In Erinnerung an die Opfer des Konzentrationslagers Loibl-Nord fand am Samstag eine Internationale Gedenkveranstaltung auf der Kärntner Seite des Loibltunnels am ehemaligen Appellplatz mit Landeshauptmann Peter Kaiser statt. Im Mittelpunkt der Gedenkfeier, zu der das Mauthausen-Komitee Kärnten/Koroška einlud, stand das Bemühen, das lange Zeit "vergessene" Außenlager von Mauthausen im kulturellen Gedächtnis Österreichs und Kärntens zu verankern. Das Mauthausen-Komitee Kärnten/Koroška fühlt sich den KZ-Opfern vom Loiblpass verpflichtet, ihre Geschichte des Leidens und Sterbens, aber auch ihre Geschichte des mutigen Widerstandes und Überlebens in ehrender Erinnerung zu bewahren. Das Programm umfasste Gedenkreden, Stimmen von Zeitzeugen und der Jugend sowie Kranzniederlegungen. Im Anschluss gab es eine Gedenkveranstaltung auf der slowenischen Seite des Loibltunnels.

"Unvergessen und ungebrochen"

Landeshauptmann Kaiser bezeichnete die Veranstaltung als eine sehr
wichtige Ge- und Bedenkveranstaltung. Er erinnerte an Seiji Kimoto
(japanisch-deutschen Künstler), der kürzlich 85-jährig verstorben sei
und dessen Kunstwerke auf beiden Seiten dieses unter schlimmsten
Bedingungen erbauten Tunnels stehen. "Seine letzten wichtigen Werke
sind genau dieser Erinnerungskultur gewidmet, mit den beiden
Attributen'unvergessen und ungebrochen', die uns auch Stärke
verleihen sollten", sagte Kaiser und stellte die Frage in den Raum: "Wie kann es passieren bei all dem Aufgeklärtsein, dass gerade jetzt wieder – als ob es diese schlimme Vergangenheit nie gegeben hätte – ein Aggressionskrieg gegen die Ukraine und viele Scharmützel weltweit geführt werde? Sind wir nicht lernfähig als Menschen?"

Peter Gstettner, Landeshauptmann Peter Kaiser, David Kranzelbinder vom Kulturverein Artikel VII, Steiermark, und Manfred Morokutti vom Mauthausen-Komitee Kärnten
Peter Gstettner, Landeshauptmann Peter Kaiser, David Kranzelbinder vom Kulturverein Artikel VII, Steiermark, und Manfred Morokutti vom Mauthausen-Komitee Kärnten © Mauthausen-Komitee Kärnten/Koroška

Ängste und Krisen

Manfred Morokutti, der Vorsitzende des Mauthausen-Komitees, hob in
einer kurzen Ansprache hervor, dass es dem Komitee wichtig sei, die
Erinnerungskultur in Kärnten aktiv mitzugestalten. "Unser Herzblut
liegt in der pädagogischen Tätigkeit und Arbeit vor Ort, aber auch in
Bildungseinrichtungen ist es uns wichtig, zu sensibilisieren,
Bewusstsein zu schaffen und gemeinsam zu lernen. Diese Mechanismen
wirken noch heute, sie nutzen Ängste und Krisen, daher ist es
wichtig, aus der Geschichte zu lernen", sagte Morokutti.

Die Botschaft der "Amicale de Mauthausen" verlas Präsident Daniel
Simon aus Paris. Er appellierte an die Zivilcourage: "Sie ist die
eigentliche Größe der menschlichen Spezies." Zeitzeuge war Nužej
Tolmaier, geboren 1942 im Lager Frauenaurach als Kind einer internierten
Kärntner-slowenischen Familie. Die berührende Geschichte seiner
Familie erzählte eindrucksvoll sein jüngster Enkel Simon.

Einen essenziellen Bestandteil der Veranstaltung bildete wie immer
der Gegenwartsbezug, der durch die "Stimme der Jugend" – von
Schülerinnen und Schülern der CHS Centrum Humanberuflicher Schulen
Villach – zum Ausdruck gebracht wurde. Es sprachen Helena Ebner, Philip
Schuhai und Marina Treffner.

Orte der NS-Gewalt und des Widerstands

Die Gedenkrede hielt Historiker, Politikwissenschaftler, Sozial- und Kulturanthropologe Peter Pirker, der bereits am Freitag im Musil-Haus in Klagenfurt gesprochen hat. Er berichtete, dass er mit seiner Kollegin Ingrid Böhler und 22 Studierenden der Universität Innsbruck auf einer Exkursion in Kärnten sei, um Orte der NS-Gewalt und des Widerstands aufzusuchen. Die Studie befasse sich mit der rassistischen Umsiedlungspolitik, mit all ihrer Gewalt. So sei auch hier ein Ort der Unterdrückung, aber auch des Widerstands.

Unter den Ehrengästen waren Nationalrätin Olga Voglauer, Elisabeth
Ellison-Kramer, Botschafterin Österreichs in Slowenien, Anton Novak,
Generalkonsul von Slowenien, Christian Scheider, Bürgermeister Klagenfurt, Vizebürgermeister Christian Gamsler (Ferlach) und Militärkommandant Walter Gitschthaler.