Über den Landweg ist Arriach derzeit noch immer nicht erreichbar. Auch deshalb starten heute Bundesheerhubschrauber mit Material und Kelag-Monteuren an Bord, damit die rund 100 Menschen bis zum Abend wieder mit Strom versorgt werden können. Was schon jetzt funktioniert, ist die Nahversorgung. "Dank Notstromaggregaten kann unser Nahversorger Adeg weiterhin für die Menschen in Arriach geöffnet sein", heißt es dazu aus der Gemeinde.
Was allerdings nicht funktioniert, ist das Telefon ins Gemeindeamt. Deshalb wird darauf hingewiesen, dass bei benötigter Hilfe die Landesalarm- und Warnzentrale unter der Telefonnummer 122 kontaktiert werden soll. Der Zivilschutzalarm bleibt weiterhin aufrecht.
Auch ein Spendenkonto wurde vom "Mittelpunkt Verein Arriach" eingerichtet: Raiffeisenbank Landskron-Gegendtal - IBAN: AT13 3938 1004 0031 7446
Die Straßen nach Arriach wurde Mittwochnacht durch die Wucht einer Mure und eines Baches weggerissen. Bewohnerinnen und Bewohner aus Innerteuchen berichten von apokalyptischen Zuständen in deren Nachbarort "Stadt" in Arriach. "Häuser wurden unterspült und Autos weggeschwemmt." In Arriach herrscht – wie auch in Treffen – Zivilschutzalarm.
Keine Verletzten und Vermissten
Bernd Riepan, Bezirkshauptmann von Villach-Land sagt: "Es gibt laufend Erkundungsflüge nach Arriach. Es wurden ganze Geländeteile weggerissen. Auch die Landesstraße wurde über weite Teile weggerissen." Der Geologe habe sich bereits ein Bild von Arriach gemacht. "Häuser sind einsturzgefährdet", bestätigt Riepan. Im Gegensatz zu Treffen gibt es in Arriach aber wenigstens keine Verletzten und keine Vermissten.
Flucht aus Häusern
Ortschef Ebner sagte am Mittwoch gegen Mittag: "Gearbeitet wird im Notbetrieb. Wir versuchen, die Lage irgendwie in den Griff zu bekommen. Aktuell warten wir auf schweres Gerät des Bundesheeres, das wir dringendst benötigen. Das ist unabdingbar." Ebner: "Wir warten verzweifelt darauf." Auch innerhalb der Gemeinde waren und sind Verkehrswege unpassierbar. Einige Höfe waren nicht einmal zu Fuß erreichbar. "Dieses Ausmaß hat Arriach noch nie erlebt", sagt Ebner über die Unwetter. Die Feuerwehren und andere Helfer sind im Dauereinsatz.
Etwa 150 Haushalte waren vorübergehend sogar ohne Wasserversorgung, berichtet der Bürgermeister. Am Nachmittag war die Wasserversorgung wieder hergestellt.
Die Bewohner der einsturzgefährdeten Häuser konnten sich teilweise selbst in Sicherheit bringen. Einige wurden von der Feuerwehr evakuiert, andere von Nachbarn. "Wir halten hier alle zusammen in der Gemeinde", sagt Ebner. Die Bewohner der einsturzgefährdeten Häuser sind vorübergehend woanders untergebracht. "Insgesamt wurden sechs Häuser evakuiert."
"Alle Kräfte mobilisiert."
Das oberste Ziel ist, eine Verbindungsstraße nach Arriach zu errichten. "Kompanien des Bundesheeres und andere Einsatzkräfte versuchen über Himmelberg eine Zufahrt nach Arriach zustande zu bringen – auch, um die medizinische Versorgung zu sichern", sagt Bezirkshauptmann Riepan. Alle Kräfte seien mobilisiert.
Wie lange es noch dauern wird, bis das Bundesheer nach Arriach vordringen kann, war zunächst unklar, wie Heeres-Sprecher Christoph Hofmeister sagte. "Wir kämpfen uns durch," sagt Hofmeister. 100 Soldaten der Villacher Pioniere seien vor Ort. Es wird gearbeitet, bis es finster wird. "Schritt für Schritt" versuche man, die Straße freizubekommen. Schweres Gerät ist im Einsatz, Schaufler und Soldaten mit Motorsägen, um die umgestürzten, ineinander verkeilten Bäume zu beseitigen.
Am späten Nachmittag gab es trotz aller Bemühungen immer noch keine Verbindung nach Arriach. "Die Einsatzkräfte sind gerade bei einer problematischen Brücke, es ist dort sehr gefährlich, weil das Wasser darunter immer wieder etwas mitreißt", berichtet Hofmeister am Mittwoch gegen 16 Uhr. "So lange die Leute Sicht haben, werden sie arbeiten." Ob Arriach heute noch erreichbar sein wird? "Die Wahrheit ist, man kann es derzeit nicht sagen", meinte der Pressesprecher des Bundesheeres am späten Nachmittag. "Wir hoffen es sehr, wir warten immer noch auf das schwere Gerät, wir brauchen es dringend", betont der Bürgermeister.
Erschüttert
Bach und Muren zogen auch in Innerteuchen, kurz vor Arriach, eine Spur der Verwüstung. Telefon- und Internetverbindung gibt es dort keine mehr. Ständig hört man den Hubschrauber kreisen. Die Menschen in Innerteuchen sind tief betroffen von dem, was in ihrem Umfeld und in der Nachbarschaft in Arriach passiert ist. Viele haben Angst vor weiteren Regenfällen. Bäche und Wetter werden genauestens beobachtet. "Der Bach wird auch bei uns schon wieder lauter", sagen ein paar Bewohner von Innerteuchen und blicken nervös und wie gebannt gegen den Himmel.