Rund 1,5 Millionen Ukrainer sollen bereits vor dem Krieg in ihrem Land geflüchtet sein. Etwa eine Million Flüchtlinge hat im Nachbarland Polen Zuflucht gesucht. Der Kärntner Caritas-Direktor Ernst Sandriesser hat am Wochenende einen Hilfskonvoi, organisiert von der Pfarre Millstatt, begleitet, und sich in Zywiec im Großraum Krakau einen Überblick über die Lage verschafft. Auch in Hinblick, was am dringendsten gebraucht wird und wie die Logistik funktioniert. Zywiec zählt rund 30.000 Einwohner und befindet sich im Großraum Krakau.
Sandriesser hat vor Ort Gespräche mit helfenden Händen geführt, aber auch mit Betroffenen. So mit einer Frau aus Kiew. "Sie erzählte mir, dass sie Mittwoch vor zwei Wochen noch in einer Bank gearbeitet hat", sagt der Caritas-Direktor. Mittlerweile ist sie mit ihren beiden Kindern – fünf Monate und acht Jahre alt – in Polen angekommen. Sandriesser: "Sie will nicht zu ihrer Schwester, die in Italien lebt. Sie will in der Nähe bleiben, und heimkehren, sobald es geht." Doch noch weiß niemand, wann das sein wird. Kriegsvertriebene sind mit Autos und Bussen in Polen angekommen. Jetzt würden viele zu Fuß kommen.
Im Hotel, wo die Kärntner Abordnung abgestiegen ist, sind rund 120 Frauen und Kinder untergebracht. Ein Teil der in Millstatt gesammelten Hilfsgüter wurde in der Unterkunft abgegeben und an die dortigen Flüchtlinge übergeben. Freiwillige beschäftigen sich mit den Kindern und haben ihnen Polnisch näher gebracht. "Das sind Bilder, die wir auch bald hier sehen werden", sagt Sandriesser weiter.
Geldspenden erbeten
Es laufen auch Gespräche, um die Caritas vor Ort zu unterstützen. Denn auch das Alltagsleben müsse aufrechterhalten werden. So werden in besagtem Hotel rund 500 Essen pro Tag ausgegeben. "Auch dafür wird finanzielle Unterstützung gebraucht", sagt Sandriesser. Eine Geldspende sei, so Sandriesser, die einfachste Art zu helfen. Vor Ort werde das gekauft, was benötigt wird. Derzeit vor allem Lebensmittel, Medikamente und Hygieneartikel. "Sachspenden sind eine diffizile Angelegenheit. Die Zwischenlagerung macht Probleme", sagt Sandriesser weiter.
Quartiere gesucht
Aufgabe in Kärnten sei es nun, die Ukraine und die Nachbarländer, die Flüchtlinge aufnehmen, zu unterstützen. Aber auch Strukturen in Kärnten zu schaffen, für die Aufnahme von Flüchtlingen. Derzeit werden Quartiere gesucht. Ukrainer, die hier keine Verwandten oder Bekannten haben, werden vom Erstaufnahmezentrum in die Quartiere gebracht. Vor allem in Städten, wo es auch eine Anbindung an Schulen und Kindergärten gibt. "Die Quartiere sollen sofort beziehbar sein. Wenn es dann so weit ist, übernehmen wir die Betreuung der Menschen", sagt Sandriesser.
Gesucht werden größere Einheiten für maximal 50 Personen, wie etwa Hotels. "Die Leute sollen sich bei uns melden. Es ist dann ein Genehmigungsprozess notwendig", sagt Sandriesser, der auch betont, dass es Qualitätskriterien gibt. Denn die Kriegsvertriebenen sollen sich wohlfühlen. In Friesach und Feldkirchen werden derzeit Quartiere der Caritas für Flüchtlinge hergerichtet. Es gebe zudem bereits Angebote in Klagenfurt. Mit Details hält sich der Caritas-Direktor bedeckt. Details werden erst bekannt gegeben, wenn etwas fix ist. Das Land gab am Montag übrigens bekannt, dass Jugend- und Familiengästehäuser als Notquartiere dienen werden.
Menschen, die die Caritas bei der Flüchtlingshilfe unterstützen wollen, können sich auf der Webseite fuereinand.at melden. Auch Leser der Kleinen Zeitung unterstützen die Arbeit der Caritas. Die Kleine Zeitung hat zusammen mit der karitativen Organisation ein Spendenkonto eingerichtet.