Sie geht wieder nach draußen, unternimmt mit Papa Simon einen Spaziergang am Gelände des LKH Villach. Die kleine Ida aus Wien kann auch wieder lächeln und präsentiert dabei ihre süße Zahnlücke. Ein anderer Zahn hätte der Sechsjährigen fast das Leben gekostet: der Giftzahn einer Hornviper.
Letzten Samstag passierte der Unfall am Forstsee in Techelsberg am Wörthersee, wo sich die Familie aus Wien gemeinsam mit einer befreundeten Kärntner Familie aufhielt. "Ich bin mit meinem Freund ein paar Meter von Mama und Papa entfernt über Felsen geklettert. Als ich mit der Hand einen Stein berührte, hat etwas Lebendiges zugebissen", erzählt die Kleine. "Ich hab das Ding gar nicht erkannt, aber es hing mit seinem Zahn an meinem Finger (am rechten Ringfinger, Anm.). Ich hab es abgeschüttelt und es fiel ins Wasser. Ich bin zu meinen Eltern gerannt. Dort wurde mir schlecht, ich hab gekotzt."
Gift verbreitete sich
Die Eltern reagierten richtig und setzten die Rettungskette in Gang. "Ida ging es immer schlechter, die Hand ist angeschwollen, sie hatte plötzlich starke Schmerzen. Zum Glück hat die Rettung sofort mit einem Reptilienspezialisten Kontakt aufgenommen", erzählt Papa Simon. Helga Happ vom gleichnamigen Reptilienzoo tippte, als sie erfuhr, dass der Biss nur eine Zahnspur aufwies, folgerichtig auf eine Hornviper. 40 Minuten nach dem Unfall wurde Ida im LKH Villach das Antiserum verabreicht.
Dennoch verbreitete sich das Gift bis zur Schulter und dem Herzen. Daher musste Ida bis Dienstag auf der Intensivstation beobachtet werden. "Erst da kam wieder Leben in sie. Sie redet wieder, isst, will sich bewegen", erzählt der Papa, der sich mit der Mama bei der Betreuung der Sechsjährigen abwechselt. Auch der dreijährige Sohn will im "Urlaub", den die Familie unfreiwillig um mindestens eine Woche verlängern musste, bespaßt werden.
Eine heikle Phase
Eine heikle Phase gebe es noch, erzählt der Vater: "Sieben bis zehn Tage nach dem Biss können Lungenödeme auftreten. Daher muss Ida voraussichtlich noch bis Montag im Krankenhaus bleiben. Aber die Ärzte und Pflegekräfte kümmern sich sehr gut um sie." Dass das Kind in Lebensgefahr geschwebt habe, sei ihnen "zum Glück erst im Nachhinein bewusst geworden. Mit Schlangen haben wir eher weniger am Hut, obwohl wir in der Natur schon eine Kreuzotter gesehen haben. Wer denkt an eine derartige Gefahr?" Er hoffe, dass bei Ida kein Schock, kein Trauma zurückbleiben werde, denn die Familie sei sehr naturverbunden.
Thomas Martinz