Herr Prasser, wer sind die Leute, die sich Photovoltaik aufs Dach installieren? Kommen hauptsächlich Idealisten und Umweltfreunde zu Ihnen, oder auch die wirtschaftlich Kalkulierenden?
PETER PRASSER: Wir sind wirklich überrascht, wie sehr sich jetzt auch Betriebe und Wirtschaftstreibende für die Photovoltaik interessieren. Die Industrie hat damit begonnen, ganz massiv in Sonnenstromanlagen zu investieren. Photovoltaik ist längst nicht mehr ein Nischenprodukt für Klimaschützer, die Technologie rechnet sich. Wer heute eine Anlage kauft, hat den Preis nach sieben Jahren wieder hereingespielt – und produziert dann noch mehr als 30 Jahre damit Strom.
Was hat letztendlich zum Umdenken geführt? War es der Wirkungsgrad der PV-Paneele, der sich in den letzten Jahren immer ein wenig gesteigert hat?
Da spielen viele Faktoren hinein. Die Produktionskosten haben sich verringert, die Lebensdauer erhöht, Photovoltaik ist heute viel flexibler einsetzbar, etwa in Fassaden oder als Beschattungselement. Der Wirkungsgrad, der wohl keine großen Sprünge mehr über die aktuellen 20 Prozent hinaus machen wird, spielt da eine untergeordnete Rolle – weil wir genügend Flächen haben, die man mit PV bestücken kann.
Wo liegt dann der entscheidende Wandel?
Ich denke, dass die Politik einen wesentlichen Impuls gesetzt hat. Mit dem Gesetz zum Ausbau der erneuerbaren Energie hat die Regierung gezeigt, dass sie die Stromwende wirklich ernst nimmt. Das hat Signalwirkung und motiviert viele, mitzuziehen. Die Stimmung in der Branche ist gut, wir erwarten, dass sich das Volumen des PV-Marktes in Österreich bis 2030 verfünffachen wird.
Ihr Unternehmen, die Kioto Solar, profitiert schon jetzt von der Erneuerbaren-Euphorie, trotz Krise wächst das Geschäft heuer um 20 Prozent. Wird die Beschleunigung dieses Wachstums überhaupt zu stemmen sein? Haben wir die nötigen Rohstoffe?
Das Schöne an der Photovoltaik ist, dass sie ohne seltene Rohstoffe auskommt. Wir verwenden in der Produktion der PV-Paneele hauptsächlich Kupfer, Aluminium und Glas, vorwiegend aus europäischen Quellen. Silizium für die PV-Zellproduktion ist weltweit ausreichend verfügbar, da müssen wir uns keine Sorgen machen.
Der Großteil der Siliziumzellen wird aber nach wie vor in China hergestellt. Begeben wir uns mit der Energiewende damit nicht zu sehr in die Abhängigkeit fremder Märkte?
China beherrscht tatsächlich den Weltmarkt, weil Europa in den Anfangsjahren der Verlockung von billiger Standardware erlegen ist. Aber es ist auch hier eine Umkehr zu erkennen: Frankreich hat eine Regelung eingeführt, dass die Produktion von PV-Elementen CO2-neutral sein muss. Das stärkt europäische Hersteller, weil sie sauberer produzieren. In Deutschland startet jetzt ein großes Unternehmen wieder mit der Herstellung von Photovoltaik-Zellen, wieder mit etwas höhrem Wirkungsgrad. Wir sehen, dass die Kunden dafür auch bereit sind, etwas mehr zu zahlen – weil ihnen die europäische Wertschöpfung wichtig ist.
Es scheint, als würde auch die Optik bei PV wichtiger werden.
Das stimmt, vielen Auftraggebern sind die herkömmlichen PV-Paneele nicht mehr ansprechend genug. Wir haben jetzt viel mehr Möglichkeiten, Photovoltaik in Gebäude zu integrieren, auf eine Weise, die auch ästhetisch ist. Die Architekten und Handwerker machen da mit, anders würde es nicht gehen. Wir können jetzt Farben verwenden, Gebäudehüllen gestalten. Unsere besten Projekte sind PV-Anlagen, die man gar nicht mehr als solche erkennt.
Ein Projekt Ihrer Firma in der Schweiz wurde 2017 Jahren ausgezeichnet. Wofür genau?
Wir haben die Fassade eines Mehrfamilienhauses mit PV-Paneelen ausgestattet. 1046 Module wurden dabei angebracht, sie sind aber nicht wie gewohnt schwarz und glänzend, sondern haben einen völlig unauffälligen mittelgrauen Farbton.
Ist ein PV-Modul an der Fassade genauso effizient wie am Dach?
Wir verwenden Doppelglasmodule, die bis zu 30 Prozent mehr Strom erzeugen als herkömmliche Module. Bei großen Flächen bringt das einen enormen Zuwachs an Ertrag. Wenn wir die Energiewende schaffen wollen, werden wir alle zur Verfügung stehenden Flächen nutzen müssen. Ich war skeptisch, ob wir das Energieziel 2030 erreichen werden. Mittlerweile halte ich es für realistisch.
Eine Initiative der Kelag in Kooperation mit der Kleinen Zeitung