Homeoffice spielt’s hier definitiv nicht: In einer der heikelsten Schaltstellen für Kärntens Infrastruktur, der Netzleitstelle der KNG -Kärnten Netz GmbH, wachen hoch spezialisierte Mitarbeiter rund um die Uhr über 18.000 Kilometer Stromleitung. Die „Warte“, so nennen die Eingeweihten ihre Hightech-Zentrale, lässt sich nur über Sicherheitsschleusen betreten.
Zusätzlich ist sie digital nach höchstem Stand der Technik abgesichert – Cyberangriffen von außen wird somit ein Riegel vorgeschoben. Darin liegt aber auch der Grund, warum sich Kärntens Stromnetz nicht von zu Hause aus regeln lässt, obschon das in der Pandemie gar nicht so unpraktisch wäre. „Aber wenn es rund geht, muss die Besatzung in der Leitstelle eng zusammenarbeiten können. Auch das spricht gegen das Homeoffice“, sagt Stefan Plattner. Er ist einer von sechs „Chefpiloten“, die in der Leitstelle das Sagen haben – nicht nur während der 12-Stunden-Schichten, sondern auch in Ausnahmesituationen: Extremwettereignisse, Blackout-Gefahren oder andere unvorhersehbare Situationen, die das Stromnetz in Bedrängnis bringen.
Um Stromausfälle zu verhindern und die Stabilität des Stromnetzes zu gewährleisten, greift Plattner auf Unmengen an verschiedensten Echtzeitdaten zurück. Mit den über 78.000 Messwerten und Meldungen aus dem Stromnetz laufen in der Leitstelle auch noch Wetterdaten, Blitzeinschläge und jährlich rund 28.000 Kundenanrufe zusammen.
Aus all diesen Daten ergibt sich ein digitales Abbild des Stromnetzes auf allen Ebenen – von der Hochspannungsleitung bis hin zur Trafostation, an der die einzelnen Haushalte hängen. Sichtbar wird das im Zentrum der Leitstelle auf einer großen Leinwand, die mit ihren Abmessungen ein beachtliches Heimkino abgeben würde. Hier sehen Operatoren wie Plattner und ihre diensthabenden Assistenten auf einem Blick, wie es um den Zustand des Kärntner Stromnetzes bestellt ist.
„Ein besonders wichtiger Faktor dabei ist die Frequenz im Stromnetz, die immer um die 50 Hertz betragen muss. Das wird erreicht, indem sich Stromverbrauch und Stromerzeugung im Gleichgewicht befinden“, sagt Plattner. Obwohl viele Abläufe automatisiert sind, liegt die Letztentscheidung über Eingriffe in den Stromfluss bei Operatoren wie ihm: Ob Leitungen ein- oder ausgeschaltet werden, ob Kraftwerke hoch- oder heruntergefahren werden müssen, ob Transformatoren geregelt werden – all das hat Plattner in ganz Kärnten mit ein paar Mausklicks in der Hand. Ein enorm verantwortungsvoller Job, der höchste Konzentration verlangt.
Plattner hat für diese Aufgabe eine lange Ausbildung bei der KNG hinter sich: Nach Anfängen als Lehrling arbeitete er zwölf Jahre lang im Störungsdienst. Der HTL-Abschluss und eine sechsjährige Ausbildung qualifizierten ihn für den Dienst in der Leitstelle, wo er seit 2015 als Operator arbeitet.
Seine Erfahrung als Monteur hilft Plattner bei der schwierigen Einsatzkoordination, die ebenfalls Aufgabe der „Warte“ ist: „Wir schicken unsere Leute zu umgefallenen Masten und gerissenen Leitungen. Wenn die Kollegen das bei Wind und Wetter machen müssen, kann ich mich gut in sie hineinversetzen und weiß, was sie leisten können“, sagt Plattner.
Eine Initiative der Kelag in Kooperation mit der Kleinen Zeitung.