Die Inflation hat uns voll im Griff und beim alltäglichen Gang durch die Supermarkt-Regale schauen viele Kärntnerinnen und Kärntner nun (noch) genauer auf Preise. Sehr beliebt sind auch die Prozent-Pickerl, welche auf einzelne Produkte geklebt werden können. Wir haben uns vor und in einem Supermarkt umgehört und nachgefragt, wie sich das Kaufverhalten geändert hat.
Vor dem Einkauf
Viktoria K.,58, Bürokauffrau: Schauen, was dieses Mal teurer ist
"Der Strom, die Miete, Lebensmittel, alles ist teurer heute. Und noch teurer morgen. Ich trau mich schon bald kaum mehr, Auto zu fahren. Mein Mann ist in Schichtarbeit und ich arbeite Vollzeit, wir haben keine Kinder und trotzdem fehlt oft das Geld am Ende des Monats. Diesen Monat haben wir mehr gespart, also kann ich in Frieden einkaufen gehen, aber trotzdem muss ich auf einiges wahrscheinlich verzichten. Mal schauen, was dieses Mal teurer geworden ist."
Iva C., 21, Lehrlingsausbildung Köchin: Alles halb so schlimm
"Mein Einkaufsverhalten hat sich wenig geändert. Natürlich schau’ ich jetzt mehr auf die Preise, aber ich habe schon immer nur das Nötigste gekauft. Ich war noch nie ein großer Fan von Süßkram oder sowas, also ich sehe da zum Glück noch kein Problem bei mir. Ich habe aber keine Familie oder Kinder zu ernähren, also ist das schon was anderes bei mir. Ich wohne auch noch bei den Eltern und bekomme dementsprechend viel gezahlt, dadurch fällt es mir wahrscheinlich nicht auf. Alles halb so schlimm bei mir."
Paul R., 26, Einzelhandel: Kunden kaufen weniger und günstiger
"Ich schaue selbst sehr auf die Preise und Angebote. Ich arbeite im Einzelhandel und sehe, wie sehr sich das Kaufverhalten von Kunden verändert hat. Bin da keine Ausnahme. Finanziell stehe ich zwar überhaupt nicht schlecht da, aber ich achte trotzdem darauf zu sparen, wie es nur geht."
Im Supermarkt
Justin U., 25, Student: Rabattpickerl müssen sein
"Ich wohne noch bei meinen Eltern, und generell kaufen auch sie ein, wenn ich nicht etwas Spezielles brauche oder alleine zu Hause bin. Weil ich heute alleine bin, will ich mir nur eine Tiefkühlpizza fürs Abendessen und noch ein paar Sachen kaufen, und selbst da habe ich die Rabattpickerl mit. Muss man heutzutage. Bald kann ich drei auf einen Artikel kleben. Doch selbst wenn meine Eltern einkaufen, merke ich den Preisaufschwung, weil sie andere Marken kaufen."
Gregor F., 32, selbstständig: Leitungswasser statt Cola
"Ich versuche, zu sparen, wo es geht. Früher hat man sich Chips und Cola gekauft, heute sind’s selbst gepflanzte Erdbeeren und Leitungswasser. Vielleicht hat das doch was Gutes. Ich bin selbst sehr viel gereist, aber das kann ich mir gerade auch abschminken. Selbst mit den ganzen Boni tut mir die Regierung zu wenig. Was nutzen mir die, wenn ich mir trotzdem gerade kaum etwas leisten kann? Heute merk’ ich auch beim Einkaufen, wie oft ich auf den Preis schaue, das war vorher nicht so."
Laurenz D., 37, KFZ-Techniker: Kaum noch etwas leistbar
"Die Preise steigen immer mehr. In einem Jahr kann ich mir kein Stück Brot mehr leisten, wenn das alles so weitergeht. Es ist doch alles ein schlechter Scherz und die Politiker tun auch nichts dagegen. Die haben ja keine finanziellen Sorgen. Wir sind ja alle egal. Durch die Preiserhöhungen kann man sich kaum noch was leisten, aber das ist denen da oben ja egal."
Aktionen werden genutzt
Samir A., Mitte 40, Alleinerzieher: Bei Aktionen zuschlagen
"Ich bin seit Corona arbeitslos und daher ist es schwer für mich. Ich ziehe auch alleine einen Jungen hoch, darum ist es noch viel schwerer. Ich klebe überall die Sticker auf und suche Aktionen. Diese Süßigkeiten waren heute in Aktion und die hab ich deshalb dem Kleinen mitgenommen. Man muss ja sparen, wo es geht, aber wenn es Aktionen gibt, muss man schon manchmal zuschlagen."
Evelin, 78, Pensionistin: Vier statt zwei Euro
"Was vor 50 Jahren zwei Schilling gekostet hat, hat vor ein paar Jahren zwei Euro gekostet. Heute sind es vier. Vor ein paar Jahren war mir alles schon zu teuer, und heute will ich kaum noch was kaufen, außer es gibt Rabatte darauf. Eine Sauerei ist das. Ich habe mir nur ein bisschen Obst und ein Brot gekauft und selbst das nur mit den Stickern. Ich kann mir das zum Glück noch halbwegs leisten, ich bin alleinstehend. Aber wenn ich mir vorstelle, dass ich jetzt noch Familie ernähren müsste? Das könnte ich nicht mehr."
