Die Lage hat sich gravierend verändert. Noch im Februar war Kärnten Musterland, erfüllte die vom Bund vorgegebene Unterbringung von Flüchtlingen (Aufteilung auf alle Bundesländer) zu 101 Prozent, 1900 Personen waren hier. "90 bis 100 Prozent waren es in den vergangenen Jahren immer", weiß Nadine Hell, stellvertretende Leiterin des Flüchtlingsreferates des Landes. In der Hochzeit 2016 befanden sich 5900 Personen in der Grundversorgung. Aktuell sind es 3606. Die Erfüllungsquote beträgt aber nur 65 Prozent. Um 100 Prozent zu erreichen, müssten 2000 Leute mehr untergebracht sein, so Hell.
Steigende Asylwerberzahlen
Was hat sich seit Februar verändert? Mit dem Flüchtlingsstrom aus der Ukraine kamen vor allem Frauen und Kinder, die hier den Aufenthaltsstatus haben. Das Land brauchte zusätzliche Quartiere. "Wir bekamen viele Unterkünfte für ukrainische Familien angeboten. Wir kriegen jedoch wenig Angebote für allein reisende Männer aus Syrien, Afghanistan oder Pakistan. Doch da steigen die Asylwerberzahlen. Die Hilfsbereitschaft fokussiert sich auf Ukrainer", so Hell. Das Problem hätten derzeit alle Bundesländer. Daher ergehe vom Land die Bitte an Quartiergeber, ihre Angebote unabhängig von der Zielgruppe zu machen. Auch, weil sich der Zustrom aus der Ukraine längst beruhigt habe. Derzeit leben 1600 Ukrainer in Kärnten.
25 Euro am Tag
Das Land hat mit 65 Privatquartieren einen Vertrag, in Ossiach, Villach-Langauen, Klagenfurt und Finkenstein gibt es Bundesquartiere. Alle sind voll belegt. Für die Vollversorgung (Quartier, Frühstück, Mittag-, Abendessen, Betreuung) zahlen Bund (60 Prozent) und Land (40 Prozent) 25 Euro Tagsatz (zuvor 21 Euro).
Ob das trotz zuletzt erfolgter Erhöhung bei stark steigenden Strom-, Heiz- und Lebensmittelkosten reichen wird? Elisabeth Steiner, die im Bärenwirt in Weitensfeld seit Ende 2014 insgesamt 25 Plätze für Asylwerber hat, geht davon aus, "dass beim Tagsatz erneut etwas getan werden muss. Andernfalls wird das Land keine zusätzlichen Quartiere finden." Im Bärenwirt ist jedes Bett belegt. "Zu 80 bis 90 Prozent mit Männern aus Syrien. Wir haben uns auf den Nahen Osten spezialisiert. Auch diese Flüchtlinge, viele kommen mit Verletzungen und mentalen Problemen, brauchen unsere Betreuung", stellt sie klar. Dem Land hat Steiner nun ihr zweites, 2019 geschlossenes Quartier angeboten. 20 Personen könnten hier untergebracht werden.