Das Erdbeben mit dem Epizentrum in Ferlach vom Samstag der Vorwoche sorgt noch immer für Diskussionen. Ist die Häufung von insgesamt sechs deutlich spürbaren Erdbeben in Kärnten in den vergangenen Monaten eine Art "Vorbotschaft" auf ein großes Schadensbeben?
Die Experten in der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien relativieren. In Österreich würden von der Bevölkerung jedes Jahr zwischen 40 und 50 Erdbeben wahrgenommen. Die meisten Beben machen sich durch ein deutliches Rütteln bemerkbar, doch etwa alle zwei bis drei Jahre müsse in Österreich auch mit leichten Gebäudeschäden durch ein stärkeres Erdbeben gerechnet werden. Alle 75 Jahre ereignet sich im Schnitt ein kräftiges Erdbeben, das auch zu schweren Schäden an Gebäuden führen kann.
Schäden vor 45 Jahren
Ein solches Beben gab es zuletzt am 6. Mai 1976 mit verheerenden Folgen im Friaul. Die Ausläufer führten vor allem im Raum Villach und Arnoldstein zu Schäden. Unter anderem fielen Luster von der Decke, Mauerrisse taten sich auf und in einigen Geschäften stürzten Verkaufsregale um.
Selbsterfahrung zum Thema Erbeben machte Anton Podbevsek, Direktor des Kärntner Zivilschutzverbandes, bei einem leichten Beben im Dezember des Vorjahres in seiner Wohnung. "Ich habe im Wohnzimmer einen Glastisch. Mein erster Gedanke war: nicht unter den Tisch kriechen, das Glas bricht, wenn Deckenteile darauf fallen. Ein Blick nach oben zeigte. Der Luster schwanke ordentlich."
Für Podbevsek steht fest: "Je intensiver man sich mit möglichen Krisenszenarien beschäftigt, umso leichter wird der Umgang mit möglichen Angstzuständen und umso sicherer werden Handlungsabläufe zur Gefahrenabwehr." Der Zivilschutzverband hat die wichtigsten Verhaltensregeln zusammengefasst:
Vor dem Erdbeben:
- Gebäude in gutem Bauzustand erhalten (Schornsteine, Balustraden, Dachrinnen und dergleichen).
- Schwere Möbel und Gerätschaften (Warmwasserspeicher) gut verankern.
- Keine schweren Bilder oder Regale über dem Bett montieren.
- Lage des Hauptschalters für Strom und der Absperrventile für Gas und Wasser einprägen.
Während eines Erdbebens:
- Ruhe bewahren, Panik vermeiden.
- Nicht ins Freie laufen (Gefahr durch herabfallende Trümmer).
- Schutz unter einem Türstock oder unter einem stabilen Tisch suchen.
- Nähe von Fenstern meiden (Glassplitter) und keine Aufzüge benützen.
- Im Freien Sicherheitsabstand zu Gebäuden und elektrischen Freileitungen einhalten. Im städtischen Bereich am besten den nächsten Hauseingang oder eine Hauseinfahrt aufsuchen.
Nach einem Erdbeben:
- Verletzte versorgen
- Schäden feststellen. Bei größeren Schäden Strom abschalten und Haupthähne von Gas und Wasser schließen.
- Gebäude verlassen (Aufzüge nicht benützen). Notgepäck mitnehmen. Vorsicht vor herunterfallenden Dachziegeln und Glasscheiben
- Draußen Sicherheitsabstand zu Gebäuden einhalten (Gefahr von Nachbeben)
- Batterieradio einschalten und behördliche Anordnungen beachten. Mehr Informationen: www.siz.cc/kaernten
Peter Kimeswenger