Rund um Udine ist man am Donnerstag nicht nur mit den Nachrichten vom Krieg in der Ukraine aufgestanden, sondern auch mit deutlich wahrnehmbarem Flugzeuglärm. Man hörte ihn auch am Nachmittag, in der Nacht auf Freitag und am Freitag am Vormittag. Eine Nachfrage der Kleinen Zeitung beim südlich von Lienz gelegenen Nato-Flugzeugstützpunkt Aviano brachte die Antwort, die auch alle friulanischen Medien erhalten haben: "Das 31. Kampfgeschwader ist bereit, die amerikanischen Truppen in Afrika und Europa und die Nato-Staaten im Lauf der Operationen in Europa zu unterstützen. Details über die Teilnahme des 31. Jagdgeschwaders werden im Einklang mit den operativen Bestimmungen bekannt gegeben."

Eine Gruppe von rund 20 Schaulustigen wurde laut Mittagsnachrichten des italienischen Staatsradios "Rai Friaul" von den Carabinieri in Aviano identifiziert. Es sollen vor allem Journalisten gewesen sein, die erste Bilder von Flugzeugen machen wollten, die vom amerikanischen Flughafen aus starteten.

"Ich kann und will nicht einmal an eine direkte Einbindung des Aviano-Stützpunktes denken. Denn das würde einen Krieg zwischen den Nato-Staaten und Russland bedeuten. Ich weigere mich, ein derartiges Szenario auch nur anzudenken", sagte der renommierte internationale Politikwissenschaftler, Universitätsprofessor Georg Meyr gegenüber der Rai.

Zwei Missionen gestartet

Wie die Tageszeitungen "Il Piccolo" und "Messaggero Veneto" berichten, seien in den vergangenen Tagen von Aviano aus zwei Missionen gestartet worden. Die Alarmbereitschaft auf dem Stützpunkt stünde unverändert seit dem 11. September 2001 auf dem zweiten von vier möglichen Levels. Den amerikanischen Mitarbeitern des Stützpunktes seien keine speziellen Anweisungen ausgegeben worden, abgesehen von denen, die sie bereits seit Jahren befolgten. Das bedeute – folgern die Tageszeitungen – dass man sich zumindest in Italien keine Vergeltungsschläge erwarte.

An Flugbewegungen mangle es nicht. Am 7. Februar seien vier F-18 Super Hornets gelandet, die vom im Mittelmeer stationierten Harry Truman Flugzeugträger gekommen seien und die bereits an einer Übung mit den F-16 Jets teilgenommen hätten. Am Samstag voriger Woche hätten zwei (nicht für Trainingszwecke) bewaffnete F-16 an einer Mission in Osteuropa teilgenommen. Es sei das zweite Mal seit Beginn der Krise zwischen Russland und der Ukraine gewesen, dass die Kampfflieger aus Aviano bewaffnet geflogen seien. Der erste Flug soll vorigen Freitag stattgefunden haben. Die beiden F-16 hätten innerhalb des rumänischen Luftraumes mit anderen Flugzeugen der US-Streitkräfte und der Nato an einer Übung teilgenommen, die mehrere Stunden gedauert habe. Einheiten der in Aviano stationierten F-16 nehmen des Öfteren an Übungen an den Ostgrenzen der Nato, in Polen, teil.

Erstmals hörte man von Donnerstag auf Freitag auch in der Nacht die Motoren von Militärmaschinen. "Um 3.50 Uhr in der Früh' hat mich der Lärm aufgeweckt. Und ich konnte dann nicht mehr einschlafen, weil ich mich an die Zeiten erinnert habe, als wir Tag und Nacht Fluglärm hörten, weil die Einheiten von Aviano aus ihre Kriegs-Einsätze flogen", sagt Lehrerin Alessandra Beinat aus San Daniele del Friuli.

Der ständige Geräuschpegel im  Luftraum über Udine blieb auch Freitag am Vormittag.

In einem Artikel mit dem Titel "Die Flüge von der Basis in Aviano multiplizieren sich"  schreibt der  "Messaggero Veneto" in seiner Freitagsausgabe, dass der Militärbasis bislang scheinbar nur eine logistische Aufgabe zukomme. Aber die Anspannung steige, auch in den US-amerikanischen Stützpunkten in Vicenza in der Nachbarregion Veneto. Die Sicherheitsvorkehrungen würden verschärft.

Da Italien rund 50 Prozent des Gases, mit dem viele Italiener heizen und kochen, aus Rußland bezieht, befürchten Italiener nach der bereits zum Jahreswechsel eingesetzten Teuerung von Sprit, Strom, Treibstoff, Gas und Lebensmittelpreisen einen weiteren Preisschock. Auch Vertreter der Industrie haben im Friaul Alarm geschlagen. Es gibt direkte Verbindungen, unter anderem auch zur Stahl verarbeitenden Industrie in der Ukraine. Besonders betroffen sind auch Aluminiumlieferungen.