Um Gewalt im familiären Bereich zu verhindern, hat der Steirer Eduard Hamedl im Jahr 2013 den Männernotruf ins Leben gerufen. Es ist ein Problem mit dem auch die Kärntner Exekutive laufend konfrontiert ist.
In der Nacht auf Freitag ging in Villach ein Mann (22) in einer Wohnung tätlich gegen seine Freundin (21) vor. Er verletzte sie mit einem Messer. Erst am vergangenen Wochenende wurde in Villach ein mutmaßlicher Fall häuslicher Gewalt bekannt. Vor Ort stellten die Beamten bei der Frau deutliche Anzeichen für Misshandlungen fest. Doch sie wie auch ihr Partner stritten alles ab. Gegen den Mann wurde schließlich ein Betretungs- und Annäherungsverbot ausgesprochen.
"Viele Anrufer stehen mit dem Rücken zur Wand, wissen nicht mehr weiter. Es dreht sich derzeit fast alles um Beziehungsprobleme“, fasst Hamedl, der Polizist im Ruhestand und Obmann des Männernotrufs ist, zusammen, was bei der Hotline an Problemen anbrandet: „Ja, wir haben da mit Selbstmord-, aber auch Mordgedanken zu tun. Manche Männer stehen durch Familie und Job so unter Druck, dass sie ihre Firma in die Luft sprengen wollen.“
War es im ersten Lockdown noch relativ ruhig an der Beziehungsfront, spüre man nun in Gesprächen – die oft eine Stunde und länger dauern –, dass es in Beziehungen heftig kriselt. Oft hilft ein Gespräch, um Druck rauszunehmen, vielfach bietet man weitere Gesprächs- und Therapieangebote an.
Anrufer auch aus Kärnten
„Wir müssen Männer zum Reden bringen“, will er allen Mut machen, sich zu Wort melden. Beim Männernotruf, der in Graz angesiedelt ist, melden sich Anrufer aus ganz Österreich und selbst Deutschland. Rund 3000 Krisentelefonate pro Jahr führen die 33 ehrenamtlichen Helfer in Graz, Tendenz steigend. Bei akuten Suizidgedanken rückt Hamedl auch zu persönlichen Treffen aus. Derzeit sind diese nur in der Steiermark möglich.
Die Hotline ist 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr besetzt – und am Limit. Hamedl hofft, dass das Angebot – mithilfe der Politik – in anderen Bundesländern verstärkt werden kann. "Auch aus Kärnten erhalten wir viele Anrufe", sagt Hamedl. In allen Bundesländern würden viele Männer nach einer Wegweisung den Männernotruf wählen. "Wir nehmen mit einer Unterkunft Kontakt auf und zahlen auch einige Nächte", sagt Hamedl. Der Obmann ist bestrebt, mit allen Landespolizeidirektionen Kontakt aufzunehmen. "Es wäre wichtig, dass unser Folder mitgegeben wird, wenn ein Mann weggewiesen wird", sagt Hamedl. Der Altersschnitt der Anrufer liegt im Schnitt zwischen 30 und 60 Jahren. Dass Bedarf besteht, zeigt die Statistik. Im vergangenen Jahr gab es in Kärnten 585 Fälle von Wegweisungen samt Betretungsverboten. Hamedl unterstreicht, dass der Notruf Anlaufstelle für Krisen aller Art ist. Rund 20 Prozent der Anrufer sind Frauen.
Unterstützung von Politik
Hamedl ist auch bestrebt, mit der Kärntner Soziallandesrätin Landeshauptmann-Stellvertreterin Beate Prettner (SPÖ) Kontakt aufzunehmen. Einerseits um den Männernotruf bekannter zu machen sowie für eine finanzielle Unterstützung. "Grundsätzlich sind alle Initiativen, Maßnahmen und Organisationen die zur Vermeidung von Gewalt in Familien oder Beziehungen beitragen, begrüßens- und unterstützenswert. Dass es auch viele ehrenamtliche Tätige in diesem Bereich gibt, wie etwa beim Männernotruf, ist ein ermutigendes Zeichen für eine solidarische Gemeinschaft. Als Sozialreferentin des Landes Kärnten bin ich im Rahmen meiner Möglichkeiten gerne bereit, den Männernotruf dabei zu unterstützen, ihn auch in Kärnten bekannter zu machen. Wie genau die diese Unterstützung aussehen kann, wird noch zu klären sein. Hinzuweisen ist auch auf die in Kärnten bereits bestehenden und etablierten Einrichtungen zur Männerberatung", heißt es von Prettner in einer Stellungnahme.
Der Steirer unterstreicht auch angesichts der steigenden Nachfrage bei der Hotline: "Wir werden das Angebot nicht auf Dauer ehrenamtlich führen können." Derzeit befinden sich die 33 ehrenamtlichen Mitarbeiter allesamt in der Steiermark. Ziel ist es weiters, Helfer auch in den anderen Bundesländern, so auch in Kärnten, zu finden. Die Ehrenamtlichen stammen aus einschlägigen Berufen. Psychologen, Sozialarbeiter, Soziologen und dergleichen führen die Gespräche.