Bundeskanzler im Krisengebiet
Am Freitagnachmittag traf Bundeskanzler Karl Nehammer in Treffen ein, um sich persönlich ein Bild der Katastrophe zu machen.
Schaulustige blockieren Wege
"Auf den Notwegen sind auch immer wieder Fahrzeuge unterwegs. Schaulustige fahren irgendwo herum, um Fotos zu machen. Wir bitten dringend, das zu unterlassen, das behindert die Einsatzkräfte", sagt die provisorische Amtsleiterin von Arriach, Patricia Regenfelder, am Freitag nach der Sitzung des Krisenstabs in der von der Außenwelt abgeschnittenen Ortschaft Arriach. Derzeit ist es nur Einsatzfahrzeugen erlaubt, die gesperrten Wege rund um Arriach zu befahren. Über diese ist es auch möglich, die Menschen mit dem Lebensnotwendigen zu versorgen. Und man plant täglich zwei Mal einen Personentransort über die Notwege mit Hilfe der Feuerwehr (täglich 8 und 19 Uhr). Die Gemeinde hat ein Bürgertelefon eingerichtet, in dem sich Menschen, die Hilfe brauchen, melden können (Tel. 04247/8514). Am Sonntag um 17 Uhr gibt es außerdem eine Bürgerversammlung im Gemeindeamt. Im Ort selbst sammelt ein Verein Spenden, um rasch und unbürokratisch helfen zu können. Ab Montag, so hofft man, wird man auch in der Gemeinde die Schadensmeldungen aufnehmen können. Die Volksschule Arriach bleibt weiterhin geschlossen, die Kinder müssen frühestens zur Zeugnisverteilung am 8. Juli wieder zur Schule gehen.
Bilder zeigen nun auch, welch schwere Schäden das Unwetter in Arriach angerichtet hat:
Eigene Anlaufstelle
Bei der Landwirtschaftskammer Kärnten wurde eine Stelle eingerichtet, die die Hilfe für von der Unwetterkatastrophe betroffene Bauern koordiniert. Bauern, die Futtermittel oder Hilfe benötigen, können sich dort melden. Ebenso dient sie als Anlaufstelle für Personen, die Futter oder andere Hilfen anbieten können.
Für die Helfer
Palettenweise Bier für die zahlreichen Helfer in den betroffenen Gebieten hat die Brau Union geliefert.
Angespannte Situation
In der Gemeinde Gnesau ist die Situation nach dem schweren Unwetter von Dienstag auf Mittwoch nach wie vor angespannt. Einige Häuser und Bauernhöfe sind noch immer nicht erreichbar, Straßen sind weggebrochen. Feuerwehr, Bundesheer und die Menschen vor Ort arbeiten mit Hochdruck daran, wieder die Zufahrten zum abgeschnittenen Gebiet Görzwinkel zu ermöglichen.
Fortschritt bei Stromversorgung
Der Kärnten Netz ist es im Laufe des Tages gelungen, weitere 100 Haushalte an die Stromversorgung anzuschließen. Des Weiteren habe man damit beginnen können, Provisorien sowie Aggregate abzubauen und neue Masten zu errichten. "Bis am Abend werden wir es schaffen, bis auf ganz wenige Höfe, alle Kunden wieder versorgen zu können", informiert Robert Schmaranz von Kärnten Netz über das aktuelle Geschehen vor Ort.
Schnelle Hilfe
"Koordinierte und schnelle Hilfe, ist doppelte Hilfe", mit diesen Worten eröffnete Landesrat Daniel Fellner das am heutigen Freitag stattfindende Koordinationstreffen der Hilfsorganisationen in der Kärntner Landesregierung. "Kärntner in Not" hat 100.000 Euro bereitgestellt. Die Aktivitäten der privaten Einrichtungen werden mit jenen des beim Land angesiedelten Sozialfonds "Hilfe in besonderen Lebenslagen" abgestimmt, um den Geschädigten einfach und ohne große bürokratische Hürden Hilfe zukommen zu lassen. Die Antragstellung dafür erfolgt über ein Formular, welches in Kürze in den betroffenen Gemeindeämtern aufliegen wird. Ob und wie viel Geld die Geschädigten von Versicherungen erhalten werden, ist derzeit noch offen. Aus diesem Grund bittet "Kärntner in Not" die Kleine-Zeitung-Leserfamilie um Unterstützung. Einzahlungen sind auf das untenstehende Konto unter dem Kennwort "Unwetter" möglich. Mit jeder Spende wird der Betrag für die rasche Hilfe aufgestockt.
