Herr Neuner, Skeptiker werfen dem Elektroauto vor, aufgrund des Herstellungsprozesses insgesamt nicht umweltfreundlicher zu sein als Autos mit Verbrennungsmotor. Zu Recht?
BERND NEUNER: Ich teile diese Meinung nicht. Neue Studien zeigen, dass gerade in Österreich der ökologische Fußabdruck eines Elektroautos besonders vorteilhaft ausfällt, weil hier der Anteil von Grünstrom europaweit vorbildhaft ist. Außerdem holen Elektroautos aufgrund der Energieeffizienz des Elektromotors die Emissionen ihres Herstellungsprozesses nach einigen Jahren wieder herein – während der Verbrennungsmotor bis ans Ende seines Lebenszyklus nur noch zusätzliches CO2 ausstößt.. Wie viele andere Vorurteile über das Elektroauto ist jenes über die schlechte Umweltbilanz schlichtweg falsch.

Ein anderes gängiges Vorurteil handelt vom extremen Wasserbrauch, der bei der Akkuherstellung anfällt.
NERUNER: Man muss die Mengen im Verhältnis betrachten: Die Produktion eines durchschnittlichen E-Auto-Akkus verbraucht so viel Wasser wie die Herstellung eines viertel Kilos Rindfleisch. Die Produktion einer einzigen Jeans verbraucht doppelt so viel Wasser.


Apropos Wasser, viele haben die Hoffnung auf das Wasserstoffauto noch nicht aufgegeben. Soll man noch zuwarten?
NEUNER: Nein, die Entscheidung ist längst gefallen, und zwar zugunsten des Elektroautos. Alle großen Autohersteller setzen ausschließlich auf Elektromobilität. Zumindest was den individuellen Personenverkehr anbelangt wird sich Wasserstoff nicht mehr durchsetzen. Sogar beim Schwerverkehr gehen immer mehr Hersteller in Richtung Batterie.


Und das Reichweiten-Thema?
NEUNER: Das ist mittlerweile vom Tisch. Aktuelle E-Autos kommen auf 400 Kilometer Reichweite und mehr, der Österreicher fährt durchschnittlich 40 am Tag. Auch längere Urlaubsreisen sind mit entsprechender Vorplanung machbar, zumal die Ladeinfrastruktur jetzt auch im Ausland rasant wächst.