Zehn Giftschlangen und drei Giftspinnen hielt ein 26-jähriger Klagenfurter Fußfesselträger in seiner Wohnung. Nur weil die Polizei letzten Donnerstag dort eine Kontrolle vornahm, wurde bekannt, dass der Häftling die Tiere teilweise in Frischhalteboxen deponiert hatte und sie jederzeit flüchten hätten können. Wie Reptilienexpertin Helga Happ betont, bestand Lebensgefahr für den Tierhalter und die anderen Bewohner des Mehrparteienhauses.

Happ hat die gefundenen Tiere (eine Chinesische Nasenotter, eine Klapperschlange erwachsen, eine Klapperschlange Albino, zwei Bambusottern, ein Rote Speikobra, zwei Kobras, eine Schwarzkopfkobra, ein Taipan) aufgelistet und illustriert mit ihrem Detailwissen, wie tödlich das Arsenal des Schlangenliebhabers war. "Wenn solche Schlangen zubeißen, kann es rasch vorbei sein. Es gab schon tödliche Verläufe, obwohl ein Serum sofort greifbar war", betont Happ. "Die jungen Leute, die sich aus Interesse oder Angeberei solche Gifttiere halten, sind sich der Gefahr überhaupt nicht bewusst."

Sieht man von den zwei Bambusottern ab, so hätte Happ gar kein Serum, das nach einem Giftschlangenbiss helfen würde. "Der Zoo im burgenländischen Forchtenstein hätte ein Serum gegen Taipan- oder Kobrabisse. Für alle anderen würde man in ganz Österreich nicht fündig werden", erzählt Happ. So ein Serum sei kostspielig in der Herstellung und nur zwei Jahre haltbar. "Für Firmen ist dieses Geschäft nicht lukrativ, daher wird kaum mehr Serum hergestellt." Ein Serum darf nur von einem Arzt verabreicht werden, weil gleichzeitig der Kreislauf überwacht werden muss.

Die aufgefundenen Giftschlangen im Detail:

Chinesische Nasenotter:

Verbreitung: Vietnam, China, Taiwan.
Das Gift ist eine Mischung aus verschiedenen Wirkstoffen, die in erster Linie in die Mechanismen der Blutgerinnung eingreifen und dadurch zu Thrombosen und Embolien führen können. Außerdem zerstört es die roten Blutkörperchen und die Wände der Blutgefäße, was zu schweren inneren Blutungen führen kann. Im Gift der Schlange ist weiters ein Zytotoxin enthalten, das Zellen zerstören und Gewebe absterben lassen kann.

Weißlippen-Bambusotter:

Verbreitung: Asien.
Das Gift braucht die Gerinnungsfaktoren des Blutes auf und setzt die Gerinnungsfähigkeit herab.

Klapperschlangen:

Verbreitung: Amerika von Kanada bis Argentinien; USA bis auf Alaska und Hawaii in jedem Bundesstaat.
Das Gift stört die Blutgerinnung und Blutbildung, was eine Störung des Blutkreislaufes bis hin zum Kreislaufkollaps hervorrufen kann.

Kobras:

Verbreitung: in weiten Teilen Afrikas und Asiens in etwa 30 Arten.
Die neurotoxischen Gifte der Kobras sind äußerst wirksam und sorgen für eine Schädigung des Nervensystems. Es kommt zu einer Atemlähmung.

Taipan:

Vorkommen: Ost- bis Nordaustralien sowie im Süden von Papua-Neuguinea.
Das Gift ist ein Nervengift. Aufgrund der großen Giftmenge und der hohen Toxizität verläuft der Biss beim Menschen unbehandelt meist tödlich. Der Biss wird oft gar nicht bemerkt, lokale Symptome im Bereich der Bissstelle fehlen häufig. Typische Symptome eines Bisses sind anfangs Übelkeit und Erbrechen, danach kommt es zu fortschreitenden Lähmungen der Muskulatur bis hin zum ohne Behandlung tödlichen Atemstillstand sowie zu Blutgerinnungsstörungen.