Wieder zogen massive Unwetter über Kärnten. Zwei Murenabgänge mit 20.000 Kubikmeter Material haben am späten Montagabend die Mölltalstraße (B 106) in Oberkärnten verlegt. Wie die Landespolizeidirektion Kärnten am Dienstag in der Früh mitteilte, löste sich "teilweise der gesamte südseitige Hang oberhalb der Bundesstraße". Auslöser dafür war Starkregen, der mehrere Bäche über die Ufer treten ließ. Vier Autos seien von der Mure erfasst und teilweise mitgerissen worden, doch fast alle Insassen konnten sich selbst befreien und blieben unverletzt.
Tobias Oberdorfer, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Stall, sagt: "Einen Autofahrer mussten die Feuerwehrkollegen aus dem Wagen befreien. Er hatte einen Schock." Kein Wunder: Die Mure hat ein enormes Ausmaß. Oberdorfer: "Da kam extrem viel Material mit dem Bach vom Berg herunten. Wir können von Glück sprechen, dass es keine Verletzten gegeben hat."
Besonders hart getroffen hat es die Gemeinde Stall. "Fünf Bewohner eines Wohnhauses mussten in den oberen Stock flüchten, als die Mure kam." In dem Haus stehe der Schlamm und das Geschiebe-Material einen Meter hoch, weiß Klaus Brandner, Bezirkshauptmann von Spittal.
Drei höher gelegene Dörfer sind komplett von der Außenwelt abgeschnitten: Steinwand, Schwersberg und Gußnigberg. "Muren haben die Straßen verlegt und ganze Straßenabschnitte weggespült, zudem sind vier Brücken weggerissen worden", heißt es von der Gemeinde. Oberhalb des Ortsteiles Latzendorf hatte sich laut Feuerwehr eine Gewitterzelle derart stark entladen, dass es durch den Latzendorfer Bach zu extrem starken Verklausungen mit enormen Wasser- und Geröllmassen gekommen ist.
Im Ortsteil Schwersberg seien nach dem Unwetter Bäche zwischen den Häusern durchgeronnen, berichtet Kommandant Oberdorfer. Die Einsatzkräfte der Feuerwehren geben alles, auch Mitarbeiter des Straßenbauamtes haben alle Hände voll zu tun. Karl Dullnig von der Straßenmeisterei Winklern ist seit den frühen Morgenstunden im Einsatz. "Es sieht verheerend aus", sagt er. Am Vormittag sah man noch immer Autos in den Muren – zwischen Gestein und Holz – hängen.
Es grenzt tatsächlich an ein Wunder, dass niemand verletzt wurde. An den Fahrzeugen und Straßenleiteinrichtungen entstand enormer Sachschaden. Mittlerweile haben sich der Bürgermeister der Gemeinde Stall und die Verantwortlichen der Wildbach- und Lawinenverbauung sowie der Straßenmeisterei des Landes Kärnten ein Bild von der Verwüstung machen können. "Die Mölltalstraße wurde meterhoch vermurt", berichtet die FF Stall im Mölltal. "Über eine Länge von mehreren Hundert Metern ist somit die B 106 nicht passierbar", berichtet Oberdorfer.
Sicherheitsmaßnahme
Die Mölltalstraße bleibt vorerst weiterhin gesperrt, denn neuerliche Niederschläge konnten nicht ausgeschlossen werden. Bis Mittwochfrüh (Antenne Kärnten) bleibt die Straße unpassierbar. "Die Aufräumarbeiten gehen wirklich zügig voran. Aber aus Vorsicht bleibt die Mölltalstraße auch noch in den Nachtstunden gesperrt. Bei Tageslicht werden wir die Situation neu bewerten", sagt Bezirkshauptmann Brandner.
Damit ist der oberhalb der Gemeinde Stall liegende Teil des Kärntner Gebirgstales, darunter die Orte Rangersdorf, Winklern oder Heiligenblut, nur über Osttirol, konkret die Großglocknerstraße (B 107), erreichbar.
Insgesamt gab es am Montagabend 18 Feuerwehreinsätze in ganz Kärnten. Doch so schwere Unwetter wie im Mölltal waren es sonst nirgends. Überflutete Keller und umgestürzte Bäume wurden gemeldet. Unter anderem war der Bezirk St. Veit betroffen. Auch in Tirol und Salzburg kam es zu Murenabgängen und Verwüstungen.