Ohne funktionierende Wege keinen Bergtourismus. Das ist die simple Formel, auf die es Georg Unterberger vom österreichischen Alpenverein bringt. In den letzten Jahren hat die Klimakrise auch dazu geführt, dass Extremwetterereignisse auch der alpinen Infrastruktur stärker zusetzten: Ungefähr 60.000 Kilometer Bergwege gibt es in Österreich, 4000 Kilometer davon in Kärnten.
Hotspots seien dabei vor allem Nordwest- und Südstaulagen: In Kärnten und Osttirol ist dabei der Karnische Hauptkamm zu nennen. Die alpinen Vereine stellen sich jedoch dieser Herausforderung und setzen ehrenamtliche Helfer und Helferinnen sowie hauptberufliches Personal ein, um auch im 21. Jahrhundert eine funktionierende Infrastruktur in den Bergen anzubieten. Nach dem schrecklichen Gletscherabbruch an der Marmolata in den Südtiroler Dolomiten rücken die schmelzenden Gletscher wieder in den Fokus: "Dort, wo das Eis zurückgeht, liegen heute ehemalige Zustiege viel tiefer. Das macht die Anlage von Sicherungsseilen notwendig", sagt Christoph Wallner, hauptberuflicher Wegewart der Sektion Großkirchheim-Heiligenblut des Österreichischen Alpenvereines. Auch dort, wo Gräben sind, sind Starkwasserereignisse immer wieder dafür verantwortlich, dass Wege oder versicherte Anlagen weggeschwemmt werden.
Im 19. Jahrhundert angelegt
Die heute bestehenden Wege, die sich vom Tal in die Berge ziehen, wurden vor allem im 19. Jahrhundert angelegt. Doch bereits 1923 legte der Alpenverein fest, dass Hütten und Wege nur noch erhalten werden, nicht aber neu erschlossen. Wallner, der gemeinsam mit seinem Kollegen Johannes Bernhardt in Großkirchheim, Heiligenblut sowie im Bereich der Ankogel- oder Hafner-Gruppe unterwegs ist, hat viel zu tun: Zu einer Weginfrastruktur gehören Sicherungsseile, Brücken, Dreieckdurchgänge, Holzstufen und natürlich Wegschilder und Wegmarkierungen, die dazu dienen, dass Wanderinnen und Wanderer vom Tal zur Hütte oder auf den Gipfel finden.
"An Wegen, die schon seit 200 Jahren bestehen, ist oft nicht viel zu machen", erklärt Wallner. Doch mit einer Ausrüstung, die gut 20 Kilogramm schwer ist, sowie Maschinen und Baumaterial schafft man an manchen Tagen nur wenige Kilometer. Das größte Problem ist der Klimawandel: "Gravitative Massenbewegungen wie Steinschlag, Vermurungen und Windwurf sind ein Thema. Durch den Rückgang des Permafrostes werden Hänge weniger stabil", erklärt Marco Gabl, der beim Österreichischen Alpenverein in Innsbruck für Wege zuständig ist.
Touren-Portale
Wichtig ist dabei, dass Wanderer und Wanderinnen informiert werden: Gerade erst hat der Alpenverein eine digitale Wegedatenbank für Wegewarte gemacht: "Über diese App kann man Beschädigungen melden, georeferenzierte Bilder aufnehmen und an die Sektion melden oder Schilder und Wegverläufe eintragen", sagt Gabl. Derzeit arbeitet der Alpenverein daran, diese App mit Touren-Portalen wie "Alpenverein aktiv" zu verlinken. "Von unseren Wegewarten erfasste Wegsperren geben wir an unsere Bergsportabteilung weiter, die die Sperren in das Alpenverein-Aktiv-Portal einpflegen", erklärt Gabl, der auch dafür appelliert, dass die Bergmenschen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Bergen reisen. Dass der menschenverursachte Klimawandel dazu führt, dass Wege stärker in Mitleidenschaft gezogen oder in bestimmten Bereichen auch unsicherer werden, ist ein Problem, dem sich die alpinen Vereine aber stellen – denn ohne diese Infrastruktur kein Bergtourismus zwischen Zillertal und Nassfeld.
Gleichzeitig muss an die Eigenverantwortung appelliert werden: Wer in die Berge geht, muss sich der Gefahren bewusst sein. Das gilt für den Flug in den Urlaub, das Paragleiten, das Autofahren, den Hausputz oder das Schwimmen im Meer. Der Vorarlberger Expeditionsarzt und Alpinist Oswald Oelz sagte einmal: "Das Leben ist lebensgefährlich. Es gibt eine sichere Methode, nämlich im Bett bleiben, aber dann stirbt man trotzdem."