Landeshauptmannstellvertreterin Beate Prettner (SPÖ) stellte am Mittwoch in einer Pressekonferenz die neue Plattform "Wir helfen dir!" vor: "Wir wissen, die Pandemie fordert uns gesundheitlich auf allen Ebenen. Gerade im psychosozialen Bereich sehen wir vermehrte Belastungen. Besonders Kinder und Jugendliche leiden unter den Folgen. Fehlende soziale Kontakte, Konflikte mit Eltern auf engstem Raum führen zu Ängsten, Depressionen, Essstörungen, Zunahme an Süchten und nicht zuletzt zu erhöhter Suizidalität. Die neue Initiative 'Wir helfen dir!' soll eine niederschwellige, zielgruppengerechte Anlaufstelle für Jugendliche zwischen 14 und 24 Jahren darstellen."

Die Homepage www.wir-helfen-dir.at soll Angebote für Bewältigungsstrategien anbieten. Entwickelt wurde sie auf Basis der erfolgreichen Plattform "Du bist nicht allein" aus Südtirol. Franz Wutte, vom Gesundheitsland Kärnten erklärt, "Die Seite ist niederschwellig und in einfacher, jugendspezifischer Sprache aufgebaut. Es gibt Videos und Tipps, wie Atemübungen, um Wege aus krisenhaften Gefühlswelten zu finden und als Klammer über allem zieht sich die Notrufnummer 142 der Telefonseelsorge." Schüler sollen schnell, anonym und unkompliziert Hilfe finden können, erklärt Weber, "auf einen Blick können Jugendliche schnell Anlaufstellen finden, zielgruppenspezifisch und in Wohnortnähe".

Begleitende Maßnahmen 

Die Plattform wird über unterschiedliche soziale Netzwerke beworben. Über Youtube, TikTok und Instagram will man die junge Zielgruppe erreichen. Eingebunden sind auch unterschiedliche Kooperationspartner und es wird Workshops an Schulen geben, um die Bekanntheit der Seite zu steigern. Geplant sind auch Vorträge und Fortbildungen für Pädagoginnen zum Umgang mit psychischen Belastungen bei Schülern. Fortbildungen für Mitarbeiter der Institutionen von Autark, Promente, der Diakonie und Schulärztinnen sind für Jänner geplant. 

Projekt Supra

Grundlage für die Initiative war die SuiziddatenbankProjekt Supra, die im Jänner 2018 eingeführt wurde. "Die Datenbank ist tagesaktuell und bietet uns unschätzbar wertvolle Daten und die Möglichkeit schnell auf Entwicklungen und Auffälligkeiten zu reagieren. In den ersten Monaten dieses Jahres nahmen sich 8 jugendliche Kärntner das Leben (wir haben zunächst fälschlicherweise von 15 berichtet) und es war klar, wir mussten reagieren", erklärt Herwig Oberlerchner, Vorstand der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Klagenfurt.

Lockdown hat präventive Wirkung

Aus der Suiziddatenbank lässt sich erkennen, dass im ersten Jahr der Pandemie die Selbstmordrate in Kärnten sogar zurückging war. 2020 nahmen sich 92 Menschen das Leben. Heuer ist die Zahl bereits bei 103 Fällen und hat nahezu das Niveau von 2019 mit 108 Suiziden erreicht. "Wir wissen mittlerweile, dass der Lockdown sogar eine präventive Wirkung bei Suiziden hat. So gab es im ersten Lockdown eine Verringerung um die Hälfte. Bemerkenswert ist auch: Bei Frauen gab es keinen einzigen Suizid in diesem Zeitraum", informiert Oberlerchner und erklärt weiter, "aber wir sehen, besonders bei der psychisch vulnerablen Gruppe zwischen 14 und 24 einen massiven Anstieg bei Ängsten, Depressionen, Suchtmittelmissbrauch, familiären Konflikten und Selbstmordgefährdung".

Die nun gestartet Initiative "Wir helfen dir!" ist eine von vielen, die heuer gestartet wurden, um der psychischen Belastung durch die Pandemie entgegenzuwirken. Prettner nennt als Beispiel den Familiencoach, den Kärntner Soziallotsen und das in der finalen Umsetzung befindliche "Herzensprojekt" der Gesundheitsreferentin, die psychiatrischen Ambulatorien. Start dafür ist Anfang des Jahres in Villach und im Herbst in Klagenfurt. "Es gibt Hilfe, nehmen Sie sie in Anspruch!", ruft Prettner auf.