Nicht erschrecken sollten Touristen, wenn sie bei der Abreise aus der Hafenstadt unerwartet von Finanzbeamten oder Gemeinde-Polizisten angesprochen werden. Sie haben nichts falsch gemacht, müssen aber Rede und Antwort stehen. Sie sollten auch die Rechnung von der Unterkunft bei sich haben.
In den vergangenen Tagen gab es in Venedig die erste "Touristen-Razzia", wie die örtliche Ausgabe der italienischen Tageszeitung "Il Gazzettino" berichtet. Während der Sommersaison werden auch weitere Aktionen folgen, heißt es von den Behörden. Dabei sprechen deren Vertreter auf den Bahnhöfen all jene Menschen an, die sie anhand ihrer Gepäckstücke und der gewählten Züge als abreisende Feriengäste zu erkennen meinen.
Mittels Fragebogen, der im Beisein der Beamten auszufüllen ist, müssen folgende Informationen wahrheitsgemäß wiedergegeben werden: Wo haben die Touristen übernachtet? Wie wurde die Buchungsreservierung getätigt? Falls online, über welches Portal? Wie wurde der Check-in gemacht? Wie wurden die Dokumente bei der Ankunft erfragt und verarbeitet? Welche Arten von Service wurden angeboten? Haben Sie die Rechnung mit? Darauf sollte auch die verpflichtende Nächtigungstaxe vermerkt sein.
70 Prozent der Gäste nicht angemeldet
Hunderte Venedig-Touristen mussten die Fragebögen bereits ausfüllen. Das erste Ergebnis der Auswertung ergab, dass sieben von zehn Touristen, also 70 Prozent der Befragten, ihren Aufenthalt in einer Ferienunterkunft verbrachten, die ihre Gäste nicht gesetzeskonform angemeldet hatten. Dadurch fiel die Stadtverwaltung von Venedig um viel Steuergeld um.
Besonders genau schaut man seit Ostern darauf. Damals stellte sich mithilfe heimlicher Handy-Ortung in den frühen Morgenstunden heraus, dass sich an besagtem Wochenende zwischen 20.000 und 40.000 Nicht-Ansässige in der Lagunenstadt aufhielten. Die allerdings von ihren Beherbergungsbetrieben nicht ordnungsgemäß angemeldet worden waren. Die ersten Strafen dafür mussten 34 Betriebe bereits bezahlen: insgesamt 160.000 Euro.
Die Vergehen sind dabei ganz unterschiedlich. Ein aus Italien stammender Unterkunftgeber war zum Beispiel gar nicht als solcher angemeldet, ein Nicht-EU-Bürger hatte mehr Betten als gemeldet. Und sogar der Luxusurlaub in mehreren Apartments in historischen Gebäuden in der Venediger Altstadt war nicht immer legal. Viele Venezianer, Bengalesen und Albaner prellten den Staat um die Nächtigungstaxe. Ab kommendem Jahr dürfte aber alles wieder anders sein. Denn ab Ende Jänner 2023 soll bereits die Ankunft in Venedig etwas kosten ...