Neben Wien schließt nun auch Kärnten nicht aus, dass die von der Bundesregierung angekündigten weitreichenden Lockerungen der Corona-Maßnahmen nicht zur Gänze mitgetragen werden. Regionale oder lokale Maßnahmen seien möglich, sofern notwendig, hieß es am Montag aus dem Büro von Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) zur APA. In den anderen Bundesländern will man sich weitgehend an den Bundes-Vorgaben orientieren, ergab ein APA-Rundruf. Die SPÖ-Spitze mahnte indes zur Vorsicht.

Durch das "weiterhin regelmäßig tagende Corona-Koordinationsgremium" werde dafür Sorge getragen, dass "auch kurzfristig regionale oder lokale Schutz-Maßnahmen wieder ein- und umgesetzt werden können, wenn es notwendig sein sollte", hieß es am Montag aus dem Büro von Landeshauptmann Peter Kaiser. Auch in Vorarlberg verwies man auf die Möglichkeit regionaler Maßnahmen: Das Land behalte sich vor, solche - wenn nötig - zu setzen, hieß es aus der Pressestelle. Derzeit stünden strengere Regeln als im Bund aber nicht im Raum.

Aggressivere Delta-Mutation

Auch im (neben Wien und Kärnten) dritten SPÖ-geführten Bundesland, dem Burgenland, sind derzeit keine strengeren Regeln vorgesehen. Die Infektionszahlen seien aktuell stabil niedrig, hieß es aus dem Büro von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ). SPÖ-Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner und Wiens Bürgermeister Michael Ludwig mahnten unterdessen in Sachen Corona-Maßnahmen zur Vorsicht. Auch Expertinnen und Experten würden dies tun - etwa angesichts der neuen, aggressiveren Delta-Mutation, betonten sie am Rande der Wiener SPÖ-Gremiensitzungen am Montag.

Wien schließt nicht aus, die Öffnung am 1. Juli nicht zur Gänze mitzutragen. Kritik kam auch an jüngsten Überlegungen in Sachen Maskenpflicht: Es mache Sinn, dass man Fachleute höre, "die zu einem großen Teil sehr vorsichtig sind". Noch könne man etwa schwer abschätzen, wie sie sich die Delta-Variante verbreiten werde, so Ludwig. Auch Rendi-Wagner warnte davor, zu glauben, dass die Pandemie vorbei sei: "Wir können nicht so tun, als wäre das Virus verschwunden." Es dürfe nicht wieder wie letztes Jahr der Sommer verschlafen werden - im Herbst habe es dann böse Überraschungen gegeben: "Das darf kein zweites Mal passieren." Sie plädierte unter anderem dafür, dass die Maskenpflicht in Bereichen mit erhöhtem Infektionsrisiko - etwa in Supermärkten oder öffentlichen Verkehrsmitteln - bleibe, zumindest der Mund-Nasen-Schutz.

Fragezeichen

Zurückhaltend zum Masken-Aus äußerte sich am Montag auch Chief Medical Officer Katharina Reich: Es sei immer klar gewesen, dass auftretende Mutationen wie jetzt die Delta-Variante "große Fragezeichen" aufwerfen, sagte sie im Ö1-Radio. Zu einer Aufhebung der Maskenpflicht im Handel sei sie "eher zurückhaltend und zögerlich". Gleichzeitig kündigte sie das Vorhaben an, nach Vorbild Wiens in ganz Österreich "niederschwellig" die Möglichkeit zu PCR-Tests anbieten zu wollen. Wichtig sei dies auch vor allem deshalb, weil die Delta-Variante laut Experten eigentlich nur so festgestellt werden könne.

Der Bundesverband "Lebenswelt Heim" plädierte hingegen für Lockerungen - auch in den Pflegeeinrichtungen. Konkret wurde in einer Aussendung verlangt, dass Pflegekräfte, die bereits beide Impfungen haben, keine FFP2-Masken mehr tragen müssen - und auf das Corona-Besuchsmanagement zu verzichten. Die Bewohner seien geimpft, und jetzt wäre es "hoch an der Zeit", dass sie wieder Besuch bekommen können wie vor Corona-Zeiten, forderte der Bundesverband.