Nach drei Stunden war klar: Die ÖVP ist geschlossen, steht geschlossen hinter Parteichef Martin Gruber, der die ÖVP auch als Spitzenkandidat in die Landtagswahl 2023 führen wird. 99,64 Prozent erhielt er Samstag beim Parteitag in Ossiach als wieder gewählter ÖVP-Chef. 274 der 275 gültigen Stimmen entfielen auf ihn. "Gemeinsam werden wir Großartiges möglich machen", dankte Gruber glücklich den Delegierten. Bei seiner Wahl 2018 waren es 98,37 Prozent.
Die Standing Ovations bekam Gruber, seit 2018 Kärntner ÖVP-Chef, schon zu Beginn seiner 30minütigen Rede. Die Partei zeigt sich bestens gestimmt und geschlossen. Allerdings: Von den 446 Delegierten waren nur 275 anwesend, mitsamt den Gästen waren es rund 500 Personen. "Geschlossenheit, Zusammenstehen, das ist wichtiger denn je. Denn es geht um die Zukunft unserer Kinder, um die Zukunft unseres Landes", darauf schwor Gruber die Funktionäre und Delegierten mit Blick auf die Landtagswahl ein. Kärnten brauche die ÖVP, die stärker ihre Handschrift zeigen wolle. Er sei bereit anzupacken, bereit zu kämpfen", rief er in die Zuhörerreihen im Stift Ossiach.
Warnung vor Rot-Grün
Der ÖVP-Chef, der mit Ehefrau Ulli, seinen drei Kindern und Eltern zum Parteitag gekommen ist, stellte klar: "Wir brauchen keine Umfragen, um zu wissen, wer 2023 Landeshauptmann wird." SPÖ-Chef Landeshauptmann Peter Kaiser nannte er namentlich nicht. Er forderte seine Partei aber auf: "Wir müssen so stark werden, damit niemand an uns vorbeikommt." Gruber bot sich der SPÖ so als neuerlicher Koalitionspartner an, warnte aber auch vor einer "links-linken Regierung", also rot-grün. "Wenn sich rot-grün ausgeht, werden sie es auch machen." Sein Ziel, Landeshauptmann zu werden, formulierte Gruber dann für später: "Mein Ziel von 2018 (als er Parteichef wurde, Anm.) bleibt: Dass die ÖVP auf lange Sicht wieder den Landeshauptmann stellt, um das Land in eine gute Zukunft zu führen. Bis dahin müssen wir immer stärker werden."
Der ÖVP-Chef skizzierte die ÖVP als verlässlichen Partner der Kärntnerinnen und Kärntner, fürs Land, das man vor dem Ausverkauf schütze. "Ich bin der Bevölkerung und keinen Investoren verpflichtet", rief er. Er gehe einen geraden Weg, knicke bei Gegenwind nicht ein, sprach er die Flughafen-Causa an. Er trete weiter für den Sicherheitsausbau der B 317 ein und sagte: "Der Wolf hat in Kärnten keinen Platz." Dafür gab es den meisten Applaus.
Kanzler und Ex-Ministerin
Zum 34. ordentlichen Landesparteitag kam auch Bundeskanzler und Bundesparteichef Karl Nehammer. "Wir brauchen Leute wie Martin, der bereit ist, gegen ein Übermacht anzukämpfen", würdigte er den Kärntner Parteichef und dessen Auftreten in der Koalition mit der SPÖ. Höchsten Respekt von Nehammer gab es auch für Grubers Haltung in der "höchst dubiosen" Flughafen-Causa. Entgegen anders lautenden Informationen ist auch die aus dem Lavanttal stammende Ex-Ministerin Elisabeth Köstinger dabei. Sie war bis jetzt Parteichef-Stellvertreterin von Martin Gruber, scheidet in dieser Funktion aber aus. Zu Stellvertretern gewählt wurden Bürgermeister Alfred Altersberger (Nötsch) und Bürgermeisterin Karoline Turnschek (Weissensee) sowie Klubobmann Markus Malle und Landesrat Sebastian Schuschnig.
Protest von Tierschützern
Vor dem Gelände des Stiftes Ossiach nützten Aktivisten des Vereins gegen Tierfabriken die ÖVP-Veranstaltung für eine Protestaktion. "ÖVP, wann kommt endlich ein Vollspaltenboden-Verbot?" stand auf Plakaten zu lesen. Oder: "Die ÖVP ignoriert Schweine-Leid auf Vollspaltenboden." Akteure des Vereins deckten zuletzt in ein paar Kärntner Schweinemastbetrieben bedenkliche Zustände in der Tierhaltung auf.
Heftige Kritik an Kaiser uns SPÖ
"Kärnten braucht echte Macher", so lautet das Motto dieses Parteitages, der modern und zeitlich komprimiert ablief. Markus Malle war es, der - anders als Gruber - gegen die SPÖ und LH Peter Kaiser kräftig austeilte und die ÖVP als "Taktgeber" in der Koalition und im Land bewertete. Grubers eigenständiger und beständiger Kurs wird hervorgehoben, die Allmacht der SPÖ kritisiert. "Lieber Peter, Dir gehört das Land nicht. Stellen gehören allen im Land, nicht nur der SPÖ." Die SPÖ benehme sich so, als hätte sie "40 der 36 Landtagsabgeordneten", Kaiser habe drei zusätzliche Gesichter: "Schönwetter-Kaiser", der über alle Probleme hinweglächle, "Bundes-Kaiser" und "Job-Kaiser", wenn die SPÖ ihresgleichen mit Posten versorge. Trotzdem habe man viel geschafft: Kärnten habe die "geringste Arbeitslosenquote ever", die "höchste Beschäftigungsquote ever", das sei der Handschrift der ÖVP zu verdanken, meinte Malle, der dann auch kräftig gegen die FPÖ und das Team Kärnten austeilte.
Peter L. Eppinger, der in der Ära von Sebastian Kurz viele durchinszenierte Wahlkampfveranstaltungen moderierte, ist in Ossiach mit dabei. Gemeinsam mit der Kärntner Parteigeschäftsführerin Julia Löschnig moderiert er den Parteitag.