Es war ein lebensgefährlicher Vorfall, wie es ihn glücklicherweise nur selten gibt: Mehr als eine Stunde war am Samstagvormittag ein Geisterfahrer zwischen Hirt, in der Gemeinde Micheldorf, und der Stadt Klagenfurt unterwegs – mit bis zu 150 km/h. Mehrmals wechselte der Mann (27) aus dem Bezirk St. Veit auf die Gegenfahrbahn. Dutzende Autofahrer – zuerst auf der B 317, dann auf der S 37, beide zum Tatzeitpunkt stark befahren – konnten im letzten Augenblick, mitunter durch riskante Ausweichmanöver, folgenschwere Unfälle verhindern. "Dass hier nichts passiert ist, grenzt an ein Wunder", sagt ein Polizist.
Serie an Notrufen
Begonnen hat die Wahnsinnsfahrt am Samstag gegen 8.20 Uhr in Hirt. Über die zweispurige Friesacher Straße (B 317) raste der Mann vorbei an Schloss Pöckstein in Richtung Treibach. Auch hier hat er laut Augenzeugen bereits mehrmals die Gegenfahrbahn benutzt, eher er auf die vierspurige Klagenfurter Schnellstraße (S 37) auffuhr und in Schlangenlinien in Richtung Landeshauptstadt donnerte. "Um 8.40 Uhr ging der erste Notruf bei der Polizei ein", sagt Lisa Sandrieser, Sprecherin der Landespolizeidirektion Kärnten. Zahlreiche weitere folgten. Polizeistreifen aus Friesach und Althofen rückten aus, eine erste Fahndung blieb aber erfolglos.
Der Geisterfahrer war da bereits vor Klagenfurt und fuhr dort gegen 9 Uhr auf die Südautobahn (A 2) in Fahrtrichtung Wien auf. Drei weitere Polizeistreifen rückten aus. Laut bisherigen Ermittlungen war der 27-Jährige aber nur kurz auf der Autobahn unterwegs, möglicherweise fuhr er "nur" durch den Ehrentalerbergtunnel. Nach diesem wendete er und raste wieder in Richtung St. Veit.
Retour nach St. Veit
Gegen 9.20 Uhr kam die nächste Alarmmeldung: Der Lenker war wieder auf der S 37, diesmal raste er in Richtung St. Veit, wieder teilweise als Geisterfahrer. Verfolgt von mehreren Polizeistreifen (auch aus St. Veit und Launsdorf), der Schnellen Interventionsgruppe und dem Polizeihubschrauber.
Gegen 9.40 Uhr war dann endlich Schluss: Der Polizei gelang es, den Geisterfahrer bei der S-37-Abfahrt St. Georgen/Längsee zu stoppen. Nach insgesamt etwa 55 Kilometern und rund 80 Minuten Wahnsinnsfahrt. Berichte, wonach die Polizeibeamten den 27-Jährigen nur mit gezogenen Dienstpistolen zum Aussteigen "überreden" konnten, kann LPD-Sprecherin Sandrieser nicht bestätigen: "Dafür gibt es keine Hinweise."
Lenker im Krankenhaus
Das Gleiche gilt auch für das Motiv des Mannes: Er war nüchtern, wie ein Alkotest nach seiner Festnahme ergeben hat, allerdings völlig verwirrt. Der 27-Jährige wurde aufgrund dessen ins Klinikum Klagenfurt eingeliefert. Sollte er zurechnungsfähig gewesen sein, erwartet ihn eine Anzeige wegen vorsätzlicher Gefährdung von Menschen.