Oksana (50) legt in der Beratungsstelle der Caritas in Klagenfurt Pass und Meldezettel vor; von ihrem zwölfjährigen Sohn, der Schwiegermutter und von sich selbst. "Sie stammen aus der Nähe von Mariupol und leben jetzt hier bei einer Verwandten", sagt Elisabeth Cheaure, die heute das erste Mal in der Beratungsstelle als Übersetzerin ehrenamtlich tätig ist. Cheaure spricht zwar Russisch, die Kommunikation funktioniert aber. "Eine Dolmetscherin ist unbezahlbar", freut sich Sozialberaterin Birgit Diermayr, die Zivildiener Paul Schiffra zur Seite hat. Die beiden sind dafür zuständig, dass Vertriebene aus der Ukraine, die in Kärnten in privaten Unterkünften leben, eine Soforthilfe bekommen.
Die Soforthilfe besteht aus der Ausgabe von Lebensmittelgutscheinen, Bekleidungsgutscheinen vom Caritas-Secondhandshop Carla sowie von Hygienepaketen. Die Nachfrage nach Unterstützung ist groß. "Allein an zwei Tagen in der Vorwoche waren 90 Personen hier. Bis 31. März hatten wir 183 Antragsteller und insgesamt 432 versorgte Personen", zählt Christian Eile, Bereichsleiter für "Menschen in Not" bei der Caritas auf. Rund 35.000 Euro wurden bis zu jenem Stichtag in die Soforthilfe investiert, finanziert aus Spendengeldern.
Knapp 2000 Vertriebene wurden bis Anfang April in Kärnten erfasst. Am Montag gab das Land bekannt, dass rund 600 von ihnen privat untergebracht sind. "Sie werden nach und nach in die Grundversorgung aufgenommen. Es war zunächst ein Flaschenhals, jetzt geht es besser", sagt Eile. Um in die Grundversorgung zu kommen, müssen diese Menschen nach erfolgter Erstregistrierung mit dem Flüchtlingsreferat des Landes in Kontakt treten. Sie leben bei Verwandten oder Freunden. Oder sie sind bei Menschen untergebracht, die Wohnraum zur Verfügung stellen.
"Diese sind für die Spontanhilfe wichtig. Man muss aber damit rechnen, dass es zur Überforderung kommen wird", sagt Caritas-Direktor Ernst Sandriesser. Hier sei es wichtig, anzuschließen und den Menschen weiterzuhelfen. "Dafür braucht man etwas, zum Beispiel eine Wohnungsbörse", sagt Sandriesser. Oksana sucht dringend eine Wohnung. Sie leben derzeit zu sechst in einer Dreizimmerwohnung.
Viele Fragen
Die Caritas ist aber nicht nur Anlaufstelle für die Soforthilfe. "Die Menschen haben viele Fragen. Sie kommen alle zu uns", sagt Eile. Wie können sie Arbeit finden? Wie kommen sie zu einem Deutschkurs? Wie bringen sie ihr Kind im Kindergarten unter? Und auch die Frage nach Wohnraum werde sehr oft gestellt.
Um diesem Informationsbedarf gerecht zu werden, wird die Caritas demnächst im Salzburger Hof in Klagenfurt ein Informationszentrum für Flüchtlinge aus der Ukraine eröffnen. "Wir sind auch in intensivem Austausch mit den Ukrainern, die bereits in Kärnten leben und die uns den Bedarf auch melden, was die Menschen jetzt hier brauchen", sagt Sandriesser.
Im Gebäude werden sechs Büroplätze eingerichtet. Ein Platz wird der ukrainischen Gemeinschaft und ihrer Hilfsorganisation zur Verfügung gestellt. "Wir unterstützen sie sehr beim Aufbau einer Struktur. Es ist wichtig, die Eigenständigkeit der Geflüchteten hier zu fördern", sagt Sandriesser. Der Info-Point selbst wird im Erdgeschoss angesiedelt sein.
Da man dies aber nicht allein stemmen kann, laufen Gespräche mit dem Land Kärnten und dem Bund. Das Land winkt aber ab, wie die Kleine Zeitung in Erfahrung bringt. "Es ist nicht geplant, eine Parallelstruktur aufzubauen", sagt Gerd Kurath, Leiter des Landespressedienstes.
In den Notquartieren des Landes habe man, so Kurath, Mitarbeiter des Österreichischen Integrationsfonds vor Ort, die die Geflüchteten mit Informationen versorgen. "Im privaten Bereich wird versucht, die Flüchtlinge über die ukrainische Community zu erreichen", sagt Kurath. Das betreffe auch Fragen zur Wohnungssuche. Kurath unterstreicht aber, dass parallel zu den Notquartieren auch an Quartieren für die Grundversorgung gearbeitete werde. Doch das nehme Zeit in Anspruch. So müsse geprüft werden, ob die geforderten Kriterien vorliegen.