Die Hilfsbereitschaft der Kärntner angesichts der Katastrophe im Gegendtal ist überwältigend. Die Koordination der vielen Freiwilligen stellte die Verantwortlichen vergangene Woche vor eine Herausforderung. Ein Feuerwehrauto an der Ortsausfahrt von Treffen dient nun als Anlauf- und Koordinationsstelle. "Das Feuerwehrauto hat das Blaulicht an und ist beschriftet, alle freiwilligen Helfer sollen sich unbedingt dort melden und nicht selbstständig weiterfahren", erklärt der Bezirkshauptmann von Villach-Land Bernd Riepan, der auch berichtet, dass der Andrang am Montag nachgelassen hat.
Zahlreiche freiwillige Helfer in Kärnten nehmen derzeit "Urlaub", ihr Einsatz beginnt um 7 Uhr morgens. Rund 200 Feuerwehrleute stehen – neben Einsatzkräften von Bundesheer, Rotem Kreuz, Kärnten Netz und Straßenmeistereien – täglich im Katastrophengebiet im Gegendtal im Einsatz. "Wir wurden gebeten, durchzufragen, wer sich Zeit nehmen kann, um zu helfen. Viele nehmen extra dafür Urlaub, andere sind Schichtarbeiter und helfen zwischen ihren Schichten", erzählt Werner Klewein, Gemeindefeuerwehrkommandant von Finkenstein.
Die Feuerwehr verfügt über eine der größten Pumpen in Kärnten, die bis zu 8500 Liter Wasser pro Minute befördern kann. Entsprechend dringend wurde diese in Treffen benötigt. Man habe sämtliche Gerätschaften, die nur irgendwie aufzutreiben waren, zusammengepackt und mitgebracht – von der Schaufel bis zur Motorsäge, vom Kübel bis zu kleineren Pumpen.
Kinderfotos aus Schlamm gefischt
"Wir standen jetzt drei Tage lang in einem kleinen Ort mit 20 Häusern im Einsatz. In vielen Häusern stand das Wasser im Erdgeschoss bis unter die Decke, es war teilweise mit Heizöl vermischt. Das wurde abgepumpt, dann lag da noch etwa einen Meter hoch Schlamm", sagt Klewein. Das größte Problem sei aber gar nicht der Schlamm selbst, sondern der fehlende Platz vor Ort: "Wir mussten große Mengen an Holz, Treibgut und Sperrmüll zwischenlagern. Zum Glück war die Zufahrtsstraße nicht weit entfernt, dadurch konnte das rasch auf Lkw verladen und weggebracht werden." Zuvor konnten die Betroffenen noch den Müllberg nach Brauchbarem durchsuchen. Mit etwas Glück wurden sie fündig, erzählt Klewein: "Bei vielen ist wirklich alles kaputt. Aber manchmal kann jemand noch Dokumente, Pässe oder Erinnerungsstücke, wie Kinderfotos, herausfischen."
Bei aller Tragik gibt die große Solidarität den Betroffenen derzeit Halt. Klewein: "Es sind auch viele Freunde und Verwandte gekommen, um zu helfen." Aus allen Bezirken Kärntens reisen die Helfer an – ob Feuerwehrleute oder Privatpersonen. In Treffen wurde eine eigene Stelle eingerichtet, die die Hilfen koordiniert. "Alle Einsatzorganisationen arbeiten hier Hand in Hand und geben ihr Möglichstes, um der Bevölkerung zur Seite zu stehen", heißt es vom Landesfeuerwehrverband, der sich bei allen Helfern bedankt: "Die Hilfsbereitschaft hier im Einsatzgebiet ist enorm."