Mia S., 17, Schülerin: Preiserhöhung merkbar
"Ich wurde hergeschickt, um nur schnell was für meine Eltern zu kaufen. Sie sagten mir aber, unbedingt das günstigste zu nehmen und auch irgendwo ein Pickerl raufzupicken. Das ist in letzter Zeit häufig so. Ich glaub’ sie merken die Preiserhöhung sehr. Ich hab auch beim Suchen gesehen, dass die Regale mit Aktionen fast leer sind, aber das sind sie eh wahrscheinlich immer."
Ferdinand L., 82, Pensionist: Vorsorgen statt sich zu sorgen
"Wissen Sie, vor einigen Wochen war Backpulver im Angebot. Ich backe gerne. Jetzt habe ich einen Vorrat bis Dezember und wahrscheinlich noch länger. Dasselbe mit Geschirrspülmittel und Reis und noch ein paar Sachen. Mein Kaufverhalten hat sich seitdem sehr verändert. Ich sorge mich nicht, sondern ich sorge vor. Das ist das schlauste, was man heute machen kann. Ich schau’ auf Angebote und schlage zu, wo es nur geht."
Yusuf L., 52 und Hilal L.: Plasma spenden, um etwas dazuzuverdienen
"Wir haben nur ein bisschen für uns eingekauft, die Mandarinen sind für meine Mutter. Wir spenden schon seit zwei Monaten Plasma, um extra noch ein wenig dazuzuverdienen. Man muss ja alles tun, um über die Runden zu kommen. Immer die Prozent-Pickerl auf die teuersten Sachen kleben, damit geht das schon. Früher war unser Einkaufswagen immer randvoll, jetzt gehen wir öfters einkaufen, kaufen dabei nicht so viel, und jagen Aktionen."
Leonie R., 18, Schülerin: Heute nur Jause und Energy-Drink
"Beim Einkaufen ist nicht viel zu sagen, ich kaufe kaum selbst ein. Heute habe ich mir nur eine Jause und Energy-Drinks gekauft. Aber selbst das kommt schon extrem teuer. Ich wollte eigentlich dieses Jahr den Führerschein machen. Damit warte ich aber lieber, bis die Benzinpreise wieder normal sind, kann aber echt noch ewig dauern. Bis dahin reicht der Bus auch, auch wenn manche Freunde weiter weg wohnen und ich sie schon gerne öfters besuchen würde. Ich habe manche schon seit Anfang der Pandemie nicht mehr sehen können, wirklich schade."
Gregor, 23, Natalie, 24, Studenten: Geht nicht mehr ohne Sticker
"Wir haben nur ein paar Sachen gekauft, und selbst da haben wir fast überall diese Sticker rauf geklebt. Die haben wir vor der Inflation nie benutzt und jetzt geht es nicht mehr ohne. Wir jagen Aktionen hinterher wie noch nie. Ich bin zuversichtlich, dass das alles nicht viel schlimmer wird. Es wird bald kurz stagnieren und dann wieder heruntergehen. Das hoffe ich jedenfalls."
Benjamin K., 27, Bürokraft: Klimabonus reicht nicht
"Ich habe mir nur eine Jause für heute gekauft. Zwei Semmeln und eine Cola, Wurst habe ich noch daheim. Habe zwar vor ein paar Tagen den Klimabonus schon bekommen, aber das reicht ja nicht. Das kann sich ja noch ziehen. Einmal ein paar Hundert Euro reichen da bei Weitem nicht. Urlaub kann man sich sowieso nicht mehr leisten, Autofahren auch nicht, Lebensmittel bald auch nicht mehr. Aber unseren Politikern kümmert das eh nicht."
Anastasija L., 31, Kai L., 30: Weniger kaufen, weniger essen
"Die Miete schießt in die Höhe, die Preise von den Lebensmitteln auch. Ich meine, haben wir einen Geldbaum daheim? Woher soll ich das Geld bekommen? Wir sparen schon, wo es geht, und es ist kein Ende in Sicht. Wir kaufen nur das Nötigste und selbst da steigen die Preise, dass wir alles planen müssen. Was vor ein paar Jahren selbstverständlich war, ist heute ein großes Problem, selbst das Essen. Wir essen seitdem viel weniger. Wir wollen gleich nur eine Wurst und ein Brot kaufen für eine Jause."
Gerhard F., Anfang 40, Bautechniker: "Vorfreude" auf den Winter
"Ich habe nur kurz ein bisschen Obst gekauft. Rest habe ich alles daheim. Habe dabei nicht mitbekommen, dass Obst sonderlich teurer geworden ist. Wahrscheinlich nur im Vergleich zu anderen Lebensmitteln, da fällt mir das weniger auf. Manches ist ja wirklich viel teurer, eine Frechheit. Ich freu’ mich schon auf den Winter, die Heizkosten bei der Inflation – ein Traum."
Marcel Schachner