Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg, steigende Lebensmittel-, Energie und Wohnkosten. "Dauerkrise" – und das seit zwei Jahren. "Es ist eine bedrückende Zeit. Das macht mit uns allen was, das geht an niemandem spurlos vorbei", sagt Ursula Luschnig. Seit fünf Jahren leitet sie den Bereich "Menschen in Krisen" bei der Caritas Kärnten. Die Nachfrage nach den (kostenlosen) Beratungsangeboten habe seit 2020 deutlich zugenommen. Das merkt man unter anderem bei der Telefonseelsorge. Es ist das "ganze Spektrum", wie Luschnig sagt, mit dem man konfrontiert sei. Die psychische Belastung habe stark zugenommen; viele Menschen haben Ängste und Sorgen. Luschnig: "Lockdowns, Quarantäne oder Homeoffice und Homeschooling haben auch die Beziehungen sehr gefordert."

Aufgrund der gesteigerten Nachfrage nach Hilfe in schwierigen Lebenssituationen schafft die Caritas nun ein neues Angebot, das heute Dienstag vorgestellt wird. Unter dem Titel "Der erste Klick zur Hilfe" soll dieses Menschen in sozialen und finanziellen Notlagen zum richtigen Beratungsangebot leiten.

Mobiler Familiencoach

Nicht auf den ersten Klick dafür auf dem Kassenbon findet man derzeit die Telefonnummer der Familienberatung der Diakonie de La Tour. Die Supermarktkette Billa macht damit auf die kostenlose und anonyme Beratung aufmerksam. Gestartet wurde das "Mobile Familiencoaching Kärnten" im September des Vorjahres. "Der ganze Stress, gerade auch aufgrund der Corona-Pandemie, wirkt sich auch auf jene Familien aus, die eigentlich viele Ressourcen haben", weiß Teamleiterin Jasmin Thamer. Das niederschwellige Angebot wurde in Kooperation mit dem Land Kärnten umgesetzt, das auch für die Finanzierung aufkommt. Das Familiencoaching ist auf zwei Säulen aufgebaut: der telefonischen Sofortberatung, etwa in Akutsituationen, sowie der mobilen Vor-Ort-Beratung zu Hause.

Kurt Aschbacher (Billa), Iris Strasser (Netzwerk Verantwortung zeigen), Beate Prettner, Jasmin Thamer (Diakonie), Matthias Liebenwein (Diakonie)
Kurt Aschbacher (Billa), Iris Strasser (Netzwerk Verantwortung zeigen), Beate Prettner, Jasmin Thamer (Diakonie), Matthias Liebenwein (Diakonie) © LPD Kärnten

Thamer: "Wir hatten bisher weit über 1000 Telefonkontakte und die Nachfrage steigt." Die mobilen Familiencoaches – zum Team gehören Psychologinnen und Sozialpädagoginnen – sind in ganz Kärnten unterwegs, ganz diskret im privaten Pkw. "Es geht um schnelle, direkte und unbürokratische Hilfe, wenn zu Hause 'raue See' herrscht. Ein Anruf genügt und der Familiencoach ist unterwegs", erklärt Sozialreferentin Beate Prettner (SPÖ).

1150 Anrufe seit Jahresbeginn

Dass psychische Erkrankungen in den vergangenen beiden Jahren zugenommen haben, bemerkt man auch bei "Rat auf Draht", der Notrufnummer für Kinder und Jugendliche. Der Dienst wurde 2014 von SOS-Kinderdorf übernommen. Rund 1150 Anrufe wurden seit Jahresbeginn aus Kärnten verzeichnet. Überforderung in der Schule, Ess- oder Schlafstörungen, Suizidgedanken sind nur ein Teil der häufigsten Themen. Aktuell beschäftige die Jungen auch der Krieg in der Ukraine, so Leiterin Birgit Satke: "Was wir in den vergangenen Monaten bemerkt haben ist, dass die Gespräche länger dauern. Die Inhalte sind schwerer geworden."