In einer ungewöhnlichen Rolle findet sich am Mittwoch ein Arzt aus Kärnten wieder: als Angeklagter am Landesgericht (LG) Klagenfurt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem pensionierten Allgemeinmediziner Suchgifthandel vor. Für den Mann gilt die Unschuldsvermutung.
Die Vorwürfe gegen den 74-Jährigen sind massiv: Zwei Jahre lang, von Jänner 2018 bis Ende 2019, soll er Patienten, die in Drogenersatzprogrammen gewesen sind, Suchtgifte und psychotrope Stoffe verschrieben haben, so Gernot Kugi, stellvertretender Sprecher des LG Klagenfurt. In derart große Mengen, dass diese von der Staatsanwaltschaft als "vorschriftswidrig entgegen den Erkenntnissen und Erfahrungen der medizinischen Wissenschaft" eingestuft werden. Die erlaubte Grenzmenge hat der Arzt bei morphinhältigen Medikamenten um das fast 812-Fache überschritten, bei psychotropen Stoffen um das 220-Fache.
Freiheitsstrafe droht
Mehr als 30 Patienten hat der Arzt die Medikamente wiederholt verschrieben und ihnen mittels ärztlicher Rezepte "in einer medizinisch nicht vertretbaren Weise und Menge Suchtgift verschafft" zu haben, so die Anklage. Aufgeflogen ist der Fall bei einer Überprüfung jenes Diploms, das Ärzte haben müssen, die in der Suchtkrankenbehandlung tätig sind. Der angeklagte Tatbestand des Suchtgifthandels sieht bei derartigen Mengen eine Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu 15 Jahren vor.
Ähnlicher Fall
Zum Vergleich, um welche enormen Mengen es in dem Fall geht: Im Juni 2021 wurde eine Kärntner Allgemeinmedizinerin wegen Suchtgifthandels, nicht rechtskräftig, zu zwei Jahren bedingter Haft verurteilt. Die Frau hatte morphinhältige Medikamente in viel zu hohen Mengen an drogenabhängige Patienten verschrieben. Die Grenzmenge wurde um das 42-Fache überschritten.