Man könnte fast vergessen, dass da zusätzlich zur Pandemie noch ein anderes drängendes Thema pressiert: nämlich der Klimaschutz. Musste die Kelag ihre Bemühungen diesbezüglich in den letzten Monaten hinten anstellen?
MANFRED FREITAG: Natürlich mussten wir darauf schauen, dass wir als Betreiber einer kritischen Infrastruktur die Stromversorgung unter allen Umständen aufrecht erhalten konnten. Das ist uns gelungen. Wir mussten aber zu gewissen Zeiten den Kontakt mit den Kunden einstellen. Das betraf aber vor allem den Smart-Meter-Rollout.
Die elektronischen Stromzähler sind ein Herzstück der Energieeffizienz-Offensive, die den Kunden helfen soll, Strom zu sparen. Wie steht es um andere Investitionen, etwa den forcierten Ausbau der erneuerbaren Energieträger?
DANNY GÜTHLEIN: Dort wo neue Projekte angegangen werden, sind teilweise Verzögerungen eingetreten. Mit unseren Aktivitäten zur Wasserkraft konnten wir in Italien noch nicht starten, auch die Inbetriebnahme eines Wasserkraftwerks in Montenegro musste verschoben werden. Aber davon lassen wir uns nicht aufhalten. Denn jetzt befinden wir uns in einer Zeit, in der Klimaschutz breitenwirksam in der Gesellschaft angekommen ist. Der Sinneswandel ist da, dass etwas getan werden muss. Nur was das genau sein kann, das müssen wir jetzt den Bürgern detailliert erklären. Es stehen dazu viele Fragen im Raum, die wir auf diesen Seiten klären wollen.
Vor allem die Frage drängt sich auf, wie Kärnten die ambitionierten Klimaziele 2030 erreichen soll.
FREITAG: Wir benötigen dazu alles, was uns an nachhaltigen Technologien zur Verfügung steht. Es wird nicht reichen, sich nur auf den Ausbau der Wasserkraft oder nur auf die Forcierung der Photovoltaik zu konzentrieren. Und auch zu sagen, dass in Kärnten nie ein Windrad stehen wird, bringt uns nicht weiter. Den Luxus, auf so eine Form der erneuerbaren Energie zu verzichten, können wir uns nicht mehr leisten. Es kann bei der Klimawende kein Entweder-oder geben, sondern nur ein Sowohl-als-auch.
In den nächsten fünf Jahren will die Kelag 60 Millionen Euro für den Ausbau der Photovoltaik-Kapazitäten in Kärnten locker machen. Wo haben wir Platz für die Paneele, die Strom für rund 25.000 Haushalte erzeugen werden?
FREITAG: Wir haben in Kärnten überall geeignete Standorte für die jeweiligen Technologien. Bei der Photovoltaik werden wir nicht nur bestehende Dächer brauchen, sondern auch auf Freiflächen zurückgreifen. Damit sind aber nicht grüne Wiesen und landwirtschaftlich genutzte Gründe gemeint, sondern Flächen, die bereits industriell oder gewerblich genutzt sind. Das können zum Beispiel auch die Wiesen rund um unsere Umspannwerke sein.
Sonnenstrom bringt wie alle Formen der erneuerbaren Energie die Schwierigkeit mit sich, dass er nicht ständig und im gleichen Ausmaß verfügbar ist. Wird das zum Problem, wenn der Strom 2030 komplett „grün“ sein muss?
GÜTHLEIN: Wenn in Summe dann wirklich elf Terrawattstunden Strom aus der Sonnenkraft und weitere zehn aus der Windkraft kommen, werden wir mit technischen Mitteln in der Lage sein, Verbrauch und Erzeugung in Balance zu halten. Die intelligente Steuerung im Stromnetz und beim Kunden vor Ort wird an Bedeutung gewinnen. Wir denken aber auch schon darüber nach, wie wir mit temporären Überkapazitäten an Strom umgehen werden, wenn etwa im Sommer sehr viel Sonnenenergie zur Verfügung steht. Da ist die Speicherung in Wasserstoff ein Zukunftsthema.
Eine Initiative der Kelag in Kooperation mit der Kleinen Zeitung