Selten ist es unseren südlichen Nachbarn gelungen, hierzulande für so viel Aufregung zu sorgen, wie dieser Tage: Italien erwägt nicht nur im eigenen Land ein Verbot für Skiurlaube in den Weihnachtsferien; Regierungschef Giuseppe Conte will darüber hinaus auf EU-Ebene mit Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron diskutieren, um länderübergreifend den Spaß im Schnee zu untersagen.
Norditalienische Regionen als am stärksten betroffene Gebiete des Nachbarlandes haben umgehend gegen die Pläne protestiert, Kärnten und Osttirol folgten sofort. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser halte „auf den ersten Blick“ nichts von einem solchen Skiurlaubsverbot, deponierte er im Ö1-Morgenjournal. Kaiser hinterfrage, warum man unter Einhaltung entsprechender Maßnahmen nicht im Freien Skifahren können sollte.
Skifahren zu Corona-Zeiten: Wie stehen die Kärntner heuer zum Wintersport?
„Auf den Winter zu verzichten und die Leute einzusperren schadet mehr. Das ist der falsche Weg. Skifahren unter Berücksichtigung der Vorgaben und Regeln ist praktisch ohne Risiko möglich“, sagt Mario Tölderer, Vorstand der Lienzer Bergbahnen. Auch für Manuel Kapeller-Hopfgartner, Obmann der Fachgruppe Seilbahnen in der Wirtschaftskammer Kärnten, ist ein Verbot „nicht denkbar. Wir wollen gleichzeitig mit dem Handel eröffnen.“ Einen Vorteil sehen die Kärntner Skigebietsbetreiber auch darin, dass 85 Prozent der Lifte offene Sessel- oder Schlepplifte seien.
"Hausaufgaben gemacht"
„Das ist die ideale Voraussetzung, um den Gästen ein sicheres Bergerlebnis bieten zu können“, so der Seilbahnenboss. In Sachen Covid-Prävention habe man vom Selbstbedienungs-Ticketautomat bis zur regelmäßigen Gondel-Desinfektion mit Kochsalzlösung alle Hausaufgaben gemacht. Die Skigebiete seien in den Startlöchern, könnten sich den Zeitpunkt der Beschneiung ja nicht aussuchen. Tatsächlich laufen in allen größeren Ressorts die Vorbereitungen, um am 7. Dezember in die Saison zu starten. „Wir hatten letzte Woche Neuschnee, aktuell sind die Schneekanonen in Betrieb. Laut Anfragen wollen die Gäste kommen“, erklärt Gerald Kroschel vom Nassfeld. Dass man mit Einbußen zu rechnen haben wird und primär auf heimische Gäste setzen muss, weiß man auch auf der Turrach. „Aber wir wollen ihnen beste Bedingungen liefern. Schon am 7. Dezember werden mindestens vier Lifte bereitstehen“, so Sprecherin Elke Basler.
Neben den Betreibern steht auch die Bundesregierung dem Vorstoß aus Italien ablehnend gegenüber: „Ich halte nichts davon, Skigebiete zu schließen“, sagt Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP).
Voraussetzung für so eine Debatte wäre, dass die EU die Kosten für diese Schließungen zahlen würde. „Wenn die EU vorgibt, dass Skigebiete geschlossen bleiben, dann bedeutet das Kosten von bis zu zwei Milliarden Euro“. Blümel kann sich eine Schließung nur unter einem Skifahr-Ausfallsersatz vorstellen – per Direkt-Überweisung an den Bund mit der Erlaubnis, die Gelder an die betroffenen Unternehmen zu verteilen oder mittels Reduktion der österreichischen Zahlungen an die EU um diesen Betrag.
Thomas Martinz