Spendenkonto:
BKS Bank
IBAN: AT10 1700 0001 0033 7401
BIC: BFKKAT2K Kennwort: UNWETTER
So laufen die Aufräumarbeiten
Viele hunderte Helfer sind in den Krisengebieten. Ein neuer Katastrophenzug, dieses Mal der aus dem Bezirk Spittal/Drau,
ist mit knapp 160 Frauen und Männern sowie 22 Fahrzeugen im Einsatz. Bei der Wiederherstellung der Infrastruktur gab es Fortschritte. Nur mehr vereinzelt waren Haushalte ohne Strom. Der Mobilfunk funktionierte wieder. Mit der Wasserversorgung gab es noch Probleme, Leitungswasser musste, sofern vorhanden, wegen Keimgefahr abgekocht werden. Bei der Straßeninfrastruktur kam man weiter, von einer Freigabe der teilweise zerstörten Straßen durch das Gegendtal und nach Arriach für den Zivilverkehr ist man aber noch einige Tage entfernt.
Zivilschutzalarm teilweise aufgehoben
Der Zivilschutzalarm soll für Teile von Treffen heute aufgehoben werden. Eine einminütige Dauersirene wird die Bevölkerung darauf hinweisen. Die Bevölkerung dort wäre dann nicht mehr dazu aufgerufen, im Haus zu bleiben. Ab Montag soll der Schul- und Kindergartenbetrieb wieder aufgenommen werden, "das Lehrpersonal wird dabei vom Kriseninterventionsteam und Psychologen betreut, vor allem Kinder und Jugendliche hatten bisher kaum Zeit, das Erlebte zu verarbeiten", sagt Kaiser. Man arbeitet auch auf Hochtouren daran um zumindest den öffentlichen Verkehr bis nach Afritz einzurichten, für Privat-Pkw bleibt die B98 und L46 weiter gesperrt. "Es sind unzählige Lastwägen und Bagger im Einsatz, eine Befahrung durch Privat-Pkw wäre hochgefährlich", sagt Landesrat Martin Gruber und Landesrat Daniel Fellner erinnert erneut daran, dass keine Zivilpersonen als Helfer ins Gebiet einfahren sollen.
Kärntner in Not hilft
"Kärntner in Not" hat sich aufgrund der dramatischen Ereignisse dazu entschlossen, 100.000 Euro für die betroffenen Menschen in den Krisengebieten bereitzustellen. Hier noch einmal alle Daten für diejenigen, die Spenden wollen. Um eine koordinierte und gezielte Hilfe zu gewährleisten, gibt es bereits seit längerer Zeit eine engere Vernetzung mit dem Hilfsfonds des Landes Kärnten.
Amlacher Nudelmanufaktur stellt Betrieb ein
Die Naturkatastrophe zwingt leider auch die bekannte Amlacher Nudelmanufaktur den Betrieb zu schließen. Gleichzeitig bedankt man sich auf Facebook bei den unzähligen Helfern.
Außerordentliche Regierungssitzung
Am Freitag wurden die politischen Weichen für das weitere Vorgehen zur Krisenbewältigung nach der Naturkatastrophe im Gegendtal gelegt. Zum Artikel mit allen Details zu Hilfspaketen geht's hier. Wie viel Geld es allerdings genau brauchen wird, ist weiter unklar.
Zentrum für Freiwillige Helfer eingerichtet
Seit heute, Freitag, gibt es ein Freiwilligen-Koordinationszentrum. An der Ortseinfahrt von Treffen können sich die Freiwillige beim Feuerwehrfahrzeug mit der Aufschrift "Freiwilligenhilfe" melden. Mitgebracht werden sollen festes Schuhwerk, Arbeitshandschuhe sowie Sonnenschutz und Kopfbedeckung. „Dieses Friewilligen-Zentrum liegt gleich neben der Straße von Villach Richtung Treffen bei der Reitanlage“, sagt Riepan. Die Feuerwehr koordiniert dort alles und fährt direkt mit den Freiwilligen zu den Häusern. „Es wird alles von der Feuerwehr eingeteilt, wer zu welchem Haus kommt und wer, wo gebraucht wird. Das entscheiden alles die Einsatzkräfte im Koordinationszentrum. Es darf bitte keiner privat mit seinem Auto in Treffen und im Krisengebiet herumfahren“, betont Riepan. „Wer helfen möchte, soll sich beim Koordinationszentrum melden und den Anweisungen der Feuerwehr dort folgen.“
Weg nach Arriach
