des Lotsen ist es, Lücken zu erkennen und mit der Kelle ins Verkehrsgeschehen einzugreifen."
Schuschnig und Mailänder appellieren aber zudem an alle Verkehrsteilnehmer, nicht unbedingt zu Stoßzeiten ins Auto zu steigen, wenn dies irgendwie vermeidbar sei. "Man muss Kindern auch eine gewisse Selbstständigkeit zutrauen. Gerade, wenn die Schule fußläufig erreichbar ist, muss man Kinder nicht direkt vor der Tür abliefern, um Chaos zu vermeiden", sagt Mailänder.
Auch die LandesschülerInnenvertretung will bei ihrer alljährlichen Tour durch Kärntens Schulen auf die Relevanz von Schülerlotsen aufmerksam machen: "Wir werden die Problematik an die Direktionen und Schulsprechern kommunizieren. Denn mit jedem zusätzlichen Schülerlotsen wird der Schulweg für unsere Schülerinnen und Schüler sicherer", betont Marie-Christin Mossegger.
Interessierte können sich direkt bei den Schuldirektionen melden. Diese nehmen in weiterer Folge Kontakt mit der lokalen Polizeiinspektion auf.