20 Katzenbabys und acht Hundewelpen, gezwängt in zwei Käfige in einem Auto, allesamt schwer krank, wurden vor zwei Jahren in Kärnten aufgegriffen. Im gleichen Jahr entdeckten italienische Polizisten zufällig bei einer Kontrolle einen illegalen Tiertransport mit 2615 Papageien. Wie sich herausstellte, hatten die Tiere eine Chlamydien-Infektion - eine auf den Menschen übertragbare Krankheit, die Lungenentzündungen verursachen und bei Kindern, alten und immunschwachen Personen sogar zum Tod führen kann. "Durch einen einzigen Vogel, der einen Menschen ansteckt, kann die Krankheit auf 3000 Menschen übertragen werden", sagte Marie-Christin Roßmann, Sachgebietsleiterin für Infektionskrankheiten, internationalen Tierhandel und Tiergesundheit beim Land Kärnten, am Mittwoch im Tierkompetenzzentrum (Tiko). Dort hat nämlich jetzt das erste "Biocrime"-Seminar für Behördenvertreter und Polizeibeamte begonnen.
Dieses Interreg-Projekt haben Kärnten und die Region Friaul-Julisch-Venetien gestartet, um dem illegalen Tierhandel gemeinsam den Kampf anzusagen. An erster Stelle stehen dabei der Schutz der Menschen und der Tierschutz. Denn nicht nur das Tierleid, dass durch illegalen Handel verursacht würde, sei groß, erklärte Paolo Zucca, Leiter der Abteilung Veterinärwesen-öffentliche Tiergesundheit der Region Friaul-Julisch-Venetien: "60 bis 80 Prozent aller Krankheiten sind Zoonosen." Und am meisten gefährdet seien hier laut einer Statistik der Weltgesundheitsorganisation nicht etwa unterentwickelte Länder, sondern Europa, Nordamerika und Russland - aufgrund der durch die Globalisierung und internationale Tiertransporte verursachten Artenvielfalt in diesen Gebieten.
Tiere um 1,3 Billionen Euro gehandelt
Eine Ursache, warum immer mehr in Tierfabriken unter schrecklichen Umständen gezüchtete Tiere aus Osteuropa, Asien oder anderen Ländern nach Europa gebracht werden, sei auch der blühende Internettierhandel. Aus den Verkaufszahlen für Tierfutter weiß man, dass allein im illegalen Hunde- und Katzenhandel jährlich 1,3 Billionen Euro umgesetzt werden. Daher sei es auch wichtig, dass die Kunden ihre Tiere bei anerkannten, heimischen Züchtern kaufen, sagte Roßmann: "Ein vermeintlich billig gekauftes Tier kann sehr teuer werden, weil viele von ihnen krank sind." Auch in Schulen und Kindergärten sei daher Aufklärungsarbeit geplant, sagte Tierschutzreferent Gernot Darmann (FPÖ) : "Die Kinder sollen dann die Information nach Hause zu ihren Eltern bringen. Denn dadurch werden Krankheiten unmittelbar in die Familien gebracht."
Terroristen infizieren Tiere
Eine weitere, bisher unterschätze Gefahr würde neben Zoonosen auch der Bioterrorismus darstellen. Mittlerweile sei es für kriminelle Organisationen ein Leichtes, Tiere mit gesundheitsschädlichen oder sogar tödlichen Erregern zu infizieren, die auf Mensch übertragbar sind, warnte Zucca.
Vorerst ist das Pilotprojekt bis 2019 anberaumt. "Das Ziel ist es aber, es auf ganz Europa auszuweiten", sagte Holger Remer, Leiter der Veterinärabteilung beim Land Kärnten.