Das schöne Wetter hat am Samstag tausende GTI- und Tuningfans nach Kärnten gelockt. Bereits ab den Mittagsstunden kam es rund um den Faaker See, in Velden, auf der Straße zum Pyramidenkogel und im Rosental zu kilometerlangen Staus. In Egg am Faaker See ging tagsüber nichts mehr, am Abend und in der Nacht stand dann Velden still.
Der Ortskern musste auf Anordnung der Behörde von 22 Uhr bis 1.30 Uhr für den gesamten Verkehr gesperrt werden, um im Notfall wenigstens Einsatzkräften das Durchkommen zu ermöglichen. Laut Bernd Riepan, Bezirkshauptmann von Villach-Land, sei dies aus Sicherheitsgründen notwendig gewesen, nachdem sich hunderte Fahrzeuge gleichzeitig von Klagenfurt auf den Weg nach Velden gemacht hatten. "Eine Sperre des Ortskerns ist nur im Anlassfall und nicht vorab möglich", sagt Riepan. Zuletzt wurde immer wieder der Ruf laut, Velden präventiv zu sperren.
Die Polizei war am Samstag und am Sonntag mit einem Großaufgebot von Beamten im Einsatz. Erste Kennzeichen auf Basis des neuen Gesetzes beschlagnahmt und PS-Rowdys damit an der Weiterfahrt gehindert. Insgesamt hat die Polizei allein am Samstag und in der Nacht zum Sonntag bei rund 30 Fahrzeugen die Kennzeichen abgenommen. Am Sonntag mussten laut bislang noch nicht bestätigten Informationen weitere 50 bis 60 Lenker ihre Kennzeichen abgeben. Dies erfolgte einerseits aufgrund nicht typisierter technischer Umbauten bzw. der nicht gegebenen Betriebssicherheit, andererseits aber auch schon nach der kurz zuvor in Kraft getretenen KFG-Novelle, wird mitgeteilt.
Viele Organmandate
Weiters gab es bis Sonntagfrüh drei Anzeigen hinsichtlich Lenken eines Fahrzeuges unter Alkohol- bzw. Suchtmitteleinfluss (davon zwei Führerscheinabnahmen). Zusätzlich wurden weitere Anzeigen wegen Geschwindigkeitsübertretungen erstattet und jede Menge Organmandate ausgestellt. Die Zahlen dazu sind noch nicht bekannt. Von 9. Mai bis 14. Mai wurden rund 70 Organmandate ausgestellt.
Generell ist laut Thomas Payer, Sprecher der Landespolizeidirektion, gegenüber den Vorjahren aber ein deutlicher Rückgang an Gummi-Gummi, absichtlich herbeigeführten Fehlzündungen und dergleichen festgestellt worden. "Aus polizeilicher Sicht ist das Treffen bislang zivilisiert abgelaufen", sagte Payer am Sonntag. Man sei zufrieden. Es hat keine Raufhandel, Körperverletzungen oder schwere Unfälle gegeben.
"Maßnahmen wirken"
"Das erste Wochenende zeigt, dass die neuen gesetzlichen Maßnahmen wirken. Wir halten damit, was wir den Anrainern versprochen haben. Es wurden deutlich mehr Verkehrsrowdys stillgelegt als in den Vorjahren. Umso wichtiger, dass wir das Inkrafttreten vorverlegen konnten. Die Exekutive kann heuer viel restriktiver gegen jene, die Krawall verursachen, auftreten und tut dies auch. Das spricht sich auch in der Szene herum", sagt Verkehrsreferent Landesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP).
Verlagerung nach Slowenien und Italien
Zuschauer und Teilnehmer kommen vor allem aus anderen österreichischen Bundesländern und aus Deutschland. Aber auch Niederländer, Ungarn, Slowenen, Schweizer und Italiener drehten am Samstag ihre Runden. Verkehrsteilnehmer berichten, dass vor allem auf Nebenstraßen und in abgelegenen, ländlichen Gebieten Gas und Gummi-Gummi gegeben wurde.
Wegen der strengen Kontrollen und Strafen in Kärnten ist erstmals von einer Verlagerung des Treffens nach Slowenien und Italien die Rede. Die Polizei bestätigte dieses neue Phänomen Sonntagfrüh. "Es ist tatsächlich zu beobachten, dass die Tuningfans nach Slowenien und auch teilweise nach Italien ausweichen", sagt Payer. So wurde zum Beispiel am Parkplatz bei der Skisprung-Arena in Planica und auf der Straße vor dem Bahnhof in Tarvis unter großem Gehole Gummi-Gummi gegeben. Das zeigen Videos. die im Internet kursieren, und die Spuren auf den Straßen am Tag danach.
Rechtzeitig zum ersten Ansturm von GTI-Fans ist die Novelle des Kraftfahrgesetzes am Samstag in Kraft getreten. Jahrelang hat man in Kärnten eine strengere gesetzliche Handhabe gegen GTI-Rowdys und andere Verkehrssünder gefordert, andere Maßnahmen brachten nicht die erhoffte Wirkung. Doch ein Gesetz, das der Polizei eine bessere Handhabe bietet, ließ auf sich warten. In den vergangenen Wochen ging alles überraschend schnell: Auf Druck von Verkehrsreferent Landesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) gab der Bund vor wenigen Wochen grünes Licht für ein von Kärnten geschnürtes Gesetzespaket.
"Was aus Kärnten jahrelang gefordert wurde, haben wir jetzt endlich erreicht", sagt Schuschnig. "Die Verschärfungen werden ab sofort von der Exekutive angewendet." Bereits vor einigen Tagen wurde eine einheitliche Anwendungslinie mit den Behörden besprochen. "Die Behörden werden verhältnismäßig, aber restriktiv vorgehen", sagt Schuschnig. "Bei absichtlicher Belästigung durch Lärm oder Gestank werden aber Autos auch bis zur maximalen Zeitspanne von drei Tagen stillgelegt."
Claudia Beer-Odebrecht