Der Dienstag begann in ganz Kärnten mit strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen. Ab Mittag bildeten sich über den Bergen Oberkärntens vermehrt Quellwolken und knapp nach 17 Uhr war es schließlich so weit: Über dem Raum Villach ging ein schweres Gewitter nieder, rundherum heulten die Sirenen: Die Unwetter, begleitet von Hagel, Starkregen und Sturm breiteten sich schließlich auf ganz Kärnten aus, sämtliche Strandbäder wurden geräumt. Passanten und Bewohner der Villacher Innenstadt konnten in den Abendstunden erst gar nicht realisieren, wie stark der Sturm ausfallen würde.
Binnen Minuten schlug das Wetter um und heftige Böen zogen durch die Gassen. "In der Taferner-, Nikolai- und Gabelsbergerstraße wurden Häuser teilweise abgedeckt, Teile der Dächer stürzten auf die Straßen und liegen nach wie vor in Gärten der Nachbarn, Fahrzeuge wurden beschädigt, Menschen brachten sich in Sicherheit", schildert Harald Geissler, Kommandant der Hauptfeuerwache Villach den spektakulären Einsatz. Der Sturm war bald wieder vorbei, die Aufräumarbeiten dauern an. Verletzt wurde zum Glück niemand.
8000 Haushalte waren wegen umstürzender Bäume ohne Strom. "Betroffen ist der Raum Villach, Ebene Reichenau, Turrach, Ossiachersee bis nach Feldkirchen", sagt Robert Schmaranz von der Kärnten Netz GmbH. "Wir stehen mit der gesamten Mannschaft bereit. Teilweise können die Monteure aber wegen der Unwetter samt Hagel nicht ausrücken." Dächer wurden abgedeckt, Häuser beschädigt, Bäche traten über die Ufer. Von Sturm und Unwetter schwer getroffen wurde das Gegendtal. In Millstatt flog ein Dach über die Bundesstraße und blieb neben einem Brunnen liegen. "Das größte Problem war der Sturm", erzählt Hannes Zeber von der FF Millstatt. Ein Baum stürzte auf ein Wohnhaus, verletzt wurde nach ersten Informationen niemand.
In Arriach wurde laut Unwetterzentrale (UWZ) eine Orkanböe mit 129 km/h gemessen. Dort stürzte ein Baum auf eine Starkstromleitung, zahlreiche Haushalte waren ohne Strom. "16 Feuerwehren waren bisher an 30 Einsatzorten unterwegs. Es handelte sich bei allen Einsätzen um Sturmschäden. Drei Gebäude wurden von Bäumen getroffen", sagt Feuerwehrkommandant Libert Pekoll.
Im Zuge eines Gewitters mit Starkregen und Sturmböen im Bereich Ferlach kam es in der Ortschaft Tratten zu einem Blitzschlag in einen Lindenbaum, der in Folge zur Gänze über eine Oberstromleitung zu Boden fiel. Durch die Zugkraft der niedergedrückten Stromleitung wurden zehn Gebäude im Dachbereich schwer beschädigt und letztlich riss auch die Stromleitung selbst. Die FF Glainach/Tratten war mit 20 Mann im Einsatz. Die Stromabschaltung und notwendigen unaufschiebbaren Reparaturen führte der Kelag-Störungsdienst durch.
Am Weißensee und in Villach gab es Sturmböen mit 76 km/h bzw. 77 km/h. "Es waren kurze, heftige Zellen, die sich binnen zwei Stunden entluden. 70 Feuerwehren hatten 150 Einsätze - primär in Villach Stadt und Land, sowie in den Bezirken Spittal und Feldkirchen", zog die Landesalarm- und Warnzentrale (LAWZ) am Abend eine vorläufige Bilanz.
Betroffen von weiteren Unwettern werden laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) vor allem Oberkärnten, die Nockberge und in etwas abgeschwächter Form das Obere Lavanttal sein. Dort sind die Gewitter eher spätabends zu erwarten.
Lokale Überflutungen
Auch in der Nacht ist mit recht heftigen Gewittern zu rechnen. "Das gilt speziell für das westliche Oberkärnten", informiert Meteorologe Paul Rainer von der Zamg. Lokale Überflutungen könnten für Probleme sorgen.