Die Tragödie, die jetzt auch einen internationalen Rechtsstreit verursacht, geschah mitten in der Nacht. Um 2.35 Uhr in der Nacht auf Sonntag waren drei Friauler Jugendliche zu Fuß auf dem Heimweg von einem Discobesuch. Gleichzeitig war auch eine Amerikanerin, die auf dem amerikanischen Nato-Stützpunkt im in der Nähe gelegenen Aviano stationiert war, mit ihrem Auto auf der Straße. Die junge Soldatin fuhr in ihrem VW Polo in einen zu diesem Zeitpunkt aus Sparmaßnahmen der Stadt Porcia gegen zu hohen Stromverbrauch unbeleuchteten Kreisverkehr ein. Es handelt sich um eine Friauler Partnergemeinde von Spittal an der Drau.
Untersuchungsergebnissen zufolge beschleunigte die Autofahrerin, anstatt langsamer zu fahren. Der Wagen geriet außer Kontrolle. Die junge Frau, die gerade erst ihren 20. Geburtstag gefeiert hatte, traf mit ihrem Vehikel auf die bauliche Trennung von der Fahrbahn und dem Radweg, auf dem die drei Jugendlichen unterwegs waren. Wie ein Geschoss kollidierte sie mit einem der drei Jugendlichen. Die beiden anderen kamen mit dem Schock davon.
Der Getroffene wurde von dem Wagen in die Luft katapultiert. Die Lenkerin wartete an der Unfallstelle. Nach 90 Minuten verstarb das Unfallopfer mit einem Polytrauma im Krankenhaus. Der Leichnam wurde für die Bestattung freigegeben. Das Begräbnis soll noch in dieser Woche stattfinden.
Viermal mehr Alkohol als erlaubt
Am Montag stand das Ergebnis der toxikologischen Untersuchung der Unfalllenkerin fest. Sie hatte viermal mehr Alkohol im Blut, als in Italien am Steuer erlaubt ist. Wie in Österreich liegt die Promillegrenze bei 0,5. Die 20-Jährige soll in derselben Disco wie die drei Jugendlichen in Roveredo gefeiert haben. Sie wurde beim Hinausgehen beobachtet, soll so betrunken gewesen sein, dass sie Mühe gehabt haben soll, das Auto zu starten. Dann soll sie in Schlangenlinien weggefahren sein. Das berichtet der italienische Fernsehsender "Telefriuli".
Die Soldatin ist derzeit in "Hausarrest" auf der amerikanischen Basis, wo sie laut ihren Vorgesetzten rund um die Uhr bewacht wird. Tad D. Clark, Kommandant des "31st Fighter Wing" der Basis in Aviano drückte in einer Aussendung sein großes Bedauern aus. "Wir beten für die Familie des Unfallopfers. Wir arbeiten eng mit den italienischen Behörden zusammen", heißt es.
Kein Licht am Kreisverkehr
Der Bürgermeister verwehrt sich dagegen, die Sicherheit der betroffenen Stelle mit der mangelnden Beleuchtung in Verbindung zu bringen. Sie wurde um 2 Uhr in der Früh, also eine halbe Stunde vor dem Unfall ausgeschaltet. "Viele andere Gemeinden sparen auch an der Beleuchtung. Autos haben Scheinwerfer. Wer mit angepasster Geschwindigkeit fährt, der fliegt nicht über den Randstein und eine Schutzmauer, fährt ein Verkehrszeichen um und landet auf dem Radweg. Der Kreisverkehr wurde 2013 bewusst so erbaut, dass man langsam fahren muss. Die Stelle war bisher nicht auf unserem Gefahrenkatalog priorisiert", sagte der Bürgermeister von Porcia, Marco Sartini, der Friauler Tageszeitung "Messaggero Veneto".
Zwei Tage nach dem Unfall begann am Dienstag das Tauziehen, welches Gericht über den Fall verhandelt. "Ich will, dass diese Frau in Italien vor Gericht kommt", fordert die Mutter des Jugendlichen. Für sie sei besonders schlimm, dass die beiden anderen Jugendlichen ihr erzählt hätten, dass ihr Sohn am Unfallort immer wieder "Mamma" gerufen habe und sie nicht da gewesen sei.
Das italienische Gericht kann den Fall an das amerikanische abtreten. Das Abtreten des Falles kann aber im Rahmen einer seit 1951 geltenden Nato-Gesetzesregelung auch von den Amerikanern eingefordert werden.
Immer wieder kommt es in der näheren Umgebung des US-amerikanischen Militärstützpunkts von Aviano zu Verkehrsunfällen, in die amerikanische Soldaten verwickelt sind. Viele kommen aus Gegenden ohne enge, kurvige Straßen und tun sich schwer mit Autos mit drei Pedalen und einer Gangschaltung.