Was als Kuraufenthalt begonnen hat, hat sich mittlerweile zu einem "Fixpunkt" im Leben der Wienerin Elisabeth Thurnher entwickelt: Seit rund 40 Jahren verbringt sie ihren Sommerurlaub in Kärnten, genauer gesagt im Warmbaderhof in Villach. Die Atmosphäre, die Lokalität und die Mitarbeiter sind ihr im Laufe der Zeit ans Herz gewachsen und sie möchte sie auch nicht mehr missen.
"Es sind fast immer dieselben Mitarbeiter noch da, wenn ich wiederkomme", sagt die gebürtige Wienerin. Sechs Wochen lang dauerte ihr Aufenthalt, den sie alleine im Warmbaderhof verbringt. Unterstützung erhält sie von den dortigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Noch vor einigen Jahren fuhr sie zweimal im Jahr – drei Wochen im Sommer und drei Wochen im Winter – nach Kärnten. Weil Thurnher das Kofferpacken aber "zu lästig war", beschloss sie, nur einmal im Jahr zu fahren und dafür die Aufenthaltszeit zu verlängern. "So muss ich nur mehr einmal packen", scherzt sie. Im Warmbaderhof angekommen, verbringt sie ihre Zeit mit lesen und entspannen. "Ich verschlafe auch viel", lacht sie.
Auf den Warmbaderhof aufmerksam wurde sie durch ihren Operateur. "Ich wurde fünfmal an der Hüfte operiert. Mein Arzt hat mir dann von den Therapien hier im Warmbader Hof erzählt", erinnert sie sich. Mit einem Lächeln auf den Lippen ergänzt sie: "Als die Therapien zu Ende waren, bin ich einfach geblieben. Ich hab mir immer die Frage gestellt, was ich im Sommer machen soll. Jetzt fahre ich nach Kärnten und freue mich Jahr für Jahr darauf."
In Wien aufgewachsen
Am 7. April 1918 wurde Thurnher geboren und ist in Wien aufgewachsen, wo sie später auch zur Schule ging. Als "furchtbar" beschreibt sie ihre Zeit als Schülerin: "Ich wollte nie lernen und war sehr eloquent. Es gab nur ein oder zwei Lehrer, die ich mochte und umgekehrt. Meine Mutter war regelmäßig an der Schule, um die Wogen wieder zu glätten", erzählt Thurnher schmunzelnd. Die Freizeit verbrachte sie gerne mit ihrem Vater, der seine Tochter regelmäßig zum Wandern oder Klettern mitnahm.
Schon früh entdeckte Thurnher ihr Interesse an der Medizin. Befeuert durch ihren Onkel, der als Arzt tätig war, stand ihr Berufswunsch schnell fest: "Ich wollte auch unbedingt Ärztin werden. Für mich gab es keinen Plan B." Und so startete Thurnher ihr Studium an der medizinischen Universität Wien und arbeitete als Ärztin am Klinikum in Wien in der Abteilung für "Interne". Ihren Ausgleich fand Thurnher im Sport.
Urlaub am Magdalensee
1943 gab sie ihrem Mann das Jawort. Mit ihm hat sie einen gemeinsamen Sohn. "Er hat als Tierarzt in Wien gearbeitet", erzählt die 104-Jährige. Ihre Urlaube verbrachte die Familie schon seit Anfang der 1950er-Jahre am Magdalenensee. "Die Schönheit von Kärnten hat mich schon immer fasziniert. Das waren unbeschwerte Zeiten", schwelgt Thurnher in Erinnerungen. Im Jahr 1981 verstarb der Ehemann. Auch ihr Sohn lebt mittlerweile nicht mehr.
Vergangenen April feierte die Pensionistin ihren 104. Geburtstag und erfreut sich bester Gesundheit. Ihr Geheimnis? "Ich weiß es nicht. Vielleicht weil ich nie geraucht habe, immer an der frischen Luft war und mich viel bewegt und Sport gemacht habe."
"Ich komme wieder"
Bald schon endet ihr Aufenthalt am Warmbaderhof und sie kehrt zurück nach Wien. Dort lebt sie trotz ihres hohen Alters weitgehend alleine in ihrer Wohnung. Unterstützung erhält sie von ihrer Schwiegertochter (74), die sie auch mit dem Auto nach Kärnten bringt und wieder abholt sowie einer Tageskraft, die einmal am Tag vorbeikommt. "Sollte es gesundheitlich nächstes Jahr noch möglich sein, komme ich definitiv wieder in den Warmbaderhof", verspricht Thurnher.