Binnen Sekunden wurde am Donnerstag aus einem fröhlichen Badetag eine unfassbare Tragödie. Eine Tragödie, die weit über die Grenzen des Lavanttals hinaus die Menschen betroffen und fassungslos macht.
Eine Gewitter- und Sturmfront prallte am Nachmittag mit voller Wucht auf den gut besuchten Freizeitpark St. Andräer See im Lavanttal: Auf dem gesamten Areal stürzten mehrere Bäume um. Zwei Mädchen (3 und 8 Jahre) wurden von diesen tödlich getroffen. Durch die Bäume, abgebrochene Äste und umherfliegende Gegenstände wurden zudem insgesamt 16 Personen, darunter sieben Kinder im Alter zwischen drei und 14 Jahren, zum Teil schwer verletzt.
Drei Verletzte noch in Spitälern
Die verletzten Personen wurden zum Teil mit Rettungshubschraubern und Rettungswägen ins Klinikum Klagenfurt und ins LKH Wolfsberg eingeliefert. Freitagmittag sind noch drei Verletzte in stationärer Behandlung, so Nathalie Trost, Sprecherin des Krankenanstaltenbetreibers Kabeg. Zwei von ihnen im Klinikum, eine Person in Wolfsberg. Der Zustand der drei sei stabil.
Bäume werden untersucht
Das gesamte Gelände des Badesees wurde von der Staatsanwaltschaft (StA) Klagenfurt für die Dauer der Spurensicherung bis auf Weiteres gesperrt. Sachverständige sind zur Untersuchung der umgestürzten Bäume eingesetzt. "Konkret wird untersucht, ob die Bäume sachgemäß geschnitten und betreut wurden. Die Untersuchungen drehen sich um die Frage, ob die Unwetterschäden verhindert werden hätten können", so StA-Sprecherin Tina Frimmel-Hesse. Bis das schriftliche Gutachten vorliegt, wird es wohl einige Wochen dauern.
Um die Gesamtschadenslage zur erfassen, laufen die Ermittlungen der Polizei derzeit auf Hochtouren. Zudem wird aktuell eine Vielzahl an Zeugen- und Opferbefragungen durchgeführt.
"Wir sind völlig geschockt"
"Es hat uns alle völlig unerwartet erwischt. Es gab keine Warnung, nichts", sagt ein Einheimischer völlig geschockt. Innerhalb weniger Momente zog gegen 15.30 Uhr der Sturm auf und verwüstete das gesamte Freizeitgebiet. Zu dem Zeitpunkt befanden sich laut Polizei rund 300 Gäste in der Anlage.
Die Badegäste wurden regelrecht umgeweht, 50 Zentimeter hohe Wellen wurden auf dem gesamten See gemessen. "Wir waren mit einer Mannschaft von zehn bis zwölf Personen in der Einsatzstelle und machten unseren täglichen Badedienst. Es hat uns dann völlig überrascht und wir waren von der Sekunde eins im Einsatz", konnte selbst ein erfahrener Retter wie Christian Hafner, der Leiter der örtlichen Wasserrettung, die Situation kaum fassen.
In der Folge sei es drunter und drüber gegangen, sagt er. Bis zu 15 Menschen sind zu diesem Zeitpunkt im Wasser gewesen. "Überall liegen Bäume, die Menschen sind geschockt und verzweifelt", schilderte ein weiterer Besucher, der sich aus dem Bad unverletzt retten konnte.
Schließlich kamen die ersten Meldungen von Verletzten auf dem Freizeitareal. Für zwei Mädchen, im Alter von drei und acht Jahren, kam allerdings jede Hilfe zu spät. Die Kinder, die aus dem Bezirk Wolfsberg stammen und nach ersten Informationen nicht miteinander verwandt sind, erlagen noch an der Unfallstelle ihren schweren Verletzungen.
Großaufgebot der Rettungskräfte
Die Rettungskräfte waren mit einem Großaufgebot binnen kürzester Zeit vor Ort. Darunter zwei Notarzteinsatzfahrzeuge, elf Rettungstransportwagen, die zwei Rettungshubschrauber C11 und RK 1 sowie der Polizeihubschrauber Libelle. Es wurde Bezirksalarm ausgelöst. "Es war schwierig, sich einen Überblick zu verschaffen, weil das Gelände relativ groß ist", sagte Florian Trebuch, Einsatzleiter vom Roten Kreuz. Auch fünf Feuerwehren, Wasserrettungen und Polizei standen im Einsatz. 45 Sanitäterinnen und Sanitäter, zehn Notärzte, 71 Mitglieder der Wasserrettungen und zehn Mitglieder der Krisenintervention kümmerten sich um die Betroffenen. Insgesamt standen rund 250 Einsatzkräfte im Einsatz.
Eine nicht bekannte Zahl an Autos, sonstigen Fahrzeugen und Gebäudeteilen wurde ebenfalls durch umherfliegende Baumteile und Gegenstände beschädigt.
Die Pressekonferenz der Einsatzkräfte vor Ort:
Die Lage war vorerst auch deshalb unübersichtlich, da auch Kleidung am Ufer gefunden wurde, die vor Ort niemandem zugeordnet werden konnte. Taucher suchten daraufhin den See ab. Nach einer Stunde konnte aber Entwarnung gegeben werden. Währenddessen mussten die Einsatzkräfte an Land zwei unter Bäumen eingeklemmte Personen befreien.
Zwei erwachsene Schwerverletzte wurden mit dem Hubschrauber in umliegende Spitäler gebracht, auch alle anderen Verletzten wurden in Krankenhäuser eingeliefert.
Bezirkshauptmann Georg Fejan drückte Donnerstagabend im Rahmen eines Pressegesprächs vor Ort den Angehörigen sein tiefes Mitgefühl aus. "Das Gelände wurde jetzt von der Staatsanwaltschaft gesperrt", sagte er. "So, wie es bei solchen Vorfällen üblich ist." Die Polizei führt Ermittlungen durch, ein Sachverständiger wird das Gelände untersuchen.
Die gesamte Kärntner Landesregierung zeigte sich ebenfalls tief betroffen: "Ein fürchterlicher Tag. Unser tiefstes Mitgefühl gilt den Angehörigen in dieser kaum nachvollziehbaren schweren Zeit." Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) kündigte an, die Tragödie von St. Andrä im Rahmen eines monatlich stattfindenden Sicherheitsgipfels zu thematisieren. Unwetterphänomene hätten zuletzt Zeit deutlich zugenommen: "Diesen auch durch den Menschen verursachten Veränderungen gilt es zu begegnen." Die Erkenntnisse aus den vergangenen Einsätzen sollen aufgearbeitet werden und etwa in Zivilschutzmaßnahmen einfließen.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen meldete sich auf Facebook zu Wort: "Eine unermessliche Tragödie ist, dass bei den Unwettern zwei Kinder gestorben sind. Das macht mich zutiefst betroffen. Meine Gedanken sind bei den Familien und Freundinnen und Freunden der Kinder." Die St. Andräer Bürgermeisterin Maria Knauder bedankte sich bei den Rettungskräften: "Es war für alle eine Herausforderung."