"Der Täter hat meine Hände mit Kabelbinder und die Füße mit einem Gürtel gefesselt“, sagt der 89-jährige Josef J zur Kleinen Zeitung. „Ich habe mich so geplagt. Drei Stunden habe ich gebraucht, mich selbst zu befreien.“ Sein Blick wird nachdenklich. „Wenn ich es nicht geschafft hätte, wäre ich verhungert und verdurstet. Weil zu mir hinauf kommt niemand.“
Josef J. sitzt im Besucherraum im Caritas-Pflegeheim in Bad Eisenkappel (Železna Kapla-Bela), vor ihm liegen eine Zeitung und Unterlagen zu seinem Fall. Beides kennt er in- und auswendig. Er beginnt über den 6. August 2019 zu sprechen. Vom Tag, der sein Leben schlagartig verändert hat. Nichts hat auf die bevorstehende Tragödie hingedeutet. Der alleinstehende ehemalige Elektrowerksmeister fährt wie jeden Tag vom abgelegenen Bergbauernhof, er bewohnt ein Nebengebäude, gegen 16 Uhr in das rund acht Kilometer entfernten Bad Eisenkappel. Dort trinkt er einen Kaffee und liest die Zeitung. Nach dem Besuch im Lokal fährt er auf direktem Weg nach Hause – wie immer.
Claudia Odebrecht