Der Zivilschutzalarm bleibt auch am Freitag aufrecht, sagt Bernd Riepan, Bezirkshauptmann von Bezirk Villach-Land. Arriach ist weiter nur für Einsatzkräfte über einen Notweg erreichbar. „Die Errichtung der Behelfsstraße über Himmelberg wird noch Tage dauern“, sagt Riepan. Diese Straße wird dringend gebraucht, um endlich mit „schwerem Gerät“ nach Arriach zu kommen. 100 Soldaten des Bundesheeres sind damit beschäftigt, die Verbindung nach Arriach wieder herzustellen. Seit drei Tagen ist Arriach quasi von der Außenwelt abgeschlossen. Zusätzlich zum Zufahrtsweg für das schwere Gerät, das in Arriach für Aufräumarbeiten dringend gebraucht wird, wird versucht, die Buchholzer Landesstraße wieder herzurichten. „Damit am Montag die Pendler herausfahren können und die Schulkinder mit einem Schulbus rauskommen“, sagt Christoph Hofmeister, Sprecher des Bundesheeres. „Wir hoffen, das geht sich wenigstens bis Montag aus", sagt Hofmeister
400 Haushalte waren ohne Strom
Das große Aufräumen in den Krisengebieten in Treffen und Arriach geht weiter. Hunderte Einsatzkräfte sind vor Ort. In der Nacht auf Freitag waren kurzfristig wieder 400 Haushalte ohne Strom. "Am Donnerstagabend waren nur noch 100 Haushalte ohne Strom. Doch um 22 Uhr gab es plötzlich eine Störung und da waren dann in Summe wieder 400 Haushalte betroffen", berichtet Robert Schmaranz, Verantwortlicher bei Kärnten Netz. Bis Freitag in den Morgenstunden war die Stromversorgung zum Großteil wieder hergestellt. "150 Haushalte müssen aber noch immer ohne Strom auskommen", sagt Schmaranz. Er bittet, sich direkt zu melden, wenn der Strom ausfällt. Zentrale Netzleitstelle: 050/5256692.
Internet funktioniert in Arriach wieder
Arriach ist weiterhin nur mit dem Hubschrauber erreichbar, die Errichtung einer Behelfsstraße von Himmelberg aus wird noch einige Tage dauern. Für Einsatzkräfte gibt es allerdings einen Notweg, über den die Menschen versorgt werden. Seit Freitag funktioniert auch das Telekommunikationsnetz wieder, berichtet die provisorische Amtsleiterin Patricia Regenfelder. Neben den Bewohnern selbst sind auch 30 Urlaubsgäste eingeschlossen. "Angehörige haben verzweifelt versucht, die Gäste zu erreichen. Wir können sie aber beruhigen: Es gibt keine Meldungen über Personenschäden, es geht allen gut", sagt Regenfelder. Die Bewohner und die Urlauber werden aus der Luft und über den Notweg versorgt. Das Gemeindeamt, der Adeg-Markt und die Arztpraxis von Iris Pilgram sind geöffnet. "Der Adeg-Markt nimmt auch Bestellungen entgegen. Es kann sein, dass es etwas länger dauert als sonst, aber Rewe liefert Waren über den Notweg. Und unsere Ärztin organisiert auch Medikamente."
Flug übers Katastrophengebiet
Aus der Luft zeigt sich das Ausmaß der Katastrophe im Gegendtal deutlich. Die Kleine Zeitung durfte mit dem Polizeihubschrauber über Treffen und Arriach fliegen. Es sind unfassbare Bilder.
Soforthilfe für Unwetteropfer
Auch die Arbeiterkammer (AK) Kärnten will den Unwetteropfern helfen. Sie können ab sofort ein zinsfreies Sonderdarlehen in der Höhe von 20.000 Euro mit zusätzlicher nicht rückzahlbarer Soforthilfe von 1500 Euro beantragen. AK-Präsident Günther Goach in einer Aussendung am Donnerstag: "Wir bieten unseren Mitgliedern rasche finanzielle und rechtliche Hilfe im Katastrophenfall!"
Straßensperren
Laut Antenne Kärnten sind aktuell nach wie vor folgende Straßen gesperrt:
Auf der Hochrindl Straße (L 65) gibt es zwischen Ebene Reichenau und St. Lorenzen weiterhin kein Weiterkommen. Die B95 Turracher Straße ist zwischen der Turrach und Predlitzwinkel gesperrt.Weiterhin nicht erreichbar sind die Orte Treffen und Arriach. Die L46 Teuchen Landesstraße ist noch auf unbestimmte Zeit gesperrt. Auf der L38 Krastal Landesstraße ist die Zufahrt nur bis Kras möglich. Und die L45a Buchholzer Landesstraße ist noch mindestens bis Sonntag gesperrt
Rückblick
Lesen Sie hier, was am Mittwoch und was am Donnerstag geschah.