Eine Urlauberin (69) aus Italien wurde am Donnerstag bei einer Wanderung auf der Gerlitzen von einer Mutterkuh schwer verletzt. Die Frau verließ gemeinsam mit einer Bekannten (75) den Forstweg und ging direkt auf die Kühe zu – ihre dritte Begleiterin (76) blieb, vermutlich, weil sie einen Hund dabei hatte, am Weg. Warum die Mutterkuh die 69-Jährige angegriffen hat, obwohl sie ohne Vierbeiner unterwegs war, wird wohl nie restlos geklärt werden können. Der Fall zeige aber, wie wichtig es ist, Wanderer und Mountainbiker immer wieder über die richtigen Verhaltensregeln auf Almen aufzuklären, sagt Astrid Brunner, Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer Kärnten.

"Es ist natürlich besonders tragisch, wenn es zu solchen Vorfällen kommt, und ich hoffe, dass der Vorfall für die Frau gut ausgeht. Aber Regeln, Absperrungen und Hinweisschilder werden nicht zum Spaß aufgestellt, sondern haben absolute Berechtigung", sagt Brunner. Im konkreten Fall wäre es möglich, dass allein die Anwesenheit des Hundes, der ja als naher Verwandter des Wolfes ein Feindbild für Rinder darstellt, die Tiere in Alarmbereitschaft versetzt hat. Und als dann die beiden anderen Frauen auf die Tiere zugingen, verteidigte die Mutterkuh ihr Kalb und ging zum Angriff über.

Deshalb sei es besonders wichtig, nie in abgesperrte Kuhweiden einzudringen und immer einen größtmöglichen Abstand zum Weidevieh zu halten, erklärt die Landesbäuerin: "Wir bemerken auch, dass unsere Tiere sofort die Ohren spitzen, wenn Leute mit einem Hund vorbeigehen. Das bedeutet, dass sie Angst haben."

"Größe und Kraft nicht unterschätzen"

Viele Wanderer würden sich nichts dabei denken, eine Kuhweide zu betreten. "Aber Tiere sind unberechenbar und man darf vor allem ihre Größe und Kraft nicht unterschätzen", sagt Brunner. Sogar sie selbst als erfahrene Bäuerin sei einmal von einer Kalbin angegriffen worden und einzig das rasche Eingreifen ihres Sohnes habe Schlimmeres verhindert: "Man kann dann nur versuchen, das Tier mit einem Stock oder durch lautes Schreien zu vertreiben."

Astrid Brunner, Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer Kärnten
Astrid Brunner, Vizepräsidentin der Landwirtschaftskammer Kärnten © Privat

Im besten Fall kommt es aber gar nicht so weit. Das Wichtigste beim Wandern sei, Warntafeln zu beachten, gesperrte Flächen nicht zu betreten, von Weidevieh, insbesondere von Mutterkühen, Abstand zu halten und keinesfalls direkt auf die Tiere zuzugehen. Auf der Kärntner Homepage respektieredeinegrenzen.com gibt es zahlreiche weitere Tipps, wie man sich bei Freizeitaktivitäten in der Natur richtig verhält – sei es beim Wandern, Mountainbiken, Skitourengehen oder Klettern. Auf dieser Seite gibt es außerdem ein eigenes Tool zum Planen von Touren.

Regeln für den richtigen Umgang mit Weidevieh
Regeln für den richtigen Umgang mit Weidevieh © LWK Tirol

"In vielen Fällen sind die Flächen Produktionsgrundlagen für unsere Betriebe und genau deshalb braucht es ein Basiswissen, aber auch den sogenannten Hausverstand", sagt Brunner. Wenn man sich an bestimmte Regeln und Grenzen halte, die Natur nicht verschmutze und dem Wild seine Ruhezeiten gönne, stehe einer Freizeitgestaltung in der Natur nichts im Wege: "Kärnten ist ein Tourismusland. Niemand will, dass unsere Tiere jemanden verletzen. Und auch wir freuen uns, wenn uns Gäste besuchen. Aber damit dieses Miteinander funktioniert, braucht es einfach Regeln, die es einzuhalten gilt."